Lilli Lück

Wirklichkeit oder Traum

 

                                                        Wirklichkeit oder Traum

 

 

Lucy wachte schweißgebadet auf. Sie hatte wieder von einem Mädchen im schwarzen Kleid geträumt, welches Worte flüsterte die sie nicht verstand. Das Kind stand in einem dunklen Raum der immer enger wurde. Lucy empfand das dringende Gefühl, dieses Geschöpf zu retten….

Diesen Traum träumte Lucy schon seit Wochen, es kam ihr wie ein Vorbote von Irgendeiner unheimlichen Sache vor. Das es in dieser Stadt schon außerordentlich viele Kinder gab die gestorben waren, trug nicht zu Lucy` s Wohlbefinden  bei. Sie schaute auf die Uhr, Mitternacht. Frierend schlief Lucy wieder ein und erwachte erst um 9.00 Uhr am nächsten Tag. Es war Sonntag, ein sonniger Sonntag. Murrend stieg sie aus ihrem Bett und zog sich Jeans und Sweatshirt an. Dann ging sie zum Spiegel. Lucy hatte kastanienbraunes Haar, mit rostroten Strähnchen drin. Vom Typ war sie eher ein schlankes und sportliches Mädchen. Sie hatte wunderschöne, volle, rote Lippen, schmale Augen wie Chinesen und eine kleine Stupsnase die ihr ovales Gesicht perfekt aussehen ließen. Schnell band sich Lucy einen Pferdeschwanz zusammen und ging runter in die Küche, zu ihrer Tante. Lucy´ s Eltern waren getrennt, ihr leiblicher Vater tot und ihre Mutter jeden Tag betrunken. Deshalb durfte sie auch nicht Ihre Mutter besuchen oder gar da bleiben. Nun lebte sie bei Ihrer Tante, doch die war nicht viel besser. „Lucy Schatz hol mir Frühstück“, rief Mandy, ihre Tante. Lucy kam sich vor wie eine Sklavin, dennoch brachte sie das Frühstück zu ihrer Tante und lief danach schnell aus dem Haus. Ihr Hunger trieb sie, wie jeden Tag, zum Hot Dog- Mann. Benny, so hieß er, hielt schon einen saftigen Hot Dog bereit und als Lucy ihn verschlang, bemusterte er sie forsch. „Was ist´ n“, schmatzte Lucy. Verlegen schaute der Mann weg und nuschelte so etwas wie: nix nö hmmpf. „ Feiges Pack“, dachte Lucy. Mit den Menschen hier, hatte sie nicht viel zu tun. Nach ihrem ungesunden Frühstück lief Lucy Richtung Wald. Dieser Weg zum Stadtwald war nicht so abgetrampelt wie in der Stadt, nur selten kamen Leute hierher außer Touristen und Lucy selbst. Doch das war ihr egal. Hüpfend machte sie sich auf den Weg, bis… sie gegen etwas knallte. Den Kopf vor Schmerzen reibend schaute Lucy hoch und sah eine gewaltige, riesige, schwarze Kirche vor sich stehen. Sie schaute sich um, keiner war auf diesem Weg der das hätte bemerken können. Neugierig und mit klopfendem Herzen schob Lucy den schweren, schwarzen Türbogen auf. Als sie eingetreten war flog die Tür mit einem krachen zu. Lucy schrie auf, es war stockduster in der Kirche. Mit einem entsetzten Keuchen bemerkte Lucy tausend und abertausend Skelette überall im Raum verteilt. Sie wollte flüchten doch Lucy konnte nicht mal ihre Hand vorm Auge sehen. Um sich zu beruhigen ging sie mit ausgestreckten Armen geradeaus und stieß gegen eine Mauer. Geschickt rollte sie sich ab um nicht hinzufallen. Vielleicht hätte Lucy den Weg nach draußen ja noch gefunden wenn nicht jemand so entsetzlich geschrieen hätte „lauf, lauf so schnell du kannst und bring dich in Sicherheit“. Ja vielleicht hätte sie es geschafft, aber so lief Lucy los und schlug sich den Kopf an der nächsten Wand auf. Mit einer Schnittwunde am Kopf fiel sie hin und war sofort bewusstlos. „ Alles war schwarz und viele Gesichter die sie noch nie zuvor gesehen hatte tauchten, die ihr aber trotzdem bekannt vorkamen tauchten vor Lucy auf. Stimmen geisterten ihr im Kopf herum und immer wieder erblickte sie rotes Licht oder war es…? Auch schwirrten Schreie umher und mehrmals versuchte sie aufzustehen und wegzurennen, doch es funktionierte nicht“. Irgendwann wurde es wieder heller und Lucy´ s Pupillen reflektierten gleißend, helles Licht. Erschöpft stöhnte sie auf und hörte Stimmen. Es waren nicht die Stimmen die sie in der Schwärze gehabt hatte, sondern Stimmen die ihr einen warmen Schauer über den Rücken fahren ließen. Aufmerksam lauschte sie den warmen Seelen „ Sie hat gerade so noch Glück gehabt“, „Ja ich hab gehört sie hat das Phänomen der verschwundenen Kinder aufgeklärt“? , „Wahrhaftig, aber wie konnte sie entkommen“?

So ging es ( wie es Lucy schien ) noch Stunden weiter, bis eine tiefere Stimme den Raum betrat. Es war ein Mann, sie konnte ihn durch die Augenwinkel sehen. Er holte Luft und sprach „ Meine Herren, in wenigen Stunden müsste sie aufwachen. Bitte verlassen sie den Raum“. Darauf war Fußgetrappel zu hören, der Mann musste Autorität besitzen. Schweigen setzte er sich auch den Hocker neben Lucy und begann zu warten. Während er wartete summte er vor sich hin. Langsam glitt sie ins Reich der Träume. Doch was sie dort erwartete war alles andere als erfreulich. Wieder kamen schauerliche Stimmen und ab und zu hörte Lucy die warme Stimme des Mannes wie sie rief „ Atemwege freimachen“, oder „ Ihr Herz geht nicht mehr ordentlich, hört“. Es war ein Kampf für Lucy, sie wollte überleben, zu dem Mann mit der warmen Seele, aber Lucy wollte auch das es aufhörte und die schrecklichen Stimmen wollte Lucy. Nach drei Minuten, die drei Minuten kamen ihr wie Stunden vor, machte ihr Herz einen Hopser und…. Lucy schlug die Augen auf und blickte in das Gesicht eines alten Mannes der ihr bekannt vorkam, es war der Mann mit der warmen Stimme. Lucy war erschöpft und sie hörte nur halb zu als der Mann ihr erklärte, dass sie gerade so dem Tod entkommen war, dass sie ein Massengrab entdeckt hat und das sie eine Weile auf der Krankenstation bleiben musste. Danach war er gegangen und Lucy dachte mehr darüber nach. Alles war wie in Watte für sie. Nach ca. einer Woche wurde sie aus dem Krankenhaus entlassen und wurde von ihrer Tante abgeholt. Als Geschenk brachte diese ihr ein Tagebuch mit, vom Psychiater. Dann fuhren sie nach Hause und alles wurde nach und nach wieder normal, nur im Schlaf erinnerte sich Lucy an die Stimmen. Sie ging wieder in die Schule und machte alles wie normal, nur dass sie jetzt andere Freunde hatte…! Als keiner sich mehr an den Vorfall erinnerte, öffnete Lucy das Tagebuch und schrieb: „ Wie konnte DAS alles an einem Tag passieren? Wieso ich? Bin ich verdammt gewesen? Und was passiert wenn ich das Mädchen wieder sehe?

Das Tagebuch vergrub sie und keiner hatte es je gefunden.


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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.06.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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