Eilig nimmt sie ihr Gepäck und geht in Richtung Tür. Der Zug ist spät dran und sie befürchtet ihn zu verpassen.
Er wird immer langsamer und sie kann aus dem Fenster die vielen Menschen sehen. Verzweifelt hält sie Ausschau nach ihm und hofft, dass er trotz der Verspätung noch da ist. Schleichend halten sie an. Viel zu sehr lassen sich die Türen beim Öffnen Zeit. Sie steht wie immer schon vor allen Anderen an der Tür, um ihn sofort sehen zu können. Er steht bei den Treppen wie jedes Mal. Wie jedes Mal hält er einen Strauß wunderschöner Rosen in der Hand und wie jedes Mal hat er einen Sakko an. Er gibt sich jedes Mal aufs Neue eben die größte Mühe. Er blickt nervös in alle Richtungen, als wäre das ihr erstes Treffen und er habe Angst, dass sie ihn nicht sehen oder erkennen würde. Er schaut fast so, als müsste er befürchten, dass sie nicht kommen würde, obwohl sie noch nie nicht gekommen war. Sie versucht sich zu beeilen und drängt sich durch die Menschen hindurch und kommt ihm immer näher. Seine Augen leuchten, als er sie sieht und glücklich hebt er sie hoch und wirbelt sie umher. Sie küssen sich 5 Mal. Die Rosen hält er immer noch in der Hand und obwohl er sie ihr jede Woche zum Wiedersehen schenkt, freut sie sich so, als hätte sie noch nie Rosen bekommen.
Gerührt betrachtet sie dieses Schauspiel. Dann geht sie nach draußen, um sich ein Taxi zu nehmen. Auch wenn niemand auf sie zu Hause wartet, will sie ins Bett. Sie hatte noch nie einen Freund, doch wenn sie einen wollte, dann jemanden, der genauso war, wie er. Jede Woche nahm sie diesen Zug am Freitagabend, um die 2 sehen zu können, wie sie so verliebt Hand in Hand nach Hause spazierten. Manchmal gab es ihr aber auch einen kleinen Stich. Seufzend steigt sie in das Taxi und freut sich schon auf den nächsten Freitagabend.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.06.2012.
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