Stefan-Hans Standfest

Biertisch-Yoga

Biertisch-Yoga

Ist eine reine Männerentspannungsübung, bei der es um die Förderung der Geselligkeit am Biertisch und der Übung im gegenseitigen fürsorglichen Umgang innerhalb des eigenen Geschlechts geht. Weiterhin versuchen wir die täglichen Wunden des Zusammenlebens mit dem weiblichen Geschlecht zu Versorgen, zu lindern und entsprechende Prophylaxe-Übungen zu erlernen, um weiteren Verletzungen vorbeugen. Wir bitten Sie, diese Übungen ausschließlich nur im Rahmen von Veranstaltungen von äußerst motivierten männlichen Gruppen durchzuführen, da eine Beteiligung des weiblichen Geschlechts in aller Regel zu Konzentrations- und Motivationsstörungen führt.
 
Die verschiedenen Übungen im Einzelnen:
 
Eingangsübung: „Die Taube“
 
…nennt man den Beginn der Übungen. Sozusagen das Warmmachen, also das Warming-Up, oder auch das Dehnungsprogramm in unserem Sport. Man zieht in der Gaststätte seines Vertrauens von Tisch zu Tisch und sucht sich einen Sitzplatz.

Übung 1: „Der Sonnengruß“
 
Der Sitzplatz ist eingenommen, man bekommt sein erstes Bier, hebt das Glas entschlossen in Richtung Sonne, blickt hindurch und prostet allen männlichen Kollegen zu.

Übung 2: „Der Pfau“
 
Alle Vorzüge werden eröffnet. Die Haare, das Hemd, die Goldkette, Armband und Ringe werden gezeigt, die Tattoos werden durch das „Nach-Oben-Krempeln“ der Ärmel gezeigt, um im weiteren Verlauf sich über die Schmerzen beim Tätowieren oder die zu sich genommene Flüssigkeitsmenge des vergangenen Joga-Wochenendes zu unterhalten.

Übung 3: „Der Schulterstand“
 
Wir stehen dicht gedrängt an der Bar und verteidigen unseren Platz – der eine besser, der andere schlechter – manche beanspruchen mit ihrem Ego oder auch mit Ihren Körperdimensionen etwas mehr Platz am Tresen als andere. Auch die Rangfolge innerhalb des Kollegiums legen wir so fest.

Übung 4: „Die Vorwärtsbeuge“
 
Man steht am Tresen und unterhält sich intensiv mit dem Wirt über die vorrätigen Bier- und Schnapssorten sowie der daraus kreierbaren Mischgetränke und deren üblichen Abgabemengen.

Übung 5: „Der Drehsitz“
 
Man reicht Bier- und Schnapsgläser von der Bar an den nächsten Tisch. Dazu werden in aller Regel die segnenden Worte des Wirtes wie „Zum Wohl!“ oder „Wohl bekomm‘s!“ übermittelt. Dieser Ausspruch soll die gute Verträglichkeit sowie die hypoallergene Mischung durch den Fachmann unterstreichen.

Übung 6: „Die Heuschrecke“
 
Der Aufenthalt in der Gaststätte dauert ja nun schon etwas an und man fängt an zu wandern. Jeder bedient sich am Getränk, Schnupftabak, den Zigaretten oder Feuerzeug des Gegenübers und die Motivation wird durch das Bestellen einer
erneuten Runde erhöht.

Übung 7: „Der Held“
 
Ein gewisser Pegel ist erreicht und man fühlt sich gut. Die Notierungen des Gastwirts auf dem Bierdeckel werden gezeigt und die Kollegen würdigen dies mit dem Ausspruch: „Du bist toll! Du siehst gut aus und bist eigentlich fast unwiderstehlich und ein mehr als bewundernswertes Exemplar der eigenen Spezies. Wir sind stolz auf Dich!“.

Übung 8: „Der Skorpion“
 
ist als Vorbeugung gegen den daheim wartenden Giftstachel zu sehen. Hat man selbst ein gewisses Maß an „ Toxin“ in sich, dann ist man gegen die zuhause wartende Giftspritze in aller Regel immun.

Übung 9: „Der Fisch“
 
Das gesunde Maß an Flüssigkeit wurde überschritten und wir fühlen uns trotzdem pudelwohl in dieser Ansammlung von Nass – ja wie könnte es schöner sein?! Übrigens sollte trotz und wegen dem hohen Maß an Entspannung und Konzentration der regelmäßige Besuch der Toilette nicht vergessen werden, da es sonst zu einem Flüssigkeitsstau innerhalb des Körpers kommen könnte und die Möglichkeit der zuzuführenden Flüssigkeit erheblich reduziert werden würde. Um dabei zusätzlich auch den Gemeinschaftssinn zu fördern, raten wir zu Toilettenbesuchen in Gruppen. Sollten Musikanten anwesend sein, könnte man sich mit dem Lied „Zum Pieseln gehn‘ ma aussi“ und im Anschluss mit dem wechselnden Text „Vom Pieseln kum‘ ma eina“ zur Toilette und wieder zu seinem Sitzplatz begleiten lassen.

Übung 10: „Die Kobra“
 
Nach anfänglich gezeigter Schüchternheit wird jetzt gezeigt wer in einem steckt. Man nimmt sein Glas (möglichst voll) und trinkt es auf einen Zug aus, um im Anschluss die Bewegungen der Kobra nachzuahmen – also „den Hals aufblähen um im Anschluss kräftig aufstoßen“. Dabei wird auch dem Kollegium gegenüber klargemacht, dass dieser Akt der Befreiung durchaus Überwindung gekostet hat und unter Umständen größere Probleme daraus entstehen hätten können.

Übung 11: „Der Halbmond (gelegentlich auch Vollmond)“
 
ist eine Übung in diesem Zyklus des Biertisch-Yoga, welche Körper und Geist alle Konzentrationskraft und Willen abverlangt – zu verstehen als „Zeitdefinition“, um den Absprung noch zu schaffen und zu christlicher Zeit den Heimweg anzutreten. Genau um die Überwindung dieser Gefühle geht es in dieser Übung. Wir sollen unseren Körper dieser erreichten Entspannungssituation entreißen und in den Alltag der Vernunft zurückkehren. Eine schwere Übung für alle Anfänger.

Übung 12: „Das Kamel“
 
Jetzt hat man den Absprung verpasst. Eine vorwurfsvolle Stimmung stellt sich ab und an noch ein, ohne jedoch die bereits eingenommene Entspannungshaltung noch beseitigen zu können. Zu hoch ist der Grad der Meditation und Konzentration, so dass in einzelnen Fällen bereits Symptome wie Verlust der Muttersprache, Lallen oder Desorientiertheit auftreten können.

Übung 13: „Die Grätsche – auch liegender Spagat genannt“
 
Die letzte Form der Vollendung. Es ist vollbracht! Man liegt meist bereits und gibt sich (in dieser Stellung) dieser geistigen Reise hin.
Den hohen Grad der Meditation und Entspannung kann man bei manchen Probanden an den tiefen und lautstarken
Atemgeräuschen erkennen.
Wir hoffen, dass alle Leser mit diesen Übungen zu höchster Entspannung zurechtkommen. Gleichzeitig möchten wir darauf hinweisen, dass Sie alle Risiken und Nebenwirkungen dieser therapeutischen Übungen jeweils mit dem Gastwirt Ihres Vertrauens jederzeit besprechen können. Zur Auflockerung unseres Übungsprogrammes können Sie Würfel- oder Kartenspiele sowie Fußballübertragungen nutzen – wobei aus Gründen der Durchführbarkeit und übermäßigen Reizung der eigenen Sinne nur eines der zusätzlich benannten Medien verwendet werden sollte. Sofern Sie Verbesserungs- oder Ergänzungsvorschläge haben, lassen Sie uns diese gerne wissen, wobei wir darauf hinweisen möchten, dass wir natürlich nur wissenschaftlich belegte und entsprechend validierte Beiträge aufnehmen können.
 
In diesem Sinne möchten wir alle mit einem herzlichst gemeintem
 
Prost Grüßen
 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.11.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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