Andreas Bartels

Kurrun 2

“Oh, gut das du kommen konntest!“ sagte die Priesterin, die Kurrun in den Tempel ließ. “Schon gut. Wie sieht´s denn aus?“ fragte Kurrun. Es war alles andere als gut. Man hatte sie mitten in der Nacht geweckt, und außerdem regnete es in Strömen. “Es müßte eigentlich schon lange passiert sein, aber es kommt einfach nicht.“ antwortete die Priesterin. Sie führte Kurrun in den inneren Bereich des Tempels. Sie war sehr besorgt und unruhig. “Wir haben schon Alles versucht...“ - “Wahrscheinlich gebetet... “ murmelte Kurrun. Die Priesterin erstarrte, drehte sich um und funkelte Kurrun böse an. “Wie war das? Fängst du schon wieder damit an? Du bist selbstgerecht und du lästerst! Das sind zwei der schwersten Sünden! Ich... “ - “Hör´ auf damit!“ fuhr Kurrun ihr dazwischen. “Wir sind nicht hier, um religiöse Gespräche zu führen, wir haben hier irgendwo eine Frau, die ein Kind bekommt! Und die in Schwierigkeiten steckt. Sie könnte sterben, wenn wir nichts tun. Um wen handelt es sich eigentlich?“ Die Priesterin setzte sich wieder in Bewegung. “Oberpriesterin Kiari“ sagte sie leise. Kurrun konnte sich eines Kicherns nicht erwehren. “Ach, meine ganz spezielle Freundin! Sag´ wie ist sie denn zu einem Kind gekommen? War sie nicht die, die diese irdischen Dinge immer weit von sich wies?“ Die Priesterin antwortete nicht.

Endlich kamen sie zu einem der vielen Privat Räume. Von weitem konnte man schon die Schreie hören. “Das klingt nicht gut... “ murmelte Kurrun. Auf dem Flur saß und stand faßt der gesamte Tempel. Die meisten knieten und beteten tatsächlich. Einige weinten sogar. “Laßt mich durch!“ schreckte Kurrun die Schwestern auf. Sie machten ihr tatsächlich Platz, nicht jedoch ohne hinter ihrem Rücken zu zischen. Als Kurrun den Raum betrat, schlug ihr eine Welle von Weihrauch entgegen. “Oh, Göttin... “ hustete sie. Die Oberpriesterin lag auf ihrem Lager uns schrie faßt ununterbrochen. Zwei Priesterinnen taten, was Priesterinnen faßt den ganzen Tag taten: Sie beteten. Da waren noch zwei weitere Priesterinnen im Raum, die versuchten, die zukünftige Mutter zu beruhigen. Die eine benetzte ihre die Stirn, die andere hielt ihre Hand. “Du“ herrschte Kurrun die mit dem Wasser an “Bring´ mir Wasser, heißes wenn´s geht! Und mach´ diesen verdammten Weihrauch aus! Man sieht ja die Hand vor Augen nicht!“ sie gehorchte. Kurrun kniete sich zwischen die Beine ihrer Patientin. Sie nutzte die Zeit, um den kugelrunden Bauch zu befühlen. “Da stimmt ´was nicht... “ - “Was stimmt nicht?“ fragte die andere Priesterin. “Ich glaube, es liegt falsch... “ antwortete Kurrun. “Oh, Göttin! Nein!“ schrie die Priesterin und hielt sich die Hand vor den Mund. “Sch!“ machte Kurrun und legte ein Ohr auf die Kugel. “Es scheint noch nicht alles verloren zu sein.“ sagte Kurrun. “Ich höre Herztöne... Wo bleibt das Wasser?“ - “Nein! Ahhhhrg! Nicht die schwarze Hexe! Ahhhhrg!“ Kurrun hatte gar nicht bemerkt, daß sich ihre Patientin mühevoll aufgerichtet hatte, und sie mit roten, weit aufgerissenen Augen anstarrte. “Es freut mich auch, dich wieder zu sehen.“ antwortete Kurrun. Wie so oft in solchen Situationen überkam sie eine große Ruhe. “Ich will nicht, Ahhh! das diese Hexe mich berührt! Ahhhh!“ schwach ließ sich Kurruns Opfer wieder in die Kissen fallen. “Du wirst höchstwahrscheinlich sterben, wenn du mich nicht machen läßt.“ sagte Kurrun kühl. Sehr leise kam die Antwort “Mach´ das es Aufhört... “ Da kam auch das Wasser. “Verdammt! Ich hab´ doch gesagt, daß ihr den Weihrauch ausmachen sollt!“ Kurrun wusch sich schnell die Hände und Arme. “Ich werde mein Bestes tun... Göttin, hilf!“ murmelte sie und griff beherzt zu. Die Oberpriesterin schrie. Lauter als jemals zuvor. “Um Himmels Willen, was tun sie da?“ fragte die andere Priesterin, und als sie sah, daß Kurruns Arm faßt bis zum Ellenbogen verschwunden war, machte sie “Ohhhh... “ und fiel nach hinten um. “Das ist äußerst hilfreich!“ zischte Kurrun “Kümmer´ dich um sie, ich komm´ schon zurecht!“ sagte sie zu der anderen Priesterin, die wohl mit stärkeren Nerven gesegnet war. “Verdammt, wo ist der Kopf?“ fluchte Kurrun. Sie tastete sich noch etwas weiter vor. Die Oberpriesterin schrie. “Du hast es gleich überstanden! Ich hab´ schon die Nase!“ rief Kurrun. Sie zog vorsichtig. “Du willst nicht raus kommen. Tut mir ja sehr leid, aber du mußt. Du ahnst wohl schon was dich erwartet? Hm? Ja, ich wäre auch lieber an so einen Ort, umsorgt, gehegt und gepflegt. Kein Verantwortung, weder für dich selbst, noch für Andere. Aber das ist jetzt vorbei. Das Leben erwartet dich. Es wird nie wieder so schön sein, aber glaub´ mir, das Leben hat auch viel zu bieten... “ murmelte Kurrun beschwörend während sie das Kind drehte. Sie schwitzte. Es war ein äußerst heikler Moment. “Sie zaubert... “ murmelte eine von den Priesterinnen. Aber dann ging plötzlich Alles wie von selbst. Das Kind rutschte heraus, Kurrun wischte schnell Mund und Nase sauber und es tat seinen ersten Schnaufer. Und begann zu Husten und zu Schreien. “Ein Mädchen. Eine neue Priesterin.“ sagt Kurrun erschöpft. Vorsichtig legte sie das Kind auf den Bauch seiner Mutter. Diese wußte nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Langsam uns still strömten die anderen Priesterinnen in den Raum. Kurrun entfernte sich leise.


Version 1.0.
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Hier der Versuch etwas spannendes zu schreiben. Wie gesagt, da ich noch nie eine Geburt erlebt habe, könnte die Schilderung nicht sehr realistisch sein... naja, ist ja auch nur eine Geschichte...Andreas Bartels, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.03.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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