Geht euch das auch manchmal so?
Alles ist irgendwie aus den Fugen, man ist sich selbst nicht so richtig gut.
Ein neues, ziemlich umfangreiches Buch liegt bereit, um geöffnet zu werden.
Es glänzt noch, ist blank und glatt. Es ruft geradezu: Nimm mich, lies mich, ich habe dir was zu bieten.
Wisst Ihr, was ich da mache?
Ich drehe diesem Protz im glänzenden Gewand schnöde den Rücken, gehe zum Regal und schmökere ein wenig.
Dann nehme ich mir ein altvertrautes, schon zerlesenes Buch raus und lasse mich fallen in bekannte Szenen,
höre Menschen zu, die ich kenne und fühle mich heimisch darin.
Ich habe es sogar schon fertiggebracht, abends noch mal zum Auto zu gehen, um einen solchen alten Schmöker zu holen.
Ich hatte ihn vergessen und musste nur noch die letzten Seiten lesen. Sicher kannte ich die Auflösung, den Schluss,
aber irgendwie erschien es mir unbefriedigend, fast unhöflich, es nicht zu tun.
So, als ob ich alte Freunde sang- und klanglos ohne Abschied verließe oder meinen Opa nicht ausreden ließe.
Lächerlich? Vielleicht.
Dem neuen, verschmähten Buch möchte ich noch sagen, dass ich es in ein paar Jahren genauso behandeln werde –
wenn es mich zu fesseln versteht.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.11.2012.
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