Christa Astl

Wer ist der Nächste, wenn keiner das ist

 Stille Gedanken, oder wer ist der Nächste, wenn keiner da ist? 


Die meisten Menschen suchen einen „Nächsten“, wollen Menschen um sich, gehen hinaus, um welche zu sehen, zu treffen, mit ihnen zu reden. Es ist ihnen wichtig, eine Stimme zu hören, oft wichtiger als selber zu reden. Zu Hause läuft dann das Radio oder der Fernseher.
Was hilft es, wenn ich nur die Stimme höre, die spricht? Sie spricht zu allen, die gerade ihr Gerät eingeschaltet haben, spricht über irgendetwas, gibt Information, will unterhalten.

Aber genügt das, wenn ein Mensch alleine ist? Will er nur hören?? Allgemeines, das Tausende andere auch hören? Passiv sein, nur aufnehmen. - Aufnehmen, verinnerlichen, einwirken lassen? Gibt es denn etwas zum Verinnerlichen? Wird nicht nur Äußerliches berichtet, erklärt, breitgetreten, über irgendwen, von irgendwo, - was hat es denn mit mir zu tun? Will es nur ablenken, von mir, von meinen eigenen Sorgen, Freuden, meiner Arbeit? Zeigen, dass „Anderes“ wichtiger ist? Wichtiger als ich selber?
Ich kann nur hören, zuhören, nicht nachfragen, nicht antworten; nur stumm zuhören, wenn einer spricht. Aber geht es uns denn nicht auch sonst oft so? In Gruppen, Vereinen, Gesellschaften, - einer redet, die andern hören zu.
Ich aber will auch sprechen, will widersprechen, entgegnen, zustimmen, nachfragen, verstehen… Es ist keiner da, hört keiner zu, will keiner hören.
Das ist Allein sein.
 
Allein sein mit den eigenen Gedanken und Fragen, der eigenen Stimme, mit der eigenen Zeit. Manchmal mit sich selber sprechen. Das hat aber auch sein Gutes.
Gute Gedanken brauchen Zeit, wollen reifen, dürfen nicht schnell ausgesprochen werden.
Unausgegorene unüberlegte Rede stößt an, stößt auf, befriedigt nicht.
Gedanken brauchen Zeit, - und Stille – wollen nicht gestört werden, nicht abgebrochen, zerbrochen, zerrissen, zerstückelt werden, sie ergeben dann keinen Sinn mehr, können nur andeuten, aber nichts bedeuten, sie zerstören, weil sie gestört worden sin.
Stille Gedanken entwickeln sich, gehen ihre Wege, verwirren, verirren sich auch, hängen sich in einem Fragezeichen fest….
Stille Gedanken, sie kommen und gehen, brauchen Zeit, brauchen auch Raum, man muss ihnen die Freiheit lassen, zu kommen, sich zu entfalten, auszubreiten, zu verwirren, man darf sie nicht verdrängen, kann ihnen nachhängen, sie stehen oder kreisen lassen, bis sie sich irgendwann auch wieder entwirren und auflösen - .
Auch das ist Allein sein.
 
 
ChA 30.11.12

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