Iris Klinge

Peinlich, peinlich

 
 
 
Es ist nach Mitternacht im Düssedorfer Flughafen. Ich komme aus Spanien zurück und warte auf meinen Koffer, um so schnell wie möglich den einzigen direkten Zug zu erwischen, der mich zum Flughafen Bonn-Köln bringt, wo meine Freundin mit mir morgens um 6 Uhr nach Berlin fliegen will.
 
Einer der ersten Koffer, die auf dem Band erscheinen ist grün und sieht aus wie meiner. Ich schnappe ihn mir und renne nach oben zum Bahnhof. Während ich auf den Zug warte, kommt mir die Idee, etwas aus meinem Koffer heraus zu holen.
 
Oh Schreck! Der Schlüssel passt nicht. In der Dunkelheit erkenne ich ein fremdes Namensschild mit einer Adresse in Holland. Inzwischen fährt der Zug ein und ohne mich ab.
 
Also wieder runter in den Flughafen, um diesen Koffer los zu werden. Aber alles ist bereits geschlossen, alle Schalter um 1 Uhr nachts im Tiefschlaf. Was mache ich jetzt bloß? Ich irre herum, frage einen Mann, wo ich den Koffer lassen kann. Er sagt, morgen früh  - so lange müssen Sie sich gedulden.
 
Dann finde ich die Gepäckaufbewahrung. Zum Glück ist noch jemand dort anwesend. Ich versuche dem Beamten zu erklären, dass dieser Koffer dringend irgendwo untergebracht werden muss. Er weigert sich, ihn bei sich unterzustellen, vielleicht denkt er, es seien Drogen drin.
 
Ich quatsche so lange auf ihn ein, bis er einwilligt, das Objekt bis zum nächsten Morgen zu behalten und dann bei der Lufthansa abzugeben.
 
Inzwischen ist es fast vier Uhr morgens. Ich habe kaum noch eine Chance, rechtzeitig zum anderen Flughafen zu kommen. Mit Bummelzug und zwei mal Umsteigen schaffe ich es in letzter Minute, bei meiner Freundin zu erscheinen, die verzweifelt mit den Tickets in der Hand am Eincheck Schalter herumirrt.
 
Wir fliegen nach Berlin- ich ohne meine Kleider und den restlichen Kram. - 
Dort telefoniere ich mit der Lufthansa und versuche, meinen Irrtum zu erklären. Gottlob war inzwischen mein eigener Koffer als nicht abgeholt aufgetaucht. Ich bitte um Weiterschicken nach Bonn-Köln.
 
Eine Woche später spreche ich dort im Büro der Lufthansa am vor. Die Frau schaut mich skeptisch an und meint, so eine schräge Geschichte hätte sie noch nie gehört.... Aber sie händigt mir meinen Koffer aus, der leider ziemlich ramponiert ist. Immerhin ist noch alles drin. Ich bin erleichtert.
 
Und so beschließe ich, beim nächsten Flug einen wesentlich auffälligeren Koffer mitzunehmen, den ich mit keinem anderen verwechseln kann. Sich selbst eine Eselsbrücke bauen und vor allem, mehr Zeit für das Auschecken zu haben. Diese Lektion soll mir eine Lehre sein.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.06.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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