Wilhelm Bachler

Polarstern




Als die Sterne nicht mehr leuchteten
© wibac – wilhelm Bachler 2012
 

Es war einmal ein Zauberer, der in einem hohen verfallenen Turm einer Burgruine wohnte. Er hieß Centaurius und hatte einen
langen weißen Bart.Er trug immer einen blauen Umhang auf dem viele  gelbe Sterne zu sehen waren. Auch hatte er einen alten
kohlschwarzen Raben namens Gelbauge, der ihn stets begleitete. Entweder saß er auf seiner Schulter oder er flog um den alten
Turm herum.

Am liebsten schaute der Magier durch sein Fernrohr und beobachtete den Nachthimmel mit seinen vielen Sternen.  Sein Lieblings-
stern war der Hellste und Schönste und  stand im Norden des Firmamentes. Er hatte 9 Zacken und diese strahlten alle anderen
Sterne an.Es kam der Tag, wo Gelbauge seinen 170 Geburtstag zu feiern hatte.  Der Zauberer wusste schon lange nicht mehr,
was er ihm schenken sollte. 169 Geschenke hatte er ihm schon gemacht, jetzt fiel ihm keines mehr ein. Eines Morgens sagte Gelbauge
mit krächzender Stimme: „ Centaurius, ich will – krah – einen Stern. Ich will den Neunzackigen –krah – jawohl  den will ich, zu meinem
Geburtstag!“. „Wieso willst du einen Stern?“ fragte der Zauberer, „Sei mit etwas anderen zufrieden, ein Stern  ist nichts  für einen
Raben. „Ich will ihn als Anhänger um den Hals tragen, damit ich in der Nacht alles sehen kann – krah - , dann kann ich auch im dunklen
fliegen !– krah –krächzte Gelbauge.
Der Zauberer nahm seinen Zauberstab, klopfte ganz fest 7-mal auf sein Fernrohr und sagte mit tiefer Stimme den Zauberspruch:

„Drachenschwanz und Fledermaus,
Krähenfuß und Katzendreck,         

jetzt bist du Stern
vom Himmel weg!“

 
Plötzlich flog mit tosendem rauschendem Donner ein Komet vor die Füße des Raben. Gelbauge zuckte wie vom Blitz getroffen zusammen
als er vor ihm den glitzernden Stern sah. Wie ein riesiges Goldstück  lag er vor ihm und die 9 Zacken blinkten ihn an, sodass er nichts mehr
sehen konnte. Das Glitzern und Leuchten des Sternes war so stark, als ob er in die Sonne schauen würde. Ganz geblendet waren Centaurius
und Gelbauge.  Sie konnten den Turm nicht mehr sehen. Und ganz heiß wurde ihnen, so warm strahlte der Stern sie an.

„Wie sollte er diesen Himmelkörper um den Hals tragen?“, frug sich der Rabe  selbst.“ Nie und nimmer konnte er dies!“
Am Himmel aber, wo sonst der Stern stand, war ein finsteres, dunkles Loch. Es schaute ganz grässlich aus. Die anderen Sterne wurden
von den 9 Zackigen nicht mehr angeleuchtet und verblassten immer mehr. Der Nachthimmel wurde immer dunkler und dunkler.
Centaurius und Gelbauge bemerkten mit Schrecken, dass sie einen riesigen Fehler gemacht hatten.
„Wir – Du – kräh – müssen sofort – krah – etwas unternehmen. Es wird immer dunkler und bald gibt es keine Sterne mehr am Nachthimmel
– krah. Mach schnell mein Meister – krah!“ krächzte der Rabe. Centaurius überlegte nicht lange und sagte mit tiefer Stimme:
 
„Drachenschwanz und Fledermaus,
Schneckenschleim und Spinnenbein,
lass den Stern
wieder auf seinem Platze sein“
 

Mit einem fürchterlichen Donnergrollen erhob sich der Stern vom Boden, blendete noch einmal mit voller Kraft die Beiden und zischte
wie ein Blitz auf seinen Platz am Nachthimmel zurück. Kaum stand er wieder neben seinen Sternen fingen diese wieder an zu leuchten.
Sie funkelten und glitzerten wie Diamanten im Sonnenlicht. Der 9 Zackige,der leuchtete nun als Polarstern am Firmament und war der Mittelpunkt
der Gestirne.

 Centaurius und Gelbauge aber, - waren glücklich das der Stern wie einst am Himmel strahlte und sie wieder den Turm der Ruine sehen konnten. 
„ Zu Geburtstag schenk ich dir eine Taschenlampe „ sagte der Zauberer lachend und der Rabe lachte mit –„ krah – kräh – krächz – krah- krah“
und wenn sie nicht gestorben sind, schauen sie noch immer durch das Fernrohr.


 
 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.11.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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