Leonie Andrews

Recht ohne Gerechtigkeit

Der Tritt war stärker als ich dachte. Es tat höllisch weh, als der Fuß auf meinen Bauch niederfuhr. Mir kamen die Tränen und ich konnte nur mit Mühe mein Frühstück im Magen behalten.
"Bitte, hört auf" ,wollte ich schreien, doch meiner Lunge entwich kein einziger Ton.
Nun vernahm ich das Gelächter nur noch leise, wie, als wäre ich unterwasser.
Zack! Noch ein Tritt, diesmal gegen den Arm. Wieder durchfuhr mich ein Blitz des Schmerzes.
Um meinen Körper immerhin ein kleines bisschen zu schützen, rollte ich mich zu einer Kugel zusammen.
Doch einer der Jungen warf sich neben mich auf die Knie, entfesselte meine Embryohaltung, sodass ich wieder auf dem Rücken lag, und setzte sich auf mich.
"Ey, für welche wie dich ist kein Platz auf dieser Welt, du Abschaum!" ,rief erlaut und lachte schallend. Die anderen Jungen des Kreises stimmten ein.
"Und lass dich hier nie wieder blicken!"
Seine Hand ballte sich zu einer Faust, ich sah noch, wie er ausholte...
Dann fiel ich in Ohnmacht. Die Schwärze verschluckte mich und ließ mich meinen Schmerz vergessen.
Vielleicht ist es ja jetzt vorbei, dachte ich. Vielleicht musst nun nie wieder Angst haben, die Schule zu betreten. Vielleicht....
"Hey, Mark! Aufwachen! Bitte, bitte, wach auf!"
Mit Mühe öffnete ich meine Augen und blickte hinauf. Dort war er, der Mensch, den ich über alles liebte. Der meine tiefsten Geheimnisse kannte und mich akzeptierte als der, der ich war.
"Oh, Gott sei dank! Ich hatte solche Angst um dich."
Er umarmte mich und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Vielleicht, ist es doch besser, noch hier zu sein, überlegte ich. Denn wie sollte ich jemals ohne Leon leben können?
"Es geht mir besser. Wie hast du mich gefunden?" ,fragte ich.
"Du lagst auf dem hinteren Teil des Schulhofes. Ich hatte früher Schule aus und trug dich zu mir nachhause."
Ich blickte mich um. Tatsächlich, dies war Leons Zimmer. Jenes Zimmer, in dem wir so viele gemeinsame Stunden verbrachten, Spaß hatten und nächtelang redeten.
"Ich verstehe es nicht..Es ist doch egal, wen man liebt. Es ist doch völlig unwichtig, ob du als Jungen nun ein Mädchen..oder einen Jungen liebst. Sind wir denn abartig? Machen wir denn irgendwas falsch? Wir lieben uns doch nur." ,hörte ich ihn sagen.
Doch in den Augen unserer Mitschüler, waren wir Dreck. Wir durften nicht zu unserer Liebe stehen, mussten es verstecken. Doch es half nichts.
An dem Tag, an dem sie erkannten, dass sich 2 Jungen liebten, waren wir die perfekten Opfer für ihre grausamen Gewaltspiele.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.09.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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