Christine Wolny

DIE GANGSTERBRAUT

 
Berta fuhr schon früh in die Kreisstadt. Sie hatte bereits längere Zeit Schmerzen und wollte sie durch einen Facharzt abklären lassen. Leider hatte sie keinen Termin.
So nahm der Arzt sich nicht viel Zeit. Er hörte Berta kurz an, dann gab er ihr ein Rezept, und schon war Berta wieder draußen.
 
So schlenderte sie in Gedanken Richtung Parkplatz, wo ihr Auto stand.
Plötzlich kam ein Mann über die Straße, bückte sich kurz und hob etwas auf. Das ging so schnell, dass Berta gar nicht wahrnahm, was es war.

Der Mann zeigte ihr einen goldenen Ring, den er soeben gefunden hatte. Er sprach von einem Glückstag, dann zeigte er Berta seinen Fund. Es war ein breiter, goldener Ring,
in dem in der Innenseite der Stempel 585 zu lesen war. Berta staunte, der Ehering sah so neu aus, und er glänzte in der Sonne. Der musste noch nicht viel getragen worden sein.

Berta dachte an ihren eigenen, dem man sein Alter ansehen konnte.
„Kein Wunder,  es sind ja auch schon bald 50 Jahre her.

Noch während sie kurz an ihre eigene Hochzeit dachte, hörte sie den Mann sagen:
„Ich schenke ihnen den Ring.“ Berta stutzte. Kann es so etwas geben?

Der Mann wollte nur etwas Geld dafür. Er hätte Durst und brauchte Geld, um sich ein Getränk kaufen zu können.

Berta griff in ihre Manteltasche. Dort hatte sie einen Euro für den Einkaufswagen. Ihre Geldbörse ließ sie in der Handtasche.
Sie plante,  noch einkaufen zu gehen und den 20 Euro Schein, der noch darin war, brauchte sie dafür. 
Also reichte sie ihm den Euro, und der Mann überließ ihr den Ring.

Auf der Rückfahrt ging ihr das Erlebte nicht mehr aus dem Sinn. So etwas Komisches hatte sie noch nicht erlebt.
Daheim überlegte sie hin und her. Eigentlich müsste man ihn ja beim Fundamt abgeben, aber wie soll ich denen erklären, wie ich zu dem Ring kam?

Am nächsten Tag ging Bertas Ohrring kaputt. Sie kannte den Besitzer des Schmuckladens, und bei der Gelegenheit zeigte sie ihm den Ring und fragte nach dessen Wert.
 
„Wo haben sie denn den Ring her?“ wurde sie gefragt, und Berta erzählte, wie sie dazu kam.
„Der Ring ist gar nichts wert, er ist nur mit einer Goldfarbe überzogen, nur gut, dass sie dafür kein Geld ausgegeben haben.
Das ist wieder ein neuer Trick von Gangstern. Manch einer würde für den Ring das 50 fache geben und danach bitter enttäuscht sein.“
 
Berta war erleichtert, dass sie sich jetzt einen Reim daraus machen konnte. Das war wohl ein Gangstertrick, und sie hatte kein schlechtes Gewissen mehr.
Am nächsten Tag erzählte sie es Gertraud. Auch die wäre auf den Trick hinein gefallen, nachdem sie den Ring genau betrachtet hat.
Er sah wirklich zum Verlieben schön aus.
Gertraud witzelte: „Hast dich wohl gestern verlobt, nun bist du eine Braut, eine Gangsterbraut“, und Berta lachte aus vollem Halse.
 
© C.W. 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.11.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Die Gedichte begleiten durch die vier Jahreszeiten und erzählen wie die Natur erwacht, blüht und welkt, wissen von reicher Ernte zu berichten. Der Spätsommer im Park, winterliche Gefilde oder Mailandschaften scheinen auf. Der Autor verwendet meist gereimte Zeilen, zeigt sich als Suchender, der neues Terrain entdecken möchte. Der Band spricht von den Zeiten der Liebe, zeigt enttäuschte Hoffnungen und die Spur der Einsamkeit. Wut und Trauer werden nicht ausgespart. Es dreht sich das Kaleidoskop der Emotionen. Der kritische Blick auf die Gesellschaft und sich selbst kommt zum Zuge. Kassandras Rufe sind zu hören. Zu guter Letzt würzt ein Kapitel Humor und Satire. So nimmt der Autor seine Zettelwirtschaft aufs Korn, ein hoffnungsloser Fall.

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