Michael Reißig

Eine schauspielreifes Anbagger-Szenario in der U-Bahn

Die hübschen Neuntklässlerinnen Manu; Heike, Katarina und Jana amüsieren sich kichernd in der Linie acht der Berliner Subway - natürlich nicht nur über Gott und die halbe Welt, sondern über den einen oder anderen von diesen schrägen oder stinknormalen Typen, die ihnen in jüngster Vergangenheit über den Weg gelaufen sind. Währenddessen machte die freundlich-helle Stimme der Stationsansagerin, die Reisenden auf den nächsten Halt in der Station Bernauer Straße aufmerksam.

Ein neuerlicher Grund für dieses wild schnatternde Entengeschwader, erneut ihre „Hochleistungsantennen” auf Empfang zu richten, um mithilfe ihrer phänomenalen Flirtkünste Typen, die mit einem spektakulären Röntgenblick versuchen, Eindruck zu schinden, möglichst schnell ausfindig zu machen. Ein Ritual, das für dieses hochmotivierte „Team“ - das bei weitem nicht nur mit der kognitiven Fähigkeit, den männlichen Wesen reihenweise die Köpfe zu verdrehen, ausgestattet ist - seit langem schon Routine ist, wie das alltägliche, minutenlange Hocken vor dem Spiegel.
Die Bahn verringert allmählich ihr Tempo, bis sie schließlich unter lautem Quietschen zum Stillstand kommt.
Nur wenige Reisende schieben sich aus dem Zug dieser geschichtsträchtigen Station - die bis zum Fall der Mauer zu diesen schrecklich, trostlosen Geisterbahnhöfen gehörte, in der Reisende weder ein- noch aussteigen durften. Nur die in ihren schmucklosen Uniformen steckenden Grenzsoldaten blieb es vorbehalten, an diesem unwirklichen Ort des Grauens, sich zu langweilen, damit ja keiner auf die absurde Idee kommen konnte, auf den Zug in die Freiheit aufzuspringen.
Hat diese gähnende Langeweile, die die Köpfe der Grenzer einst so schrecklich leer gefegt hatte, möglicherweise sogar in die Köpfe dieser klugen – zumindest was die stolz zelebrierten Techniken des Anbaggerns angeht - Berliner Früchtchen Einzug gehalten? Die plötzliche Einstellung dieser animalischen Kicheranfälle könnten durchaus ein Indiz dafür sein. Oder halten die Mädchen nur deshalb ihre grell geschminkten Grünschnäbelchen, weil sie etwas Eigenartiges, etwas Mystisches mutmaßen, möglicherweise sogar einen gutaussehenden Vampir.
Lässig wirbelt ein schlankes junges Kerlchen in das Abteil. Schöne türkisblaue Augen liegen, gefüllt von verführerischem Glanz, glühen magisch anziehend über seiner kleinen, ein wenig unförmig geratenen Stupsnase. Der Teenie trägt eine verschlampte, ausgefranzte, aber auch eine viel zu weite ausgewaschene Jeanshose und dazu noch ein verblasstes gelbes, dünnes T-Shirt, unter dem die schmucke Bräune seines schlanken Bodys, aus dem nur sporadisch Muskeln hervortreten, sich abzeichnet. Das kurz, aber akkurat geschnittene, samtwellige Haar schmiegt sich sanft an seine Ohrläppchen, bis sein lockerer Fluss schließlich an seinem schmalen Nacken aufhört...
Wild entschlossen baut sich der junge Mann, der sich betont cool gibt – fast schon im Stile eines kleinen Cigolos - vor diesen Schnatterinnen auf. Rotzfrech und mit einem listig breiten Grinsen, das sich in seinem „unschuldsvollen Engelsgesicht” widerspiegelt, versucht das junge Kerlchen beharrlich Eindruck bei diesen kecken Mädchen, die allesamt viel nackte Haut zeigen, zu schinden. Warum tut er das? Will er den Mädels, die zugegebenermaßen einen ein wenig durchgeknallten Eindruck machen, etwa zeigen, was für ein beachtlicher „Lebemann” doch unter dem Stoff seiner Jeans „gewachsen” ist, ein Lebemann, der sich nur danach sehnt, endlich mal von einem göttlich-weiblichen Wesen wach geküsst zu werden – nicht mehr, aber auch nicht weniger...
In diesem Augenblick scheint der Typ jegliche Gefahren ausgeblendet zu haben. Sein siegessicheres Lächeln scheint ein eindeutiges Indiz dafür zu sein. Doch dieses Lächeln bricht abrupt ab, als er sich an seiner Hose kratzt und dabei versehentlich - zum allgemeinen „Ärger” dieser vier schicken Lachtäubchen – eine Socke, die noch dicker wie ein wärmender Fausthandschuh ist – lockert . Diese ringelt sich nun quietschvergnügt aus der ollen Jeans, unter der nicht mal ein mickriges Unterhöschen ruht.
Peinlich, Peinlich! Eine Socke, die sich aus dem Inneren einer Hose verflüchtigt hat! Echt! So was gab's doch noch nicht mal in einer Muppet–Show und selbst in all den Jahren, als Gottschalks „Wetten Dass“ noch das samstägliche Abendprogramm füllte, war ein derart famoses Szenario nicht mal Bestandteil einer Wette gewesen!
Was mag wohl mit diesen feschen Girls in in den nächsten Sekunden passieren? Werden diese möglicherweise sogar noch von einem gewaltigen Schock heimgesucht, der ihr weiteres Leben in noch skurrilere Bahnen lenken könnte? Dabei hat Robert den Mädels allenfalls „nur” zeigen wollen, wie gut er doch bestückt ist und doch hat sich diese urige „Blendgranate”, die unter dem Reißverschluss seines Stalles sich mächtig gelangweilt hat, die nur noch den passenden Moment abgewartet zu haben schien, um sich von diesem lästig-kleinen Döselchen zu befreien. Doch dieses außerirdische Idee, mithilfe einer Socke sein bestes Stück noch stärker erscheinen zu lassen, als es in Wahrheit ist, hat sich letzten Endes doch als eine Art Rohrkrepierer erwiesen, der im wahrsten Sinne des Wortes noch in der Hose losgegangen ist.

Derartige Rohrkrepierer haben den sechzehnjährigen Jungen schon oft an den Rande einer Verzweiflung gebracht. Zwar ist es Ficki – diesen Namen haben ihm seine „besten“ Kumpels verpasst, da es ihm nun mal auferlegt worden war, diesen nicht allzu oft vorkommenden Nachnamen Ficker tragen zu müssen – in jüngster Vergangenheit schon des Öfteren gelungen, einige von diesen flotten Käferchen an Land zu ziehen. Doch sein bestes Stück hatte, jedes Mal, wenn er es auf ein Neues ankommen lassen wollte, sein schon ein wenig verkorkstes Leben ausgehaucht. Und als die Mädchen sahen, was für ein mickriger Winzling zwischen seinen streichholzdünnen Beinen hin-und herpendelte, folgte die blanke Ernüchterung, die stets mit dummen Sprüchen einhergegangen war. Nicht eine von diesen schrillen Hauptstadttussis war gewillt, sich in dem behaglichen Liebesnest des Jungen für längere Zeit einzurichten. Wie viele von diesen öden Laufpässen mag er sich in dieser langen Zeit des Suchens und Wartens wohl abgeholt haben? Robert – so heißt er mit bürgerlichem Namen - hatte noch nie eine Antwort auf diese etwas peinliche Frage gefunden. Er wusste nur, dass es verdammt viele waren. Gepeinigt von diesen nicht enden wollenden Körben, die ihm die Mädchen reihenweise verpassten, verlor Robert so ganz allmählich den Glauben, dass auch nur eine von diesen drallen Schönheiten sich am Köder seiner Angel einmal festbeißen könnte. Ficki stresste die Milliarden von Zellen, die wie ein bebender Vulkan in seinem Hirn glühten, derart, dass sogar ein Kurzschluss durchaus im Bereich des Möglichen lag, bis plötzlich diese geniale Idee mit dem Strumpf, vom Kopf sich bis in die Tiefen seines Hirns vorgearbeitet hatte. Dennoch war es ja nur ein Vertuschen dieser blanken, nackten Tatsachen, was, sobald er sein kleines Wunder offen legen würde, zu den gleichen, ernüchternden Resultaten, wie zuvor schon geschehen, führen könnte.

Die Schreckstarre, in die die Mädchen – dank dieser doch ein wenig außerirdisch anmutenden Performance - kurzzeitig mal verfallen sind, kann jedoch höchstens nur ein paar mickrige hundertstel Sekunden angedauert haben.
Denn – wie sollte es auch anders sein – haben die Intuitionen bei all diesen Vollblutmädchen wie auf Kommando sämtliche Lachmuskeln im Nu wieder angefacht, was de facto das abrupte Ende dieser verdammt kurzen Ruhe eingeläutet hat. Wieder machen verständnislose Blicke die Runde.
Zwei von diesen Herrschaften, die ihre Redseligkeit erneut haben liegenlassen, schütteln kräftig ihre Köpfe, während andere, nicht ganz so bierernste Zeitgenossen , diesen ohnehin schon viel zu lauten Geräuschpegel zum Anlass nehmen, um auch noch mit ein paar nicht ganz so druckreifen Worten um sich zu schmeißen...
Doch in diesem Moment ruckt der Zug wieder an. Allerdings mit einem derart beachtlichen Speed, der dafür Sorge trägt, dass dieses Jung(fraumänn)chen mächtig ins Stolpern gerät. Der Pechvogel legt eine derart „punktgenaue Landung” hin, die es möglich macht, dass beide Arme auf Manuelas Schenkeln landen, auf jenen strammen Schenkeln, die lediglich von einem super knapp geschnittenen Jeansrock umhüllt sind, während gleichzeitig sein hartes Birnchen - dank seines tollen Fallspeedes - die Schmerzresistenz von Manus etwas breit geratener Stirn testet. Die Reaktion lässt verständlich nicht allzu lange auf sich warten.
„Eeeeh Spundi!, was soll dett! Ick bin doch keen Prallbock! Hast de nich gerade juut jemacht!“, echauffiert sich das Mädchen mit ihren bezaubernd-drallen Glocken, die sich aus dem mächtig in die Breite gezogenen Schnittes ihres pinkfarbenen Shirts schälen – ein gutes Mittel zum Zweck, um den Glücksbotenstoffen des Mannes jene Möglichkeiten einzuräumen, die es gestatten, ihr erstaunliches Werk nach bestem Gewissen zu verrichten.
Diese Punktlandung, die den anderen einen gehörigen Schreck eingejagt hat, einen Schreck, der die Lachsalven wie auf Kommando hat verstummen lassen, kann ja nicht ohne Folgen bleiben. Erst recht als die nicht minder hübsche Heike, die ihre roten Haare zu einem langen Zopf geflochten hat, die nur ein knappes, bauchnabelfreies hellgelbes T- Shirt und knallenge Jeans trägt, um ihre schlanke, sexy-Figur noch stärker zu betonen, auch noch sich anschickt, ihren Senf hinzuzugeben. Robert windet sich wieder, wenn auch ein wenig beschwerlich, nach oben und klammert sich mit der linken Hand an einer der durchsichtigen Trennwände fest...
„Eeeeh, watt soll'n dett. Wegen so 'nem mickrigen Dösel bringst du Gott und die halbe Welt in helle Aufruhr!
Die ebenfalls einen flippigen Eindruck machende Katarina – ausgestattet mit einem facettenreichen Irokesenschnitt – scheint Heikes und Manus Auffassung hingegen nicht zu teilen.
„Hast du Lust gleich mal auf meine Bude zu rücken. Meine Ollen sind nich da, da hätten wir sturmfreie Bude. Ick weeß doch, dass du nur mal mit mir vöjeln willst!”
„Ick glob, ick spinne! Du willst doch nich dieses dünne Grashalmschniebelchen in dir hineinlassen!”, wirft Manu, die erst Ficker mit einem rotzfrechen Lächeln „gewürdigt hat”, dann aber umgeschwenkt ist, um Katarina eindringlichst klarzumachen, wie falsch sie doch tickt.
Die bisher noch nicht nennenswert in Erscheinung getretene Jana, die mit ihrem kurz geschnittenen, aber gut gepflegten blondem Haar, eher einen etwas biederen Eindruck macht, die es bisher noch nicht mal gewagt hat, auch nur ein einziges Wort über die Zunge zu bringen, zwinkert in diesem Augenblick den anderen Mädels zu, während Roberts Leib beginnt, besorgniserregend zu zittern.
Katarina, die ihm dieses verlockend-heiße Angebot gemacht hat, zwinkert zurück, wovon das vor gierigem Verlangen nur so strotzende Wesen allerdings nichts mitbekommen hat...
Erneut macht die charmante Stimme alle Reisenden auf den nächsten Halt des Zuges, in der Voltastraße, aufmerksam.
„Pass uff, mein Süßer! Wir müssen raus aus dieser Kiste, damit wir noch, bevor meine Ollen von der Arbeit jekommen sind, heiße Spielchen in unserer sturmfreien Bude jenießen können.“ Wie auf Kommando erheben sich die Protagonisten von ihren Sitzen, bis auf Ficki, der immer noch steht, der dem bevorstehenden Quicki schon mit großer innerer Freude entgegen fiebert.
Plötzlich wirft Katarina ihren rechten Arm aus und schlingt diesen überraschend forsch um den Bauch des Jungen.
Robert spürt nun dieses heiße Kribbeln im Bauch, das noch an Schärfe gewinnt, als ihre total angriffslustigen Lippen auf seinen Wangen - auf denen sich schon, bedrohliche, rote Flecken niedergelassen haben – sich festsaugen, um einen Knutschfleck als bleibendes Andenken zu hinterlassen. Ob es das wirklich wert ist?
Ausgerechnet in jenem Moment, als der Schmetterlingsschwarm in Fickers Bauch seine Flatterkünste besonders wirkungsvoll zelebriert, kommt der Wagen, mit einem heftigen Ruck und den dazugehörigen schrillen Quietschtönen, erneut zum Stehen. Diesmal allerdings geraten sowohl Ficki als auch Katarina ein wenig ins Stolpern. Doch irgendwie gelingt es den beiden, wenn auch unter einigen Mühen, den Boden unter den Füßen zu halten.
Noch so ein böser Sturz wie eben erst geschehen – das wäre dann wohl der absolute Hammer gewesen, hundert pro perfekt für eine Fernsehinszenierung zum Thema „Pleiten, Pech und Pannen“.
Ein älterer Fahrgast mit lichtem, ergrautem Haar, schlüpft als erster durch die Tür, die sich einen Wink zuvor in voller Breite geöffnet hat. Zuerst schlägt sich Jana ins Freie und bleibt schräg lächelnd vor der Tür, an der sich momentan keine Reisewilligen aufhalten, um sich sowohl von Manu und Heike zu verabschieden, um aber auch den zwei Glücklichen Tschüss zu sagen. Als die beiden sich einhaken, macht Jana einen Schritt seitwärts, um für Heike und Manu freie Bahn zu schaffen. Doch während Katarina Robert fest umgarnt, um ihn mit einem festen Kuss – der den Appetit auf den bevorstehenden heißen Abend noch stärker versüßen soll - zu verwöhnen, kommt Janas zierliches Händchen plötzlich noch mit ins Spiel. Ausgerechnet in jenen Sekündchen, als die Zungen der beiden leidenschaftlich um ihre Vorherrschaft kämpfen, nestelt dieses „goldene” Händchen nämlich verdammt schnell, und geschickt noch dazu, an der Gesäßtasche des Jungen, was zur Folge hat, dass Robert ein minimales Ziehen an dieser Stelle verspürt. Flugs landet auch ein Klaps auf Katarinas Schulter, dessen Adressat Manuela, die Schmiere gestanden hat, gewesen ist. Wohl keine Überraschung! Scheinbar unter sichtlichem Schreck stehend, fliegt Katarina wie ein aufgescheuchtes Huhn aus den Armen des völlig verdutzten Jungen. Fortan geschieht Unglaubliches.
Als Erste nimmt Manuela den total Geschockten in den Schwitzkasten, einen kleinen Tick später schmeißt sich auch noch Heike mit Vehemenz an den Jungen ran und zu guter Letzt steht selbst Katarina, von der sich Ficki nach diesem wahnsinnig aufreizenden Geknutsche ganz andere Nettigkeiten erhofft hat, den beiden anderen Mädchen helfend zur Seite. Fest umklammert, kriegt Robert noch einige Ellenbogenstöße verpasst, die zielgenau an den Rippen landen. Die kaltherzige Mädchenbande peinigt Robert solange, bis er sich nicht mehr halten kann, kraftlos zu Boden sinkt und blutverschmiert auf der kalten, im feinen Schliff glänzenden Lauffläche des Bahnsteiges, halb sitzend und halb liegend vor sich hin döst, und sich instinktiv das stark erhitzte, schmerzverzerrte Knie hält. Räuberin Jana hat sich natürlich zuerst aus dem Staube gemacht und die anderen ihrer Mitstreiterinnen, zischen jetzt ebenfalls in Richtung Ausgang, um ja nicht von den ein wenig versteckt liegenden Überwachungskameras erfasst zu werden.
„Ihr seid widerliches Hurengesock! Verrecken sollt ihr alle auf der Stelle! ” , brüllt Robert den vier Peinigerinnen hinterher. Ein gnadenloses Hacken – so deftig, als wäre ein mittelschwerer Hammer in unermüdlichem Dauereinsatz – prellt pausenlos von seinen Rippen ab und ein schweres Brennen, das in der Region seiner Kniegelenke den Schmerz am lautesten grinsen lässt, macht Robert das Leben ebenfalls zur Hölle. Doch dem kleine Häufchen anderer Passanten, scheint Roberts Leiden egal zu sein. Wiedermal ist die vielgepriesene Zivilcourage auf der Strecke geblieben, obwohl das Leisten von Erster Hilfe nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch eine Sache des Anstandes ist. Und der ist in den letzten Jahren leider immer mehr den Bach runtergegangen.
Doch das ist nur die eine Seite dieser Tragik. Fünfzig Euro sind auf einen Schlag – „zum Glück sind es nur 50 Euro”, möge er, trotz seines wirren Kopfes, sich wohl gedacht haben - im Eimer. Unzweifelhaft hat sich der Abenteuer Suchende in die falschen Hände treiben lassen, und – dieses sei nur nebenbei gesagt - ist aus dem schnellen Quicki, den Ficki schon fest vor Augen hatte, wieder nichts geworden. Doch all diese verständlichen Sehnsüchte, haben sich in jener heiklen Situation, inder das Blut begonnen hat, beängstigend zäh aus den Poren seiner Haut zu dringen, selbstverständlich in Luft aufgelöst.
Nur mit unvorstellbarem Aufwand und unter wahnsinnig-stechendem Schmerz gelingt es Robert schließlich doch noch, – wenn auch extrem taumelnd und unter unvorstellbaren Schmerzen - sich wenigstens noch bis zur nächstgelegenen Arztpraxis zu schleppen. Glück im Unglück, dass die Ärzte „nur” schwere Rippenprellungen und stark anschwellende Blutungen in mehreren Bereichen bei ihm diagnostiziert haben. Dennoch ist Robert zur Beobachtung in das im Bezirk Kreuzberg liegende Urban-Krankenhaus gekommen. Einigermaßen erleichtert kann er nun von sich behaupten, noch einmal mit dem Schrecken davongekommen zu sein.

٭

Robert war in eine Rolle geschlüpft, die er einmal ausprobieren wollte, um endlich mal dieses scheinbare Makel, das stets wie ein Damoklesschwert über seinem Kopf hängte, ein für allemal loszuwerden. Er hatte voll auf die Karte cool gesetzt, obwohl dies noch nie sein Ding gewesen war. Und auch der feste Glaube, nur mit einer wahnsinnig-tollen Granate unter der Hose bei diesen blutjungen Girls punkten zu können, was letztendlich zu der absurden Idee geführt hatte, seine dürftige Bestückung auf diese Art zu kaschieren, lag er auf dem Holzweg, den er nur dann aus seiner eigenen, bizarren Gefühlswelt verbannen kann, wenn er lernt, negative Dinge anders zu bewerten und daraus positive Schlüsse zu ziehen – eine wahrlich schwere Last, die wie ein Bleiklumpen unerbittlich auf Roberts Magen drückt, die aber dennoch nicht auf einmal - und schon gar nicht von heute auf morgen – zu stemmen ist.
Ein Jahr nach dem größten Missgeschick seines Lebens ist ihm das super gelungen. Endlich in festen Händen! Allerdings bedurfte es der kräftigen Mithilfe jenes sozialen Netzwerkes, das den mutigen Schritt an die Börse gewagt, und nun endlich vollzogen hat. Egal! Viel wichtiger ist doch, dass Robert dieses flotte Käferchen gefunden hat, mit dem er die schönsten Annehmlichkeiten dieser Welt genießen kann. Endlich war es dem Unglücksraben von einst vergönnt, jenes Mädchen in seine Arme zu schließen, das ihn so angenommen hat, wie er nun mal ist. Und auch diesen von schrecklichem Makel behafteten kleinen Dösel ( ist vermutlich die nicht ganz seinem Wesen entsprechende Wortwahl) hat Mareike – so heißt seine neue, voller Energie geladene Flamme, die zudem noch verdammt gut aussieht – längst in ihr Herz geschlossen. Schließlich hatte auch dieser kleine Lümmel schon zur Genüge bewiesen, dass auch er in seiner keinesfalls schwächeren Wollust imstande sein kann, sich zu einer beachtlichen Größe und Stärke aufzuraffen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.05.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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