Marcel Hartlage

Slender

»Jetzt komm schon!«
Er hätte es ihr nicht erzählen sollen. Eigentlich gehörte er auch nicht zu den Leuten, die sich viel mit Legenden und Gruselgeschichten oder so einem Zeug beschäftigten – er hatte ihr die Gerüchte über den Wald nur erzählt, um ihr Angst zu machen.
Woher hätte er denn wissen sollen, dass sie tatsächlich auch noch da hin wollte?
»Ich weiß echt nicht, ob das so eine gute Idee ist, Haley«, sagte Matt. Es war jetzt sicher schon der fünfte oder sechste Versuch, sie davon abzuhalten, den Wald drüben am Stadtrand aufzusuchen.
»Du hast mir doch so begeistert davon erzählt«, sagte Haley, ohne sich zu ihm umzudrehen, »jetzt will ich auch wissen, ob’s stimmt.«
»Das sind Gruselgeschichten.«
Sie kicherte. »Warum bist du dann so nervös?«
Weil ich mir gleich in die Hose scheiße, deswegen.
Sie war seit zwei Wochen seine Freundin. Und in der Zeit hatten sie eigentlich immer das gemacht, was man nach Matts Verständnis in ihrem Alter - sie war sechzehn, er siebzehn – eben so machte, wenn man zusammen war. Heute beispielsweise hatten sie sich bei ihm aufs Bett gelegt und Blair Witch Project geschaut (und jetzt, im Nachhinein, verfluchte er sich dafür); dabei war er auf die Idee gekommen, Haley ein paar Schauergeschichten zu erzählen, die über jenen Wald bei ihm in der Nähe kursierten, weil sie Horrorfilme mochte und nach eigener Aussage voll »auf diesen Gruselscheiß abfuhr.« Sie hatte sich während seiner Schilderungen an ihn gekuschelt, und er hatte sich extra ins Zeug gelegt, mit viel Gefühl zu erzählen und die Intimität zwischen ihnen zu erhöhen. Um aus dem Kuscheln mehr zu machen.
Soviel dazu.
Matt seufzte. »Es ist halb drei Morgens, Haley. Wenn meine Eltern mitbekommen, dass wir rausgeschlichen sind, dann –«
»Das findest du doch geil.«
»Was?«
»Dass wir rausgeschlichen sind.«
»Wieso?«
»Weil’s verboten ist.«
Da hatte er nicht viel gegen einzuwenden. Und eigentlich war es ja auch aufregend.
Es war keine Vollmondnacht – was seines Erachtens nach prima gepasst hätte –, sondern beinahe stockfinster; eine halbe Mondsichel hatte sich hinter einer schwarzen Wolkendecke versteckt, nur spärlich drang Sternenlicht zu ihnen durch. Noch befanden sie sich auf der Straße, die geradewegs zum Wald führte, doch konnte er die Baumkronen schon in einiger Entfernung erkennen wie schemenhafte Stacheln, die in die Dunkelheit ragten. Sie hatten Sommerferien (in denen er Haley auf einem Grillabend bei seinem Kumpel Bob kennengelernt hatte – gedankt sei Bob, halleluja), und es war eine angenehme, milde Julinacht. Er trug Jeans und T-Shirt, Haley ebenso eine enge Jeans und dazu ein ärmelloses Top und weiße Chucks. Auf die guckte er die ganze Zeit, weil sie wie zwei gräuliche Wattebausche aus der Dunkelheit hervorstachen und er sie somit nicht aus den Augen verlor. Eigentlich würde er auch gerne ihre Hand halten, aber sie war so verdammt zielstrebig, ja geradezu besessen von diesem verkorksten Wald, dass sie schnellen Schrittes vorausging.
»Unser Wald ist tausendmal schlimmer als der in Blair Witch Project«, hatte er gesagt, als sie noch bei ihm Zuhause in seinem gemütlichen, warmen Zimmer auf dem Bett gelegen hatten, während der Abspann über den Bildschirm gerieselt war. Haley hatte einen spitzen Schrei ausgestoßen, als Heather im Film mit der Kamera umgekippt war, und seitdem krallte sie sich unermüdlich an seiner Schulter fest.
»Wieso?«, hatte sie dann gefragt und zu ihm aufgesehen.
»Da gibt’s Geschichten drüber, die ganz ähnlich sind.«
»Und was für Geschichten?«
»Na ja«, hatte er gesagt und eine Kunstpause eingelegt. »Ein Paar wollen nachts beispielsweise so eine langwüchsige Gestalt gesehen haben, die sie beobachtet hat. So was in der Richtung halt, und noch ein paar andere Storys mehr.«
»Eine Gestalt?«
Matt nickte.
Neugier glomm in Haleys Augen auf. »Weißt du da mehr drüber?«
Das tat er, und er schlang einen Arm um sie, als er zu erzählen begann. »Vor ein paar Jahren hat sich da mal eine Gruppe Jugendlicher zum Saufen getroffen. Da gibt’s so eine Lichtung, auf der ist es recht schön – war ich auch schon mal, aber halt am Tag. Auf jeden Fall meinten sie, irgendwann plötzlich so einer Art … nun, Grollen gehört zu haben. So ein Beben, irgendwo aus dem Wald.«
»Du meinst wie im Film eben?« Haley sah ihn mit glitzernden Augen an.
»Nein, es war eher … subtiler. Sie meinten, es habe sich eher so angefühlt, als säße es in ihrem Kopf. Als wenn du dir die Ohren zuhältst oder unter Wasser bist und plötzlich ein fernes Vibrieren hörst. So, als wäre es meilenweit entfernt, aber wiederrum … auch nicht.«
»Und was war dann?«
»Na ja, sie haben es erst mal ignoriert. Aber später, als es dann wieder ruhig war, meinte einer von ihnen, was gesehen zu haben, während er am pinkeln war. Etwas Hageres, Weißes.«
»Und dann haben sie nachgesehen, nicht wahr?«
Matt lachte. »Nein, sie sind abgehauen. Das waren keine harten Burschen, außerdem hatten sie kein Mädchen dabei, das sie hätten beeindrucken können.«
Jetzt wünschte er sich, er hätte diesen letzten Satz nie gesagt.
Haley hatte sich aufgerichtet. »Dann sehen wir nach.«
»Was?«
»Wieso nicht?« Sie hatte ihn angegrinst. »Oder hast du Schiss, Matt?«
»Ich weiß nicht, ob das so gut –«
»Das wird sicher witzig.« Sie hatte ihr Gesicht über seins gebeugt, und das war wohl der Auslöser gewesen, wie er jetzt dachte. »Außerdem sind Wälder romantisch.«
»Romantisch?«
»Jap.« Sie hatte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen gedrückt (zu flüchtig, um genau zu sein), dann war sie aufgesprungen und hatte sich schon ihre Schuhe angezogen. Die weißen Dinger, auf die er im Moment glotzte.
»Haley, ernsthaft«, hatte er noch gesagt. »Der Wald ist mindestens ‘ne Meile von hier entfernt, und wenn meine Eltern mitbekommen, dass wir nicht hier sind, dann werfen sie mir vor, ich hätte kein Verantwortungsbewusstsein gegenüber meiner Freundin.«
Sie hatte gekichert – ein Geräusch, das er eigentlich so süß fand wie ihren Aufschrei vorhin beim Film, doch diesmal hatte es ihn kalt gelassen. »Ich weiß doch, wie du tickst, Matt. Und du bist kein Arsch.«
Das war’s gewesen, dachte er jetzt, während er ihren Schritten auf dem Asphalt lauschte. Sie hat dich richtig schön manipuliert, mein Bester. Ob unbewusst oder nicht, aber du willst dich auf jeden Fall vor ihr beweisen.
»Ob wir wohl was finden?«, fragte Haley.
Hoffentlich nicht. »Vielleicht. Wenn wir Glück haben.«
Er holte ein wenig auf. Verdammt, warum musste sie denn so schnell sein?
»Glaubst du an die Geschichten, Matt?«, fragte sie.
Ich glaube an meine Phantasie – und die ist ein Arsch. »Eigentlich nicht so.«
Sie warf ihm einen bestürzten Blick über die Schulter zu, und er fügte rasch hinzu: »Aber das muss ja nichts heißen, oder?«
Ein erneutes Kichern. »Stimmt.«
Dann schwiegen sie und lauschten nur ihren Schritten. Es war windstill, trotzdem spürte Matt ein Schaudern auf den Armen. Vor ihm ging das Mädchen, das er liebte, und gute dreihundert Meter weiter erstreckte sich der Wald, in dem manche den Slenderman gesehen haben wollten. Dieses Internetphänomen.
Wir müssen verrückt sein, das durchzuziehen.
Aber verrückt sein gehörte ja irgendwie dazu, wenn man verliebt war. Er seufzte, als er sich vor Augen hielt, was für eine gute Ausrede das war, falls seine Eltern sein leeres Zimmer vorfinden sollten.
Es dauerte noch fünf Minuten, bis sie den Waldrand erreichten. Ein Graben trennte ihn von der Landstraße, die an ihm vorbeiführte, und Matt holte zu Haley auf, als sie vor diesem stehenblieb. Beide legten sie den Kopf in den Nacken und schauten ehrfürchtig zu den Bäumen auf, als ständen sie vor einer Mauer, die ihnen den Weg versperrte. Grillen zirpten im hohen Gras abseits der Böschung.
»Ich kenn mich in dieser Gegend kaum aus«, sagte Haley leise. »Ist der Wald groß?«
»Es sind schon einige Quadratkilometer«, sagte Matt. Seine Stimme klang ein wenig heiser.
»Dann hoffe ich, dass wir uns nicht verlaufen wie im Film.« Er hörte das Grinsen in ihrer Stimme und sah sie an; ihre Augen funkelten im immer mehr schwindenden Mondlicht, ihre linke Hand ruhte in ihrer Jeanstasche. Da hatte sie immer ein Feuerzeug drin – für den Fall, dass sie auf einer Party nur ›akzeptiert‹ werden sollte, wenn sie Raucherin war, obwohl sie die Dinger kaum anrührte (und Matt schon gar nicht). Diese Vorsichtsmaßnahme hatte sie ihm auf Bobs Grillparty gebeichtet, nachdem sie schon ein bisschen ins Gespräch gekommen waren, und später, als sie hinter Bobs Gartenhäuschen gestanden hatten und seine Hand dort an ihrer Hüfte gelegen hatte, hatte er sie damit aufgezogen. Sie hatte gelacht, und nur kurz darauf hatten sie sich schon das erste Mal geküsst. Deswegen verband nicht nur sie etwas mit diesem Feuerzeug, sondern auch er, und auf einmal fragte er sich, warum er überhaupt böse auf sie war.
Sie kicherte leise, dann schnappte sie sich seine Hand und sprang über den Graben. Hätte er sich nicht aus seine Starre gerissen, in der er sie die ganze Zeit angeschaut hatte, wäre er beinahe in der Matsche gelandet. Aber er schaffte den Sprung. Ihre Hand war ganz warm.
»Dann los«, flüsterte sie.
Beide schaute sie in den Wald hinein. Die Dunkelheit unter seinem Blätterdach tat sich vor ihnen auf wie ein schwarzes Loch. Da drin gab es auch kein Mondlicht mehr. Alles war still.
Haley zog ihn sanft voran, und Matt folgte ihr. Er sträubte sich nur ein bisschen, und als sie auf einen Ast trat, der knackend zerbrach, wäre er beinahe zusammengefahren. Er war doch nicht wirklich wegen ein paar Geschichten nervös, oder? Nein, natürlich nicht. Es war die Tatsache, dass er sich um halb drei morgens, mitten in der Nacht, zusammen mit seiner Freundin aus dem Haus geschlichen hatte, damit sie gemeinsam ein kleines Abenteuer in einem Wald erleben konnten. Und so betrachtet war es ja auch eigentlich ganz romantisch, oder nicht? Es hatte etwas Bezauberndes an sich.
Hand in Hand traten sie unter das Blätterdach. Die Finsternis des Waldes verschluckte sie.
Matt konnte keine zehn Meter weit sehen. Er erkannte die schemenhaften Formen dicker und krummer Baumstämme, von Buchen und Fichten und Ahornbäumen; unter ihm raschelte der feuchte Laubboden, hin und wieder knackten auch wieder Äste, wenn er sie versehentlich zertrat. Er sah nach oben, konnte aber nur mit zusammengekniffenen Augen das Blätterdach vom Nachthimmel unterscheiden. Kein Stern war mehr zu sehen.
»Das ist echt unheimlich hier«, flüsterte Haley.
»O ja«, gab Matt zurück. Er drückte ihre Hand fester, und sie erwiderte die Geste.
Sie gingen weiter, einmal wichen sie einem abgebrochenen Astwerk aus. Je weiter sie in den Wald vordrangen, desto mehr hatte Matt das Gefühl, von der Dunkelheit aufgesogen zu werden. Der Geruch von Moos, Blattwerk und feuchter Baumrinde drang konstant in seine Nase.
Nach einiger Zeit wurde das Unterholz dichter und raschelte an ihren Beinen. Matt sah einmal über seine Schulter, konnte den Waldrand jedoch nicht mehr erkennen.
Haley flüsterte nur noch mit angehaltenem Atem. »Weißt du, wo die Lichtung ist?«
»Nein«, flüsterte Matt zurück. Er versuchte noch immer zu realisieren, dass sie sich tatsächlich hierher geschlichen hatten, nicht mehr bei ihm Zuhause auf seinem warmen Bett lagen und miteinander kuschelten.
Weißt du, was du jetzt tun musst?, ging es ihm plötzlich durch den Kopf. Bleib stehen, nimm ihre Hände, und sag ihr die drei magischen Worte. Das könnte sie reizen, so wie sie dich gereizt hat, um dich überhaupt hierher zu bringen, und vielleicht –
Über ihren Köpfen raschelte etwas in den Bäumen. Matt fuhr eine Abrissbirne durch den Magen, Haley stieß einen spitzen Schrei aus; mit beiden Händen klammerte sie sich so eng an seine Brust, dass ihr Haar an seinen Lippen kitzelte und er ihr Shampoo riechen konnte.
Dann hörten sie den Flügelschlag einer Krähe.
Für einen Moment sahen sie einfach nur nach oben … dann lachten sie zaghaft. Matt fand, dass sein Lachen ein wenig schrill klang.
»Mein Gott«, sagte Haley leise und kicherte noch einmal. »So hab ich mich meinen Lebtag noch nicht erschreckt.«
»Und ich erst.«
Haley atmete tief durch, dann sah sie Matt in die Augen. Ihre blaue Iris war jetzt nur noch ein schwarzer Punkt umgeben von gräulichem Weiß. »Lass uns weiter«, flüsterte sie.
Er nickte. Haley ging voran, hielt ihn aber nicht mehr bei der Hand. Sie hatte ihre Aufmerksamkeit wieder komplett dem Wald zugewendet.
Matt hatte keine Ahnung, wie lange sie weitergingen. Einmal verzwickte sich ein Dorn in seiner Jeans, ein anderes Mal wäre er beinahe auf einem morschen Stück abgebrochenen Astes ausgerutscht und in einem Brennnesselbusch gelandet. Haleys Haar verfing sich in einem Astwerk, und lachend versuchte sie, sich daraus zu befreien. Es war gar nicht so schlimm, wie Matt erst vermutet hatte, und obwohl er sich zu der Sorte Mensch zählte, die in solchen Situationen am schnellsten die Nerven verlor, fand er es doch weit weniger gruselig als erwartet. Immerhin waren es ja auch nur Geschichten.
»Matt?«
»Ja?«
»Dahinten.«
Sie waren stehengeblieben, und Haleys Stimme klang mit einem Mal verunsichert. Sie deutete mit ausgestrecktem Finger nach vorn; Matt kniff die Augen zusammen und folgte der Richtung, konnte aber nichts erkennen außer Baumstammsilhouetten und Buschzweige. Was seinen Puls nur noch mehr zum Rasen brachte.
»Was ist denn da?«
»Ich …« Sie schluckte, auf einmal war jeglicher Witz aus ihrer Stimme verschwunden. »Ich glaub, da steht jemand.«
Ein heißer Schwall der Angst brach durch Matts Magen. Er starrte noch angestrengter auf die von Haley gewiesene Stelle, konnte aber immer noch nichts erkennen.
»Haley, ich seh da niemanden. Vielleicht –«
Haley stieß einen Schrei aus. »Es hat sich bewegt!«
Jetzt zitterten seine Hände, o Gott. Matt sah kurz seine Freundin an, dann spähte er noch einmal nach vorn. Und da … sah er da etwas? Neben dem Baumstamm dahinten? Es sah aus, als ragten zwei schwarze Beine in die Höhe, über eineinhalb Meter … und waren da … Arme?
Plötzlich schrie ihm Haley so dermaßen laut ins Ohr, dass er zusammenzuckte wie unter einem Stromstoß; Matt stolperte, strauchelte nach hinten und wäre beinahe mit dem Hintern auf den Laubboden geklatscht. Aber er konnte sich halten.
Haley krümmte sich vor Lachen.
Matt verstand.
»Das findest du witzig, was?«, fragte er grinsend.
»Und wie«, lachte Haley. Er stimmte mit ein, auch wenn ihm gar nicht nach Lachen zumute war, und schaute noch einmal zu der Stelle, auf die Haley gedeutet hatte. Herabhängende Äste! Wie konnte er die für Gliedmaßen gehalten haben? Für Beine, die über eineinhalb Meter lang waren?
»Pass bloß auf«, sagte er und spurtete auf Haley zu. Die lachte noch immer, und als er sie zu fassen bekam, kreischte sie und versuchte, sich aus seiner Umklammerung zu befreien. Ihre Faustschläge taten nicht mehr weh als die Hiebe mit einer Pappschachtel.
Dann entriss sie sich seiner Umklammerung und rannte davon. Und das, so sagte Matt sich, war der eigentliche Grund, wegen dem sie hier waren; keine verdammten Geschichten über Gestalten, die in der Dunkelheit standen, sondern wegen ihnen, und dem, was zwischen ihnen war. Sie waren erst seit zwei Wochen offiziell zusammen, kannten sich erst seit dreien, und das hier war ideal, um sich besser kennenzulernen. Hier waren sie ganz alleine und unter sich.
Matt verfolgte sie. Er richtete seinen Blick erneut auf ihre Schuhe, und hätte er es nicht getan, hätte er sie vermutlich sofort wieder verloren. Denn Haley war schnell. Er rannte keine Minute, und trotzdem standen ihm schon Schweißperlen auf der Stirn.
Sie spurteten blind durch dichtes Unterholz, dabei stießen Matt mehrere Blätter ins Gesicht und seine Haut fing an zu jucken. Aber zum Teufel damit! Er holte sie ein. Vier Meter, drei Meter, zwei Meter …
Matt streckte die Arme aus und bekam Haley an den Schultern zu fassen. Im selben Augenblick stolperten sie und fielen nach vorn. Noch während des Sturzes war er darauf bedacht, sie nicht unter sich zu begraben, weswegen er sich zur Seite warf. Dabei landete er mit der Schulter auf dem Laubboden, und ein stechender Schmerz jagte ihm durch den Arm. Neben sich hörte er Haleys Aufprall, und dann war neben dem wenigen Blätterrascheln und dem Grillenzirpen wieder alles still.
Matt drehte sich ächzend auf den Rücken und sah zu Haley … die aber gar nicht mehr neben ihm lag, wie er feststellte.
Sie hatte sich über ihn gebeugt. Ihr herabhängendes Haar umschloss sein Gesicht, sodass der Wald um sie her gar nicht mehr zu existieren schien. Ihre Nasenspitze berührte fast die seine, und neben dem Laub roch er jetzt auch den süßlichen Duft ihres Körpers und ihren warmen Atem. Sie drückte ihre Beine gegen seine Hüften und stieß ein leises Kichern aus.
»Ich hab dir doch gesagt, dass so ein Wald romantisch sein kann«, flüsterte sie.
»Mhm, stimmt.«
Er lächelte. Sie lächelte auch, und dann drückte sie ihre Lippen auf seine.
Jackpot, dachte er.
Ihre Hände wanderten über seine Wangen, dann durch sein Haar. Er spürte, wie sie sich tiefer über ihn beugte, dann glitten ihre Finger weiter – über seine Schultern, seine Arme, seine Hüften –, bis sie plötzlich auf seinem Schritt lagen. Überrascht verharrte er und sah Haley an.
Sie lächelte sanft. »Alles klar, Matt?«
»Ich … glaub schon.«
Zögerlich verschwand ihr Lächeln. »Ich dachte nur … weil wir ja jetzt hier sind … unter uns … und wir zwei noch nicht …«
Während sie das sagte, musste er schmunzeln. So viel also zu Gruselgeschichten und ihrem überschwänglichem Interesse an dunklen Wäldern. Hätte er schon vorher erkannt, was ihre eigentlichen Beweggründe waren, hätte er zumindest etwas Vorfreude verspüren können – doch sei’s drum. Sie lagen hier im Wald, Haley lag auf ihm, und ihre Hände ruhten ganz nahe an seinen Gürtelschnallen.
»Ist okay, Haley«, sagte er.
Ihr Gesicht hellte sich auf. »Also willst du …?«
»Ja.«
Sie lächelte ihn an, dann schlossen sich ihre Augen und sie machte da weiter, wo sie aufgehört hatte. Er überwand sich und fuhr mit der linken Hand durch ihr Haar, mit der anderen strich er an ihrem Oberschenkel entlang. Dass sie hier wirklich auf einer Waldlichtung im Laub lagen und rummachten, hatte er noch gar nicht wirklich begriffen, und wäre es ihm möglich gewesen, würde er sich jetzt in den Arm kneifen, um zu …
Moment mal.
Auf einer Waldlichtung?
Er löste seine Lippen erneut von ihren und sah sie an. Diesmal behielt sie das Lächeln auf ihrem Gesicht, und diesmal schien sie seine Unterbrechung als Signal zu deuten, endlich anzufangen. Sie machte sich nämlich plötzlich an seinem Gürtel zu schaffen.
»Haley –«
»Psst. Sag nichts, Matt. Ich will nicht, dass irgendwas das hier kaputt macht.«
»Haley, wir –«
»Bitte, Matt.«
Sein Gürtel war offen.
»Haley, das hier ist die Lichtung.«
Sie verharrte. Kalter Luft drang an seinen Unterleib.
»Wirklich?«, flüsterte sie.
Er nickte.
Einen Augenblick sah sie ihn einfach nur an. Dann grinste sie.
»Abgefahren.«
Und jetzt war sie dabei, die Jeans von seinen Beinen zu zerren.
»Haley, ich weiß nicht, ob wir das hier –«
»Das ist doch reizvoll, oder nicht?«
»Ich fühl mich hier nicht wohl.«
Sie kicherte wieder. Unter den gegeben Umständen fand er das nicht nur süß, sondern erregend, aber trotzdem fühlte er sich unsicher.
»Hast du etwa Angst, man könnte uns sehen?«, fragte sie neckend.
Eigentlich wegen etwas anderem, aber …
»Ja«, sagte er. »Hier ist es nicht so dunkel. Und wenn uns irgendwelche Penner bemerken, die hier in der Nähe einen Saufen, dann –«
Und wieder kicherte sie. »Lass sie doch.«
Er runzelte die Stirn. Das kam jetzt etwas überraschend.
Haley erwiderte seinen Blick für zwei Sekunden. Sie war schon etwas nach hinten gerutscht, damit sie seine Jeans besser herunterstreichen konnte, aber jetzt richtete sie sich wieder nach vorn. Dabei stieß ihr Unterleib gegen … nun ja, seine empfindlichste Stelle, aber er unterdrückte den Aufschrei mit zusammengepressten Lippen. Das sah wie ein schiefes Grinsen aus.
Ein Seufzen entfuhr ihrem Mund. »Tut mir Leid, Matt. Ich wollte das nicht vermasseln.«
»Du vermasselst nichts, Schatz.«
Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schien plötzlich verlegen. »Es ist nur so, dass ich … na ja … ich hatte noch nie, Matt, und …«
»Das ist kein Problem, Haley«, sagte er.
Sie sah weiterhin bestürzt drein. »Doch, das ist es. Ich hab was falsch gemacht, nicht wahr?«
»Nein. Haley, es ist alles –«
»Ich hab da Angst vor, Matt! Ich hab da richtig Angst vor!«
So hat das eben aber überhaupt nicht ausgesehen.
»Das brauchst du nicht, Haley«, sagte er aufrichtig. »Du warst bisher … spitze. Und du kannst ruhig weiter –«
Plötzlich fühlte sich sein rechtes Ohr so an, als wäre Wasser hineingeflossen. Matt verzog das Gesicht. Der Druck klang nach drei Sekunden wieder ab – mit einem Piepen, das sich unangenehm und ekelig anfühlte –, doch trotzdem schien es, als sei es noch immer … irgendwo um ihnen. Es hörte sich an wie ein brummender Automotor.
»Sag mal, Haley, hörst du das auch?«
»Was?«
»Dieses … Beben.«
Sie versetzte ihm einen Schlag auf die Brust. »Verasch mich nicht, Matt! Das hier ist mir echt wichtig.«
»Ich verarsch dich nicht!«
Es wurde ein wenig lauter, aber nur ein bisschen. Wo war es? Links? Rechts? Oben, unten? Es war irgendwie überall, es war in seinem Kopf, aber gleichzeitig schien es auch nirgendwo zu sein, wie das beunruhigende Dröhnen eines Wespenschwarms, den man noch nicht entdeckt hatte.
Haley griff nach seiner Hand. »Bitte, Matt. Wenn ich’s verbockt hab, dann sag’s mir, aber bitte mach das nicht so. Ich komm mir dumm vor.«
Er drückte ihre Hand zwar, kroch aber langsam unter ihr hinweg. Dabei klimperten seine offenen Gürtelschnallen, und das Laub zwickte am Saum seiner Boxershorts.
»Matt –?«
»Ernsthaft, Haley, ich erzähl keinen Scheiß. Hörst du das nicht auch? Was ist das?«
Jetzt schien sie ihn langsam verstanden zu haben. Sie lauschte ebenso – und plötzlich weiteten sich ihre Augen.
Sie hörte es.
»Komm«, sagte er und reichte ihr die Hand. »Verziehen wir uns lieber.«
Haley packte seine Hand und ließ sich von ihm hochziehen. Dabei sah sie über seine Schulter an ihm vorbei, und ihre Augen wurden plötzlich größer.
»M-Matt?«
Ja, Matt war da, und Matt bekam gerade eine Heidenangst. Seine Knie zitterten, und langsam wandte er seinen Kopf herum. Das Beben und Grollen war verstummt. Alles war wieder still, sogar die Grillen schwiegen.
Aber er sah nichts.
»Haley, ernsthaft«, sagte er, wandte sich wieder zu ihr um … und verlor im selben Moment jegliches Gefühl in den Armen.
Irgendwo hinter Haley, vielleicht dreißig oder vierzig Meter entfernt, sah er etwas. Etwas Weißes. Er hatte keine Ahnung, was es war, aber dass er es sah, obwohl es keine Lichtquelle gab, machte ihm Angst. Es hatte eine lange, ovale Form, wie ein Gesicht … und es schien ihn anzusehen.
»Matt, hör auf.«
Haley sah über die Schulter und folgte seinem Blick. Matt blinzelte, und im selben Augenblick war der weiße Punkt verschwunden.
Sein einziger Gedanke war: Das Ding is’n Teleporter.
Sie umfasste seine Hand. »Matt, ich will doch wieder gehen. Hier will ich das nicht mehr machen.«
Genau, Schatz, zurück ins Haus, auf mein Zimmer, Tür abschließend und los – da kriegen wir das auch hin, ohne zu glauben, wir wären paranoid oder verrückt oder beides.
Er drückte ihre Hand. »Klar. Verziehen wir uns.«
Haley blickte sich nervös um, während er dabei war, seine Jeans zu richten und sich den Gürtel zuzumachen. Das hier hätte etwas werden können – Romantik im Wald, wie Haley angedeutet hatte, aber Zuhause war es ihm dann doch lieber. Zumal ihre überstürzende Phantasie nicht gerade dazu beitrug, die Sache irgendwie knisternder zu machen, und außerdem –
Plötzlich stieß Haley erneut einen Schrei aus und krallte sich an ihn. So heftig, dass er mehr deswegen, als wegen ihres Schreis, zusammenzuckte.
»Was ist? Was hast du?«
Sie deutete mit dem Finger an ihm vorbei und stotterte.
»Haley, ruhig, bleib ruhig.« Aber seine Stimme zitterte auch. »Was ist?«
»E-Es … dahinten ist was.« Sie riss den Mund soweit auf, dass ihr Gesicht wie eine verzerrte Maske aussah. »Und es sieht mich an!«
Noch während er sich umdrehen und sich selbst überzeugen wollte, zerrte Haley ihn in die andere Richtung. Sie begann zu rennen, und spätestens jetzt sah Matt ein, dass hier etwas nicht stimmte, und dass er sich das eben nicht nur eingebildet hatte.
»Haley! Haley, pass auf wo du hinläufst! Hier sind überall Äste –«
»Ich will hier raus!«
Matts Jeans verzwickte sich wieder in einem Dornenbusch – so fest, dass ein paar der Stacheln in sein Fleisch eindrangen. Er verzog das Gesicht, stöhnte auf, wollte stehenbleiben … aber Haley riss ihn weiter, und beinahe wäre er in den Strauch geplumpst.
Dann verharrte sie plötzlich so schnell, dass er erst glaubte, sie wolle einen Haken schlagen. Im nächsten Moment jedoch sah er es auch. Vielleicht war es hundert, zweihundert Meter von ihnen entfernt, doch trotz der Distanz konnten sie die schwarzen, knochigen und langen Silhouetten eines Etwas erkennen … und es war kein Baumstamm, es waren keine Äste. Äste hatten keine ovale weiße Scheibe dort sitzen, wo sonst das Gesicht war.
Matt und Haley hielten den Atem an. Sie konnten sich irren, vielleicht bildeten sie es sich ein – aber es sah so aus, als stände da was. Als würde es sie geradewegs anstarren.
»Das sind nur Äste«, sagte Matt mit zitternder Stimme. »Haley, Schatz, das sind nur Äste. Komm. Wir gehen weiter.«
Matt zerrte an ihrem Arm. Sie rührte sich nicht. Er schluckte, dann sah er noch einmal nach vorn.
Da stand nichts mehr.
So langsam geht mir das echt auf den Zeiger.
Er zerrte erneut an ihrem Arm, und vermutlich hätte er sie sogar getragen, wenn sie sich nicht gerührt hätte, aber in diesem Augenblick spürte er wieder diesen Druck auf den Ohren. Ein Druck, der weit weg war, aber doch in seinem Kopf, wie ein Motor, wie das Grollen eines Basses. Es war leise, und es war laut. Gleichzeitig.
»Ich will nach Hause, Matt«, wimmerte Haley. Er war nicht überrascht, eine Träne auf ihrem Gesicht zu sehen. »Ich will nach Hause.«
»Wir gehen nach Hause. Da will uns einer verarschen, mehr nicht. Komm.«
Er legte einen Arm um sie und führte sie voran. Sie schmiegte ihren Kopf an seine Brust, begrub das Gesicht darin, und für einen kurzen Moment gab ihm ihre körperliche Nähe neuen Mut, frische, selbstlose Kraft – dann, nach nur drei Metern, rutschte ihm das Herz bis in die Zehen.
Das Grollen wich einem monotonen, tiefen Beben. Es klang, als würde ein Riese durch den Wald rennen.
Dahinten huschte etwas hinter einem Baum hervor. Wobei … es sah aus, als würden sich manche der dünnwüchsigen Äste bewegen und sich in einem Wind wogen, der gar nicht da war. Das Beben wurde lauter.
Schneller.
Was auch immer es ist, aber es kommt näher.
Im nächsten Moment waren die Äste wieder still; Matt hörte ein seltsames Surren, bevor das Buschwerk an einem Baum rechts von ihnen raschelte, keine zehn Meter entfernt. Nun klang das Beben wie ein Herzschlag.
Und dann … dann sah Matt zwar nichts, aber es hörte und fühlte sich so an, als ob direkt von vorn etwas auf sie zukam. Blätter wirbelten hoch, Wind pustete ihnen ins Gesicht, sogar ein paar von Haleys Haarsträhnen wirbelten empor. Das Geräusch schnitt wie eine Messerkante durch die Stille, zwischen ihnen durch.
Haley schrie auf. Matt reagierte instinktiv und tat, was ihn in diesem Moment als einzig sinnvoll erschien; er riss Haley herum und rannte mit ihr los. In irgendeine Richtung, er wusste nicht in welche, er wusste nicht mal, aus welcher sie gekommen waren. Das Beben verebbte zu einem Echo wie das Tosen von Wellen an einem nebligen Morgen … doch es blieb hinter ihnen.
Haley weinte inzwischen, aber Matt ließ sich nicht beirren, er zerrte sie unermüdlich weiter. Das konnte alles nicht echt sein; entweder verarschte sie da jemand oder er würde gleich aufwachen, mit seiner Freundin in den Armen … aber das war nicht echt, niemals.
Hinter ihnen hörte er wieder ein Geräusch. Diesmal glaubte er nicht nur, dass es Schritte waren, diesmal war er sich sicher, dass es Schritte waren. Schnelle, huschende, aber schwere Schritte, als würden dicke Äste über den Boden poltern. Und sie kamen näher, unaufhaltsam näher –
Scheiße Mann, lauf!, dachte er nur, und ihn überkam ein solcher Adrenalinschub, dass er die Äste, die im Weg hingen, mit seiner Brust durchbrach, ohne sie überhaupt wahrzunehmen. Haley weinte heiser, während sie mit ihm Schritt zu halten versuchte; ihre Hand war ganz heiß und feucht, und Matt war sich sicher, dass sie Seitenstiche hatte. Aber sie durften nicht anhalten. Sie mussten weiter.
Er stolperte, noch ehe er das zu Ende gedacht hatte.
Abgefuckter Bockmist, war alles, was durch seinen Kopf flog – dann landete er, bekleidet mit nur einem T-Shirt und einer Jeans, in einem Dornenbusch. Stacheln rissen die Baumwolle auf und bohrten sich in sein Fleisch, verfingen sich in seinem Haar, zerkratzen sein Gesicht. Er spürte Blut, das aus einer seiner gestocherten Lippen tröpfelte, aber der Schmerz war nur ein taubes Gefühl, das er gar nicht wirklich wahrnahm. In seinem Kopf drehte sich alles, und der Dreck auf seiner Haut juckte und scheuerte.
Wo war ihre Hand? Wo war Haleys Hand?
Matt wollte sich aufrichten, jedoch war er von so vielen Dornen durchlöchert, dass sie ihn festhielten wie an einen Nagelteppich getackert. Das Buschwerk an seinen Gliedmaßen dehnte sich wie ein Spinnennetz unter seinen Bewegungen, und ganz langsam begann der Schmerz nun, zu ihm durchzusickern. Sein Schädel brummte, und alles drehte sich.
Er hustete. »Haley?«
Keine Antwort.
»Haley?«
Matt biss die Zähne zusammen und zog sich nach oben. Dabei riss ihn ein Dorn eine Schramme über den Arm – so tief, dass sie sich wie eine Messerspitze anfühlte –, aber er schaffte es, sich aufzurichten. Und vor ihm lag Haley, mit dem Gesicht im dreckigen und feuchten Laub.
Sie ist tot, war sein erster, nüchterner Gedanke, aber dann verpasste er sich im Geiste eine Ohrfeige und kniete sich zu ihr nieder. Alles um sie herum war still, irgendwo zirpten Grillen, und er war sich plötzlich sicher, dass das alles gerade nur Einbildung gewesen war. Sie hatten sich da wohl ein wenig in ihrer Romantik verloren, im Nervenkitzel.
»Hey Haley«, flüsterte er und berührte sie sanft an der Schulter. Als sie noch immer nicht antwortete, schüttelte er sie kräftiger. »Haley, alles okay?«
Haley stöhnte auf; sie brummte etwas, bevor sie langsam den Kopf hob. Im ersten Augenblick schien sie verwirrt zu sein und hatte offenbar keine Ahnung, wo sie war, aber dann weitete sich ihr Blick, und ihr schien wieder alles einzufallen. Sie sprang hoch.
»Hey!«, stieß Matt aus und drückte seine Hände auf ihr Schultern, um sie unten zu halten. Ihre Augen waren tränenunterlaufen, ihr Wangen, Stirn und Nasenspitze verdreckt, und in ihren Haaren hatten sich Blätter und Zweige verfangen. »Haley, sieh mich an! Haley!«
Und Haley sah ihn an. Sie schluchzte, zuckte dabei zusammen, aber sah ihn an.
»Ich bin hier«, flüsterte er und streichelte ihr über die Wange. »Ich steh vor dir, okay? Alles gut. Es ist alles okay, Schatz.«
Sie schluchzte noch einmal kurz – dann warf sie sich so heftig in seine Arme, dass er wieder zurücktaumelte und erneut in den Dornenbusch fiel. Haley landete auf seinem Schoss. Ließ ihren Tränen freien Lauf.
Deswegen war es okay.
Sie schmiegte ihr Gesicht ganz fest an seine Brust, ihre Finger krampften sich in seine zerschlissenen Ärmel, und ihr Haar roch jetzt nach einer Mischung aus Shampoo und Laubboden und Schweiß. Und es war in Ordnung. Er streichelte ihr beruhigend über den Rücken und ließ sie weinen. Sie stand unter Schock, wie er mit seiner bescheidenen Meinung vermutete. Wegen der rätselhaften Erscheinungen eben auf der Lichtung, aber größtenteils wohl wegen dem, was danach passiert war. Damit hatte keiner von ihnen gerechnet.
Weil es nicht echt gewesen ist, ging es ihm durch den Kopf. Weil wir uns das nur eingebildet haben.
Es dauerte mindestens fünf Minuten, bis sie sich beruhigte. Dann lockerte Haley zaghaft ihren Griff, schluchzte ein letztes Mal, und sah Matt an. Noch immer kullerten Tränen über ihr Gesicht, aber sie schaffte es, ein schwaches, verunsichertes Lächeln zustande zu bringen.
»Ich alte Heulsuse. Du hältst mich jetzt für übergeschnappt, oder?«, fragte sie mit zitternder, leiser Stimme.
»Hey«, entgegnete er ihr. »Das sind wir beide, stimmt’s?«
Als er ihr Kichern hörte – immer noch schwach, aber besser als gar nichts –, überfiel ihn unglaubliche Erleichterung. Er strich ihr die verschmutzten Haarsträhnen aus dem Gesicht und küsste sie. Und sie erwiderte es. Ihre Hände verschränkten sich hinter seinem Kopf, und ihr Körper schmiegte sich wärmesuchend an seinen.
Dann knackte irgendwo etwas.
Sie lösten ihre Lippen voneinander und sahen sich erschrocken an. Wieder knackten Äste. Von ganz nahem.
»Komm her«, sagte er und lehnte sich noch tiefer in den Dornenbusch. Der lag in einer sanften Kuhle, und je tiefer er sich gegen die Dornen drückte, desto mehr versank er in einem übelriechenden Loch aus Schlamm und Moos. Aber das war ihm gleich. Haley hielt sich eng an ihm fest und ließ sich mit ihm in die Kuhle gleiten, bis sie nahezu komplett unterm Dornenbusch verschwunden waren. Noch einmal knackte etwas.
Angespannt lauschten sie. Wieder hörten sie das Zerbrechen eines Astes, diesmal aus unmittelbarer Nähe. Da oben ging jemand lang.
Ein Jäger, dachte Matt sofort. Natürlich ist es ein Jäger. Vielleicht auch ein Förster oder ein betrunkener Penner aus der Stadt, aber fest steht, dass da ein Mensch ist. Was wir für ein Gesicht gehalten haben, war sicher nur ein Zielfernrohr von einem Gewehr oder so was, das das Mondlicht reflektiert hat. Und er hat uns versehentlich für Rehe oder so was gehalten.
Aber was war mit dem Beben? Dem Grollen? Den bewegenden Ästen, und dem Wind, der auf sie zugekommen war?
Jetzt knackte es direkt über ihnen. Haley hatte ihr Gesicht wieder an seine Brust gedrückt und es in seinem T-Shirt vergraben, aber er sah mit zusammengekniffenen Augen empor. Und …
Da bewegte sich was.
Äste.
Das Komische war nur, dass diese Äste sich entlang des Dornenbusches zu schlängeln schienen, sich so wellend bewegten wie eine Python. Und es waren viele. Mindestens zehn.
Zehn Finger.
Er drückte Haley fester an sich.
Wieder erklang ein Geräusch, doch es war kein Beben, auch kein Grollen oder der Wind. Es war ein Summen, leiser noch als von einer Biene oder einer Mücke. Ein absolut monotoner, tiefer Ton.
Als ob das, was da oben war, innegehalten hatte.
Matt schloss die Augen und lauschte nur noch seinem Herzschlag. Der war schneller als jemals zuvor in seinem Leben. Er wusste nicht, wie lange er das tat: Die Augen zukniff, den juckenden Schweiß auf seiner Haut ignorierte, den Schmerz der in ihm steckenden Dornen unterdrückte, Haley streichelte, und sich ausmalte, dass er, wenn er die Augen wieder öffnete, eine weiße, leere Fratze vor sich sah, direkt vor seiner Nase … aber irgendwann war es wieder still, und er vernahm wieder nur das Grillenzirpen. Den entfernten Ruf einer Eule.
»Haley?«
»Ja?«
»Es ist weg.«
Als er sich das sagen hörte, hatte er sogleich die Befürchtung, er wäre reif für die Klapse.
Sie blickte zaghaft zu ihm auf. »Ganz sicher?«
Matt nickte. »Ich glaub da … da war gar nichts.«
Ihrem Mund entfuhr ein leises Kichern. »Wir sind wohl zwei Spinner, was?«
»Und wie.«
Sie streichelte ihn über die Wange. »Bin ich froh, dich kennengelernt zu haben, mein Spinner.«
»Wie du mir, so ich dir«, sagte er. »Aber jetzt lass uns zusehen, dass wir aus diesem Wald kommen. Mir tut alles weh.«
Erst jetzt musterte sie ihn und die vielen Dornen, die in seiner Haut steckten. »O Gott!«
»Halb so wild«, sagte der selbstlose Matt in ihm. »Die gehen wieder raus.«
Es dauerte zwei Minuten, bis sie sich aus der Kuhle gekämpft hatten. Haley klopfte sich die Oberschenkel ab und sah ihn dann an, sanft am lächeln.
»Ab jetzt bist du mein Rosenprinz«, flüsterte sie, mit Blick auf die Dornen, die in seiner Haut steckten.
»Nichts lieber als das«, sagte Matt und streckte die Hand aus. Haley umgriff sie, und dann machten sie sich gemeinsam auf den Weg. Ohne nach hinten zu schauen. Sie drehten sich nicht ein einziges Mal mehr um.
Was gut für sie war.
 
Es war noch immer stockdunkel, als Matt sich nach einer halben Stunde bewusst wurde, dass sie in die falsche Richtung gegangen waren. Den Irrtum hatte er sich nicht eingestehen wollen, aber jetzt hatte es wohl auch Haley bemerkt.
»Matt, wir haben uns verlaufen.«
»Unfug«, sagte er. »Falsche Richtung. Wir hätten andersrum gemusst.«
»Aber du weißt noch, wo es lang geht?«
Er nickte. Und es stimmte auch.
Haley war sichtlich erleichtert. »Gott sei Dank.«
Matt wollte sie in den Arm nehmen und sagen, dass alles gut werden würde, aber dann sah sie an ihm vorbei, und der Ausdruck, der sich auf ihr Gesicht legte, kannte er bereits.
»Was ist?«, fragte er.
»Dahinten ist ein Haus.«
Sie sprach mit festerer Stimme, und diesmal hatte er auch keine Hemmung, sich umzudrehen. Und tatsächlich, ein Haus. Ein Stockwerk, von Ranken überwuchert, mit schwarzen Glasscheiben und kaputten Dachgiebeln. Es sah aus wie einer dieser Ruinen in Kinofilmen.
»Ich will da nicht rein«, sagte sie.
Gott, ich glaub an dich. »Ich auch nicht, Schatz. Lass uns jetzt umdrehen. Ich werd langsam müde –«
Matt verharrte zum anscheinend hundertsten Mal in dieser Nacht. Sein Blick blieb hängen auf einem der Fenster, und seine Wangen wurden ganz blass. Er fühlte sie auch nicht mehr.
»Matt, hör bitte auf. Du machst mir voll Angst mit diesem Blick.«
Doch er hörte Haley kaum. Er starrte nur auf die ovale Form hinter der verdreckten Glasscheibe, die ihn anzuschauen schien.
War das ein Gesicht, das er da erkannte?
»Matt? Komm jetzt.«
Sie klang wieder unsicher. Verdammt.
Matt schüttelte seinen Kopf. »Klar. Auf geht’s.«
Sie drehten sich beide um. Gleichzeitig schien der Wind sie von hinten einzuholen, zwischen ihnen hindurchzuwehen und das Laub aufzuwirbeln. Fünfzehn Meter entfernt raschelten ein paar Äste, und plötzlich schien sich zwischen zwei Baumstämmen etwas zu manifestieren, das ebenso wie ein Baumstamm aussah – nur hatte es exakt vier Äste, an denen sich Zweige wölbten wie Schlangen, und noch dazu eine ovale, weiße Scheibe; dort, wo bei Menschen der Kopf war.
Die letzten Zweifel, sich alles nur eingebildet zu haben, schwanden endgültig.
»Lauf«, sagte Matt und fasste sie an der Hand. »Lauf, Haley.«
Sie hatten sich kaum umgedreht, als sie hinter sich raschelnde, schnelle Schritte hörten.
»Lauf!«
Sie rannten los. Haley schrie. Matt keuchte. Er trat einen Ast um, der ihnen den Weg versperrte, zog Haley unnachgiebig hinter sich her, während sie auf das Haus zuhielten »Weiter!«, schrie er, und Haley beeilte sich, so gut sie konnte.
Hinter ihnen bebten Schritte im Laub.
Sie erreichten die Tür, und Matts erster Gedanke war, dass sie abgeschlossen war. In solchen Situationen waren Türen immer abgeschlossen. Umso mehr wunderte er sich, dass sie sich quietschend öffnen ließ. Er riss sie so schnell auf, dass sie innen gegen die Wand knallte, dann schubste er Haley voran in die Dunkelheit. Er folgte ihr, und dabei berührte ihn was an der Schulter. Matt schrie und sprang nach vorn.
Er landete mit dem Kinn auf dem Dielenboden, und der Schmerz jagte bis in seine Schläfen. Sofort jedoch rappelte er sich auf und schrie gleichzeitig zu Haley: »Mach die Tür zu!«
Für den Bruchteil einer Sekunde erwartete er, dass sie sich nicht rühren würde, eine Muskelstarre hatte oder gelähmt war vor Angst, doch dann tat sie es; mit einem Ruck warf sie die Tür zu (Matt musste die Beine anwinkeln, und dabei schnitten ihm ein paar Dornen noch tiefer ins Fleisch), doch bevor sie ganz zufiel, warf er noch schnell einen Blick über die Schulter … und er sah, was ihn berührt hatte.
Und dieses Wissen würde er mit ins Grab nehmen.
Die Tür fiel zu. Dann erst fiel Matt ein, dass sie nicht abgeschlossen war, und sprang hastig auf. Im selben Augenblick drückte etwas von außen dagegen, und mit Müh und Not stemmte er sich dagegen. Von außen rumste es erneut.
Haley schrie auf und hielt sich die Ohren zu. Sie stand da im Flur und schien einen Tanz zu vollführen, und hätte es die Situation erübrigt, hätte Matt sich einen abgelacht. Doch nicht jetzt.
Ein weiterer Ruck ließ die Tür einen Spalt aufgehen. Lang genug, dass etwas hindurchgreifen konnte.
Scheiße, war sein resignierender Gedanke, als er den schwarzen Büschel aus Ästen sah, der sich durch den Türspalt zwängte und sich so wellend bewegte wie eine Schlange. Er war oben an der Kante, und er war einfach nur schwarz.
Matts Muskeln taten weh. Alles schmerzte, und doch stemmte er sich weiter gegen die Tür. Wie lange sollte er das durchalten?
Dann kam ihm ein Geistesblitz.
»Haley!«, brüllte er – doch sie hörte ihn nicht.
»HALEY!«
Sie hob den Kopf und sah ihn panisch an.
»Dein Feuerzeug!«
Für den Bruchteil einer Sekunde schien sie keine Ahnung zu haben, wovon er sprach … dann verstand sie. Hektisch kramte sie das Feuerzeug aus ihrer Tasche, doch ihre Hände zitterten wie die einer Drogenabhängigen, die unter Entzug stand, und als sie es hatte, ließ sie es fallen. Matt sah sich schon mit dem unvermeidlichem konfrontiert, doch schnell hob sie es wieder auf und warf es ihm zu. Und er fing es sogar.
Meine Freundin raucht nicht mal, du Kackspaten, dachte Matt, als er die Flamme entzünden ließ. Aber sie hat das Ding für Notfälle dabei, damit sie vor oberflächlichen Typen einigermaßen cool wirken kann. Auf Partys und so, wenn du verstehst, was ich meine?
Er hielt die Flamme an das schwarze Bündel aus Ästen. Sie fingen sofort Feuer.
RAUCHEN KANN NÄMLICH TÖDLICH SEIN, DU VERFICKTER HURENSOHN!, schrie er in Gedanken, während ihm Schweiß in die Augen tropfte und er ihn wegblinzelte, ohne es zu merken. Die Äste kohlten wie Haar. Es roch nach Nichts.
Die Flamme ging mehrmals aus, aber er zündete sie immer wieder an und hielt sie konstant unter den schwarzen Büschel. Keinerlei Schmerzensschreie erklangen, alles geschah lautlos. Es knisterte nicht einmal, und es gab auch kein Geräusch, als die Äste soweit verschmort waren, dass sie abfielen. Sie landeten ohne Geräusch zu verursachen neben der Tür auf dem Dielenboden.
Die Tür selbst verlor plötzlich jeglichen Gegendruck. Matt rammte sie so überrascht und stark zu, dass sie in den Angeln vibrierte. Das Feuerzeug fiel zu Boden. Und Matt sank zusammen.
In Horrorfilmen waren Mädchen stets die Personen, die auf Dachboden flüchteten, sich an den dümmsten Orten versteckten, ständig kreischten, heulten oder stolperten, oder aber so viel Panik bekamen, dass sie kotzten oder zusammenbrachen.
Haley aber kam zu ihm, und diesmal nahm sie ihn in den Arm.
 
Goldenes Sonnenlicht ließ ihn blinzeln. Matt schlug die Augen auf, und für einen kurzen Moment musste er überlegen, wo er war.
In einem verstaubtem, heruntergekommenem Raum.
In einem verlassen Haus, das sich tief im Wald befand.
Ihm tat so ziemlich alles weh. Und doch tauchte ein Lächeln auf seinem Gesicht auf, als er Haleys warmen Körper an seinem spürte. Sie hatte sich im Schlaf an seine Brust geschmiegt und ihre Beine über seine gelegt. Jetzt atmete sie ganz sanft durch den Mund und hatte die Augen entspannt geschlossen.
Sein Blick fiel auf das Fenster. Die Nacht war nur noch eine blasse Erinnerung, ähnlich wie ein Traum, an dem man sich vergeblich zu erinnern versuchte, und er war sich nicht sicher, ob das, was er von draußen hinter diesem Fenster gesehen hatte, echt gewesen war. Er wusste noch, dass sie gestern Nacht in dieses Zimmer gekrochen waren und diese verschachtelte, angeknabberte Kommode vor die Tür geschoben hatten. Dann waren sie ans andere Zimmerende gekrabbelt, hatten sich fallen gelassen, ihren Köpfe an die Wand gelehnt, und waren eingeschlafen.
Und nun war er wieder wach.
Er lebte also noch.
Noch einmal schaute er nach draußen und betrachtete die braunen Äste; ihr grünes Blattwerk, das gesprenkelte Sonnenlicht, das durch sie fiel, die tänzelnden Schatten auf dem Laubboden. Tautropfen glitzerten auf der Fensterscheibe, ein Spinnennetz funkelte silbrig in der unteren linken Ecke, und zwischen den Bäumen meinte er seichte Nebelschwaden auszumachen, die ein bisschen unheimlich wirkten. Aber dennoch war es ein friedlicher, ein guter Morgen. Denn er war hell.
Matt betrachtete Haleys Gesicht. Das Gesicht seiner Freundin, die stets ein Feuerzeug bei sich trug, um im Notfall auf Partys cool zu wirken. Hatte er sich anfangs über diese Angewohnheit lustig gemacht, so war er jetzt unfassbar dankbar dafür. Er hatte keine Ahnung, was sonst passiert wäre.
Der rationale Teil in ihm beharrte noch immer darauf, sich all das nur eingebildet zu haben.
Haley rührte sich. Sie streckte den Arm aus, schmiegte ihn instinktiv um Matts Brust, und blinzelte dann langsam, bevor sie schläfrig zu ihm aufsah.
»Morgen«, piepste sie.
»Guten Morgen.«
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Und trotz ihrer Müdigkeit hob sie spontan den Kopf und küsste ihn. Sehr lang. Es war, als ob in diesen Kuss sämtliche Dankbarkeit und Zuneigung flossen, die sie im Moment aufzubringen vermochte.
»Wir werden durchs Fenster klettern, okay?«, sagte er, nachdem sie sich von ihm gelöst hatte.
»Okay«, flüsterte sie.
Weil das, was wir diese Nacht erlebt haben, unmöglich auch am Tag geschehen kann. Vielleicht hat es dieses Ding nie gegeben, vielleicht haben wir auf der Lichtung lediglich ein paar Drogenreste geschnuppert und sind High geworden. Wichtig ist nur, dass das, was heute Nacht passiert ist, sich heute Morgen nicht wiederholen wird. Jetzt ist Tag, jetzt scheint die Sonne, und jetzt will ich von diesem Scheiß nie wieder etwas hören.
Sie würden durchs Fenster klettern. Und dann brauchten sie nur noch nach Hause zu gehen.
Aber woher wusste er, dass es nur in der Nacht passieren konnte? Wenn es doch echt gewesen war? Wenn er sich vorstellte, am hellichten Tag schwarze Konturen in der Ferne zu erblicken, schwarze Konturen von wellenden Ästen und Weisen Gesichtern, von einer Gestalt, die von jetzt auf gleich verschwand und nur eine Sekunde später an einem völlig anderen Ort wieder auftauchte …
»Woran denkst du gerade?«, fragte Haley.
»An mein Bett.«
Sie kicherte. Bei Gott, sie kicherte. »Witzig.«
»Was? Wieso?«
»Das hab ich auch gerade getan.«
Matt musste lachen. So stark, dass ihm der Bauch wehtat. Und Haley stimmte mit ein.
Sie würden den Weg ohne Probleme schaffen. Es war Tag, und es war hell. Er wollte nicht wissen, ob tatsächlich schwarze, verkohlte Äste neben der Tür lagen, oder ob es sie nie gegeben hatte.
Denn wenn man Angst hatte, so dachte er, konnten einem Dinge passieren, die vielleicht niemals echt waren.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.07.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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