Peter Wolf

Wenn die Seele spricht

Außergewöhnliche Träume begleiten uns oft als reale Erinnerungen, die sich manchmal tief in unserem Gedächtnis verankern. Ein bestimmter Geruch, ein zufälliges Geräusch oder eine beiläufig wahrgenommene Bewegung reicht aus, um selbst nach Monaten diese Träume zum Leben zu erwecken. Solch ein Traum hat vor kurzem mein Leben verändert.

Träume sind weder mit Händen greifbar, noch lassen sie sich exakt in Worte fassen. Sie sind ein fragiles Gebilde unterschiedlicher Emotionen. Hass, Heiterkeit, Furcht oder Freude. In dem Traum, von dem ich berichten möchte, dürfte ich etwa 15 oder 16 Jahre alt gewesen sein. Ein Teenager, der endlich wie ein Erwachsener behandelt werden möchte und dennoch reichlich kindische Flausen im Kopf hat.

Den Nachmittag verbrachte ich mit meinen besten Freunden - schemenhafte Gestalten ohne Gesichter und ohne Namen. Dennoch erkannte ich sie an dem unverwechselbaren und intenisven Gefühl der Vertrautheit, welches ich in ihrer Gegenwart verspürte. Wir befanden uns in einer Wohnung, die ich jedoch keiner der Familien meiner Freunde zuordnen konnte. Laut lachend rannten wir in der Wohnung wie Verrückte von einem Zimmer in das andere und versuchten uns gegenseitig zu fangen. Irgendwann stolperte ich und lag atemlos auf dem Boden. Kreischend stürzten sich meine Verfolger auf mich und fingen an, mich erbarmungslos durchzukitzeln. Mit aller Kraft versuchte ich mich gegen die vielen Hände und Finger zu wehren und bekam vor Lachen kaum noch Luft. Ich lachte, kreischte und versuchte mich mit aller Kraft aus der misslichen Situation zu befreien bis ich irgendwann an den unruhigen Bewegungen im Bett aufgewacht bin. Erstaunlicherweise war mir sofort klar, dass heute mein 42. Geburtstag ist. Welch eine Zeitreise!

An diesem Tag lief ich mit einem Dauergrinsen im Gesicht herum, denn ich fühlte mich immer noch wie der Teenager in meinem Traum. Jung, kraftvoll, verspielt und weiterhin umringt von meinen lachenden Freunden.

Rückblickend betrachtet, war dieser Traum wohl das schönste Geburtstagsgeschenk, das ich an diesem Tag erhalten hatte. Ich konnte nochmals dieses einzigartige Gefühl von unschuldiger und kraftvoller Naivität eines jungen Menschen erleben, der fest davon überzeugt ist, in seinem zukünftigen Leben das Weltgeschehen maßgeblich beeinflussen zu können, sofern er es nur wolle.

Während ich diese Zeilen schreibe, spüre ich es noch immer in meinen Adern pulsieren: das großartige Gefühl, Berge versetzen zu können.


 
©  by Peter Wolf, 2012

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.08.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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