Aus dem Leben eines Seefahrers 3 im Sudan
Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde die kennt nur ein Koch. Aber alles kennt er auch nicht, denn dann wuerde er auf manchen Schiffen garnicht einsteigen oder schnell weglaufen wenn ihm der Mann auf der Heuerstelle das schoenste und beste Schiff aller 7 Meere anbietet. Ein Koch an Land geht am naechsten Tag einfach nicht mehr da hin, oder sagt zu seiner Frau, dass sie dort anrufen soll weil er sich das Bein gebrochen hat. Dann ist die Sache sowieso geregelt. Ein Schiffskoch aber kann seine Stelle nicht auf so eine konfortabele Weise wechseln, denn er steigt z.um Beispuel in Genua ein und wird an irgendeinem Morgen in Afrika wach ohne dass er weiss, wie er so schnell da hingekommen ist.
Bei meinem Trip in das rote Meer dauerte das etwas laenger, weil wir ja erst einmal um Suedafrika herum mussten und erst einmal Land sahen als wir im gluehendheissen Aden bunkerten.
Afrika ist nichts fuer Leute die es etwas besser haben wollen und auf Sauberheit und Komfort Wert legen und obwohl bereits hart im Nehmen war Port Sudan dann auch fuer mich noch die Haerte und gewoehnungsbeduerftig. Wir hamen dahin, weil vor 100 Jahren die Englaender dort eine Pier ans Meer gebaut hatten um ihre Truppen im Land zu versorgen. Die war natuerlich nie erneuert worden und es gehoert schon viel Gottvertrauen in die Sache, dass sie so ein grosses Schiff wie das unsrige auch wirklich festhalten zu koennen, aber vielleicht hatten die Englaender das auch gewusst und dementsprechend solide gebaut.
Auf der Pier befindet sich ein Schienenstrang auf dem die kraene hin und herfahren koennen und tatsaechlich immer noch arbeiten und Schiffe ein und ausladen.
Nach dem Mittagessen sah ich mir deshalb interessenhalber die ganze Sache aus der Naehe an und kam an eine Stelle an der Kamele und Schafe fuer die Pilgerstaetten in Saudi Arabien verladen wurden. Das verladen uebernahmen Fuzzu Wuzzies, ein sudanesischer Volksstamm wo der schwerste bei 180 cm Koerpergroesse gerade mal 50 Kg wog. Dafuer hatten sie ihre Haare mit Hilfe von Kamelkot zu einer Pracht von einem halben Meter hochtopiert in denen Holzstaebe steckten um damit die Kopfhaut kratzen zu koennen. Vielleicht waren sie auch nur so spindelduerr weil sie bei einem damaligen Tagesverdienst von einem Dollar so viel Geld sparten bis sie sich eine Frau kaufen konnten. Dann zogen sie wieder in ihre Doerfer zurueck ,liessen nur noch die Frau arbeiten und machten nichts mehr. Manche von ihnen hatten auch als besondere Wuerde ein Blechschwert an der Huefte haengen.
Zunaechst waren die Schafe dran, die nach dem Motto :" 4 Mann, 4 Beine " verladen wurden indem sich vier Mann je ein Bein schnappten und das Schaf dann mit Gesang und laut schwingend in einen grossen Eisenkorb warfen, gleichso als verluden sie Kartoffelsaecke. Die Schafe purzelten dann auf einem Haufen in dem Korb uebereinander bis er voll war. Dann hiefte der Kranfuehrer an und kippte die ganze Ladung in den Laderaum des Schiffes.
Bei den Kamelen ging das nicht so einfach wegen der Schwere der Tiere. Da hatten sie Fuzzi Wuzzies einen besonderen Trick drauf dass ich nur staunen konnte.
Ein Mann schlug dem Kamel mit einem Knueppel gegen ein Hinterbein. Als das Kamel reflekshaft mit dem Bein austrat, warenb blitzschnell zwei weitere Kaempfer zur Stelle um eine Schlinge um das Bein zu ziehen. Dann zogen alle Mann an dem Srick bis das Kamel die Balance verlor und hinstuerzte. Das wussten die Maenner natuerlich und hatten bereits auf dem Boden eine Plane ausgelegt. In dem gleichen Moment, als der Koerper des Kamels mit der Seite auf der Plane lag hiefte der Kranfuehrer an und hing dann mit den Beinen wild strampelnd und bruellend in der Luft bis es im Bauch des Schiffes ebenfalls ausgeklickt wurde.Wieviel Tiere den Transport ueber das rote Meer tatsaechlich unbeschadet ueberstanden war unklar.
In einem nahen Restaurant wollte ich einen Cafe trinken. Als ich aber sah, dass ein Dutzend Katzen auf den Tischen herumsprangen um die Reste von den Tellern abzulecken schaltete ich um auf eine Flasche Ciola.
Ein Besuch im nahen englischen Seemannshaus erwies sich ebenfalls als wenig empfehlenswert weil der ehemalige Schwimmingpool nur noch eine Abfallgrube war und es sich nicht lohnte ins Gebaeude rein zu gehen.
Sa es aber Dinge gibt, die nur ein Koch weiss, oder zumindest zu wissen bekommt hatte ich herausbekommen, dass es ausserhalb ein Dorf mit Maedchen an Mast geben sollte. Also charterte ich mir am Abend ein Taxi. Die Fahrt wollte aber kein Ende nehmen und nachdem wir schon laengst durch Niemannsland fuhren und es bereits dunkel geworden war , tauchten ploetzlich eine Ansammlung Haeuser vor uns auf. Ich gab dem fahrer Anweisung vor dem
Huetten mit laufendem Motor auf mich zu warten waehrend ich mir die Gegend etwas naeher ansehen wollte. Es fuehrten einige Gassen durch Wellblech City , weil die Huetten aus allerlei Material wie ehemaligen Reklametafeln und Wellblechen zusammengebastelt waren. Das Ganze wurde durch einige wenige Petroleumlampen erhellt sodass die Maedchen , welche aus den Huetten kamen nur schemenhaft zu erkennen waren.
Man kommt leicht in ein Abenteuer hinein, doch oft genuegt auch nicht Glueck alleine um da wieder unbeschadet herauszukommen. So erwies sich meine Voraussicht, aus dem Taxi einen Fluchtwagen zu machen als richtig und sinnvoll denn ploetzlich trat ein womit ich gerechnet hatte, naemlich, dass man mich ueberfallen wollte. Also gab ich Gas indem ich in die naechste Huette rein und auf der Hinterseite wieder hinausstuerzte sodass alles hinter mir zusammenstuerzte. Damit hatte ich in jedem Fall so viel Vorsprung erhalten um die verfolger zunaechst hinter mir zu halten. Das Problem war nur, dass ich die richtige Richtung einschlug um aus dem Gassengewirr in der Dunkelheit den Ausgang zu finden wo mein Taxi stand. Ich betete, dass der Fahrer nicht zwischenzeitlich ausgestiegen war um meinen Vorschuss fuer die Fahrt zu verprassen und war erleichtert, als ich die Scheinwerfer entdeckte. Mein Glueck bestand aber darin, dass er nicht mit den boesen Jungs unter einer Decke steckte und meine Order tatsaechlich befolgt hatte.
Eine Stunde spaeter war ich gluecklich zurueck auf meinem Schiff.Die Rheinfels war schon ein tolles und modernes Schiff von 15.000 Brutto Registertonnen was schwerste Lasten selbststaendig laden konnte , eine Besatzung hatte, die wie Pech und Schefel zusammen hielt
und einem Funker der absoluter Fussballfan war.
Diese Leidenschaft lebte er aus als am naechsten Tag ein DDR Dampfer vor uns an der Pier fest machte und unser Funker der erste war, der dem Nachbarschiff einen Besuch abstattete.
Danach hoerten wir staunend zu, dass er ein Fussfallmatch zwischen den beiden Besatzungen arrangiert hatte was am Abend nach dem essen stattfinden sollte. Es begab sich aber, dass fuer den Beginn deutsch deutsche Uhren anders gingen und die Maenner auf dem DDR Dampfer eine Stunde voraus waren. Wir standen fast alle an der reeling als da unter uns ein professionelles Team auftauchte was auch die Nationalmannschaft sein konnte. Aber unser Funker hatte es auch drauf und verteilte kurz darauf an 14 Freuwillige Spielklamotten von denen wir vorher garnichts gewusst hatten. Der Rest der Mannschaft bestand aus Biertraegern die je zwei Mann ein Kasten reichlich Aufbaustoff zi dem Platz schafften der aus einem Sandboden und zwei wackeligen Toren bestand.
An Zuschauer mangelte es auch nicht, denn das Ereignis hatte sich im Hafen herumgesprochen und so saeumten etliche Schwarze die Seiten des Spielfeldes und nahmen lautstark einmal fuer die eine und einmal fuer die andere Seite Partei ein. Zwischandurch verliess kurz ein Mann unseres Teams das Spiel um sich am Rand mit kuehlem Bier zu staerken. So standen sich eine durchtrenierte DDR Mannschaft einem Haufen undisziplinierter Laien gegenueber weshalb unsere Chancen im Vorfeld auf Null eingestuft wurden, aber wir hatten vor uns so gut es geht zu wehren. Genaugenommen wusste jeder von uns nur, dass der Ball in das gegnerische Tor geschossen werden musste und so war unser Kapitaen fast aus dem Haeuschen als es bei der Halbzeit unentschieden stand und wir am Ende mit einem Tor Unterschied siegten. Das freute auch die afrikanischen Fans die als Lohn fuer ihre Schreierei Freibier bekamen.
Nach der Regel, dass der Sieger den Verlierer einlaed, bat unser Kapitaen die DDR Mannschaft auf unser Schiff zu kommen um das Ereignis ausgiebig zu feiern. Nach einer Stunde kamen dann die Maenner und ich wunderte mich, dass mein Kochkollege und einige hinter ihm alle eine schwere Tasche bei sich trugen. Sie hatten von ihrem Kapitaen aufgetragen bekommen nicht fuer lau bei uns zu saufen und ihr eigenes Bier zum feiern mitzubringen. Auf meinem Vorschlag verstauten wir alles erstmal in meinen Kuehlraeumen fuer spaetere Zeiten weil sie sich weigerten die Flasschen wieder mit zurueck zu nehmen.
Nach drei Flaschen brach auch das Eis und es gab kein ost oder west mehr, sondern wir waren nur noch Deutsche. Die Freundschaft zwischen den beiden Besatzungen war am Ende von zwei Wochen so gross, dass man garnicht mehr wusste wer zu welchem Schiff gehoerte da unsere Leute staendig auf dem DDR Dampfer waren weil es dort gezapftes Bier gab und die Ostdeutschen Sachen bei uns genossen an die sie normalerweise nicht dran kamen. Ich freute mich besonders auf die selbstgemachte Hausmannswurst und es wurde getauscht was das Zeug haelt. Zum Abschied stand unsere gesamte Mannschaft an Deck als wir aus dem Hafen ausliefen und beide Tyffons machten einen Hoellenlaerm dass uns allen der Klang durch Mark und Bein ging. Wir hatten die Kameraden alle noch mit reichlich Lesestoff versorgt und fuhren mit dem Gedanken ab wirkliche Freunde und Kollegen zurueck zu lassen waehrend ich mich schon auf das naechste Abenteuer freute.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.09.2012.
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