Nach unruhigem Schlaf zieht’s mich hinaus auf die Gartenterrasse, an das stehengebliebene Nachmittags-Gedeck. Im Restlicht einer morgendlichen Mondsichel stochere ich im Teeblättersatz meines Porzellans. Vor der unpassierbaren Krümmung streicht die Geige mir geflutete Leidenschaft zum Entlauben, auf der Suche nach verloren geglaubten Träumen. Blätter trudeln im Würfelspiel. Im Großhirnnebel strudelt dunkle Materie; stumm ihr Schrei über kiesgrauer Flora.
Durch des Schlafes Finstermeer segle ich. Auf Trauminseln wandelnd, im verstrahlten Bikiniatoll, spüre ich gebärende Frauen auf mit Kindern wie Geschwüre, begegne ich meinem Vater, den Chirurgen, als er mich gerade operiert, nahe den Langerhansschen Inseln*, an einem Inselkarzinom; Bewusstseinsfetzen aus latenter Parallelwelt - erwische mich dabei, wie ich hinter einer Mauer verschanzt auf ein Gesäß starre, polliere, halte mich bedeckt mit einem Blatt auf dem Kopf; der Geliebte der Beäugten schlägt mit einem Ast darauf, das Blatt wendet sich, entblößt mich beim Abgang.
Ich hebe meinen Blick aus der Versenkung. Durch hohe Wipfel entblättert sich die Wahrheit. Brombeergebläut, aus heiterem Himmel, erwächst die Skyline der nahen City, während in meinem Garten die Bühnenlampe der Sonne Gespenster zu Blüten verkehrt, das hoffnungsvolle Glimmen vom Vorabend in einen fetten Glühwurm taucht, am Aug vorbei die Nachhut des Nachtkäfers, Flügel im gepressten Raum, vorm Tag auf und davon, gefangen ist die Spinne im Netz ihrer Gene, die Aura meiner Gedanken bricht sich am Licht.
*Die „Langerhansschen Inseln“ sind Zellagglomerate in der Bauchspeicheldrüse.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.09.2012.
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