Andreas Rüdig

Gogo

 

Tabledance ist das englische Wort für Tischtanz. Diese Form des erotischen Tanzes ist insbesondere in Nachtclubs sehr beliebt. Aufreizend gekleidete Damen treten auf einer Bühne auf, die oft mit einer senkrecht angebrachten sogenannten Tanzstange als Requisit versehen ist.

 

Die dargebotene Tanzvorführung wendet sich zunächst einmal an das anwesende Publikum. Die Tänzerinnen kommen im Laufe der Vorführung dem Publikum immer näher und konzentrieren sich dann immer mehr auf einen bestimmten Teil der Anwesenden. Die Besucher können ihre jeweiligen Vorlieben deutlich machen, in dem sie den Tänzerinnen Tips = Trinkgelder in Form von Geldscheinen zustecken und damit halbpersönliche Tänze bestellen. Ein weitergehender persönlicher Kontakt zwischen Besucher und Tänzerin ist in der Regel nicht gestattet.

 

Die Tänzerinnen werden in der Regel am Getränkeumsatz beteiligt; die Preise für die diversen Getränke vor Ort sind daher zumeist überdurchschnittlich hoch. Wer kann es den Tänzerinnen daher verübeln, wenn sie die Gäste daher zum Getränkekonsum animieren möchten?

 

Gogo-Tänzerinnen machen etwas anderes. Sie sind praktisch Vortänzer in Diskotheken, Abendlokalen oder auf privaten Partys. Sie sollen für Stimmung sorgen und zum Tanzen anregen. Ihre Show dient also der Animation. Sie können ihre Aufführung beispielsweise auf Lautsprecherboxen oder in aufgehängten Käfigen darbieten. Die sexuelle Komponente tritt hier also deutlich in den Hintergrund. Das Tanzen auf Tischen, wie beim Table Dance, ist hier nicht üblich. Waren die Gogo-Tänzerinnen beispielsweise in den 1990er Jahren noch leicht bekleidet, gibt es heute überwiegend kurze Kleider und eine hochwertige Bekleidung, die erotisch, aber nicht geschmacklos wirken soll.

 

Wir brauchen neue Tänzerinnen.

 

Recht hat sie, meine Frau, die Conny. Wir beide betreiben das führende Etablissement für erotische und andere Vergnügungen. Und die bei uns auftretenden Damen sollen halt den Konsum steigern. Doch diskrete Befragungen bei unseren Gästen ergaben, daß die bisherigen Darbietungen doch etwas umgestaltet werden müssen. Was also tun? Genau: Neue Mädels müssen also her.

 

Doch wie? Unsere Kleinstadt ist etwas zu prüfe, um eine Stellenanzeige in der örtlichen Tageszeitung zu platzieren: „Gogo-Tänzerinnen und Tischtanz-Damen gesucht.“ Das gäbe einen Aufschrei der Empörung.

 

Die Gogo-Tänzerinnen müssen einfach nur hübsch aussehen und sicht tänzerisch gut bewegen. Die Lack-und-Leder-Bekleidung kriegen die Gogo-Tänzerinnen von uns gestellt.

 

Bei den Tischtanz-Damen sieht die Lage schon etwas anders aus. Pralle Titten und kräftige Schenkel gehören genauso dazu wie ein hübsches Gesicht und sinnliche Bewegungen. Auch sie bekommen ihre aufreizende Reizwäsche von uns gestellt.

 

Doch wie an die Damen kommen? Genau: über unseren örtlichen Rocker-Club.

 

 

 

(ein freundliches Gesicht strahl mich an) Aber sischer datt – klar können wir Mädchen liefern, nicht nur freundliche Mädchen, sondern auch Freudenmädchen. (in Gedanken: kicher, kicher, grins , grins)

 

(ich, in Gedanken): Oh Gott, worauf habe ich mich da eingelassen? Was wird Conny dazu sagen?

 


Du, Conny, ich muß mal ein ernstes Wörtchen mit dir reden. Wegen der Tänzerinnen. Die Damen, die du da aufgetrieben hast, taugen doch wohl alle nichts. Schau dir doch mal die da vorne an. Klein und fett ist die. Wer soll die denn schön finden? Und die dahinter erst. Die ist doch eine dürre Bohnenstange. Wir brauchen andere, hübschere Weiber.

 

Hast du einen besseren Vorschlag?

 

Ja, den habe ich. Morgen kommt ein Trupp neuer, hübscher Mädchen. Laß uns mal einen Blick auf die Mädels werfen.

 

(am nächsten Tag) Oh ja – Andy hat wirklichen einen guten Geschmack. Die Mädels sind wirklich hübsch.

 

 

 

Das Gogo

Im Logo

Zeigt den Beruf

Den ich schuf

Denn Tanzen ist`ne Leidenschaft

Die viele weite Reisen schafft

Deutschland lernte ich so kennen

In die Diskotheken tat ich rennen

Nächtens tanzen bis zum Ende

Die Leute staunen im Gelände

Eine Sache schaff´ ich nie

Ich will so sein wie sie

Essen, trinken, lachen

Stille Sachen

Meine Beine wollen zappeln

Auf des Tanzes Boden rappeln.

Und lieg ich einmal in der Todeskiste

Endet meine Tagesliste.

 

Dürfen Lesben eigentlich auch den Tischtanz tanzen? Ja, im Prinzip schon. Nur sollte es jeweils in einem Etablissement sein, das auch für die entsprechende Kundschaft geeignet ist, also hauptsächlich von Frauen frequentiert wird.

 

Was – in diesem Haus soll ich auftreten? Nein, das kann doch nun wirklich nicht sein. Da sind doch nur Männer als Kundschaft vertreten. Na warte, ich werde es euch zeigen. Ganz langsam laufe ich um die Stange, immer schnell werde ich, so schnell, daß ich vermeintlich das Gleichgewicht verliere, zu Boden stürze – und prompt von der Tanzfläche gleite. Und wie ich gleite. Prompt lande ich bei Conny in den Armen. „Küsse mich, du edle Retterin,“ sagen meine Augen und wollüstig streben meine Lippen den ihren entgegen…

 

Ich habe noch nie einen so entsetzten Blick eines potentiellen Arbeitgebers gesehen wie an diesem Tage. Den Job habe ich zwar nicht bekommen. Dem Boß habe ich dafür aber eine Lehre erteilt….

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.10.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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