Katinka Loulou Goldmund

Abendessen

Der tote Fisch sieht mich aus seinen milchigen Augen an, vorwurfsvoll, dass ich die Gabel in seinen zartrosa gekochten Leib gerammt halte, um ihn mit dem Messer in mundgerechte Stücke zu zerkleinern.
Und während ich mich so dem Fisch gedanklich hingebe, indem ich mir sein Leben in flaschengrünen Wassern ausmale, schlangenartige Algen, deren Körper den seinen streifen, nach ihm greifen, den Moment des Erstickens, wie er mit seinen nun nutzlosen Flossen in einer Wasserlache um sich schlägt,
stopfe ich mir etwas Brot in den Mund, kaue.
Den klebrigen Brei spüle ich mit einem kräftigen Schluck eines edlen Tropfens hinunter.
Der dunkel funkelde Wein schmeckt nach der Sonne Süd-Frankreichs, die ihn hatte reifen lassen, mit jeder Stunde die sie die Welt in ihren göttlichen Glanz hüllte,
schmeckt nach der alten reichhaltigen Erde, die die Früchte nährte.
Der Wein, der Erden Blut, kostbarer Saft aus ihrer Lebenskraft, die menschlichen Geister zu beleben, von ihren körperlichen Hüllen zu befreien indem er sie trennt, ihnen die gegenseitige wechselwirkende Kontrolle nimmt.
Ich greife nach dem Leben, dem gespeicherten, untoten Leben in der Nahrung, dass sich das meinige daran labe.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.12.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Kennen wir Heimat, was bedeutet dieser Begriff für moderne Nomaden und Kosmopoliten? Wo und was ist Heimat genau?
Haben wir nicht alle schon Zeichen übersehen oder falsch gedeutet, sind wir in der Lage, uns in hektischen Zeiten fallenzulassen, deuten wir Gesichter richtig? Vermutlich lächeln wir noch heute über bestimmte Begegnungen auf Reisen irgendwo auf der Welt, oder sie beschäftigen uns noch immer. Reisen bildet nicht nur, jede Reise prägt uns, öffnet den Blick für andere Menschen, Kulturen und ihre ganz eigenen Herausforderungen.
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