Christa Astl

Der Froschkönig und das Rotkäppchen




 
Es war einmal ein König, der einst von einer bösen Zauberin in einen Frosch verwandelt worden war. Zwar
war er von einer Prinzessin erlöst worden, aber sein Herz und seine Hände blieben seither immer kalt. Lange Zeit hatte er mit seiner Gemahlin glücklich und zufrieden in deren Schloss gelebt, doch dann war sie krank geworden
und starb.

Da war der König von Herzen traurig und zog aus, um erneut sein Glück zu suchen. Er reiste durch alle Länder der Märchenwelt, kam am Schloss vom schlafenden Dornröschen vorbei, erklomm die hohen Berge, hinter denen Schneewittchen bei seinen sieben Zwergen hauste, half dem tapferen Schneiderlein, noch einen Riesen zu besiegen, hütete die sieben Geißlein, damit sie der böse Wolf nicht fräße, und gelangte endlich in einen tiefen dunklen Wald, in dem das Rotkäppchen im kleinen Häuschen der Großmutter wohnte. Den Weg  dorthin zeigten ihm die bunten Kieselsteine, die Hänsel hinter sich geworfen hatte, als Vater und Mutter ihn und sein Schwesterlein in den Wald geführt hatten.

Es war ein langer Ritt für den König, sein Pferd lahmte bereits und er selber konnte sich vor Müdigkeit kaum mehr
im Sattel halten. Da erblickte er durch die Bäume ein kleines Häuschen, aus dessen Kamin Rauch empor quoll und
er beschloss, dort um Unterkunft zu bitten. Eine freundliche Frau schaute heraus und bat ihn herein in ihre Stube. Gleich waren Kaffee und Kuchen zur Stelle und beide ließen es sich gut gehen. Die Frau war das inzwischen erwachsene Rotkäppchen, das seit dem Jäger keinen fremden Menschen mehr bei sich gesehen hatte.

Der Froschkönig begann, ihr seine Geschichte zu erzählen. Rotkäppchen saß ihm gegenüber und hörte still und aufmerksam zu. Nur als er allzu traurig wurde, griff sie hinüber und nahm seine kalte Hand in ihre beiden warmen Hände. Plötzlich spürte er, wie sich in seinem Herzen eine bisher unbekannte Wärme bemerkbar machte, die ihn
bis in die Fingerspitzen erfüllte. Er schaute die Frau liebevoll und zärtlich an und sie erwiderte seinen Blick. Noch
nie hatte er eine derartige Begegnung erlebt, die ihn so bis ins Innerste erfüllte. Und zum ersten Mal seit langem spürte er, wie ein Licht von Glück und Freude wieder in ihm zu leuchten begann.

Zärtlich und fest schloss er das Rotkäppchen in seine Arme und lebte von nun ab mit ihm glücklich und zufrieden
im Waldhaus, inmitten von Hasen, Rehen und vielen anderen Tieren.

Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie heute noch.


ChA März 2009


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