Christa Astl

Heimgeschichten Teil 2 - Einzug

 

Einzug ins Heim
 
A
 
Der Kofferraum ist ganz voll, einige Taschen stehen auf dem Rücksitz. "Hoffentlich hat das alles überhaupt Platz in meinem „neuen“ Zimmer", denkt Frau Aloisia Müller, als sie mit ihrer Tochter im Auto in das Altersheim fährt.

Ausnahmsweise dürfen sie direkt vor dem Eingang parken. Sie dürfen sich sogar einen Transportwagen ausleihen. Hoch aufgetürmt schieben sie ihn vorsichtig in die Halle hinein. Erst die Anmeldung im Sekretariat. Die Sekretärin ist nett, freundlich, Frau Müller füllt einige Formulare aus, hin und wieder stellt sie Rückfragen an ihre Tochter, die daneben steht.

Das Zimmer ist im zweiten Stock, so wie ihre Wohnung zu Hause. Aber hier gibt es einen Aufzug.
Ein bunter Zettel hängt an der Türe: Herzlich Willkommen, liebe Frau Müller! Sie freut sich. Drinnen auf dem Tisch steht eine kleine Vase mit frischen Blumen. Das Bett ist bezogen, Handtücher hängen im Bad, sonst nichts. Kahl, unpersönlich wie ein Hotelzimmer, oder wie ein Krankenzimmer? „Nein“, diesen Gedanken schiebt sie energisch zur Seite. „Das ist jetzt mein Zimmer, das werde ich mir schon so richten, dass es mir gefällt!“

Die Tochter beobachtet nachdenklich ihre Mutter, wie diese einigermaßen ratlos im Raum steht. Sie hat Mitleid und ein wenig schlechtes Gewissen. Hätte sie sie doch nicht herbringen sollen? Hätte sie sie in ihr Haus nehmen sollen, sie dann eventuell bis zu ihrem Tode zu Hause pflegen? Sie weiß nicht, ob und wie lange sie das durchgehalten hätte. Freunde und Bekannten hatten ihr davon energisch abgeraten. Es wäre auch nicht gut gewesen, sich nach so vielen Jahren eigenen Lebens jetzt wieder auf engem Raum zusammen zu finden.
Der Heimleiter, den sie anschließend noch trifft, bestätigt ihre Entscheidung und heißt sie für gut und richtig. So kann die Mutter doch noch einigermaßen unabhängig ihr eigenes Leben führen, und hat bei Bedarf geschulte Fachkräfte, die sich um sie kümmern.

„Soll ich dir helfen, Mutter, mit dem Auspacken und Einräumen?“ fragt sie, um ihren Grübeleien ein Ende zu machen. „Nein, lass nur. Ich brauch jetzt was zu tun!“ lautet die etwas abweisende Antwort der Mutter. Ja, sie gibt sich abweisend, um ihre eigenen gemischten Gefühle nicht zu verraten. Sie muss einen sicheren, zufriedenen Eindruck machen, um ihre Tochter zu beruhigen, schickt sie aber doch bald fort. Sie muss jetzt etwas tun, bevor Trauer und Einsamkeit sie überfallen.

„Komm dann in ein paar Tagen wieder, dann sehen wir, was ich noch brauche“. - „Soll ich dich abends anrufen, Mutter?“ – Nein, nein, es wird schon gehen.“ - Die Frage „Wie?“ bleibt in der Luft hängen….
Leise schließt die Tochter die Tür hinter sich, Frau Müller ist allein.

Die Mutter beginnt, sorgfältig ihre Sachen in die leeren Kästen zu räumen, ihre Andenken aufzustellen, und bald sieht das Zimmer schon recht gemütlich aus. – Es gefällt ihr. „Ich glaube, ich werde mich wohl fühlen“.
Die ersten Stunden sind im Fluge vergangen. Dann kommt Schwester Susanne herein und holt sie zum Mittagessen.
 


B

Zur gleichen Zeit zieht eine andere neue Bewohnerin ein. Frau Fanny Weidmann wird direkt vom Sanatorium ins Heim gebracht. ...


Fortsetzung folgt!
 
ChA 19.11.12

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.11.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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