Helmut Wurm

Sokrates und was Schulleiter nicht tun sollten



Im anheimelnden romantischen Kaminzimmer eines bekannten Gasthofes sitzen eine Reihe städtischer Honoratioren bei gutem Essen und Trinken. Das gute Essen hat Zufriedenheit verbreitet, der Wein hat die Stimmung gehoben und die Zungen gelockert. Man beginnt sich an die Schulzeit zu erinnern. Fast jeder hat eine andere oder mehrere andere Schulen besucht  und kann Geschichten darüber erzählen, aber diesmal nicht  über die Eigenheiten der Lehrer, sondern über die Persönlichkeitstypen und Eigenheiten der erlebten Schulleiter. Dieses Thema hat einer aus dem Kreis vorgeschlagen, dem die vielen Lehrer-Anekdoten schon langweilig geworden sind.   
 
Auch Sokrates ist zufällig in diesen Kreis geraten und verfolgt mit einer gewissen Neugierde dieses seltener behandelte Thema. Aber vielleicht kommt dabei, so denkt er, mehr heraus, als man denkt. Schließlich sind die Lehrer-Anekdoten wirklich schon etwas abgedroschen und stereotyp geworden.
 
Der erste Erzähler(es ist derjenige, der den Vorschlag zu diesem Thema gemacht hat):
Wenn ich schon diesen Vorschlag gemacht habe, dann sollte ich auch den Anfang machen. Sicher werden die meisten Erzählungen Lustiges und Merkwürdiges unserer Schulleiter darstellen, aber auch Ernstes meinen, was dann herausgeschält werden muss. Wir werden ja sehen.
 
Und ich schlage für dieses Herausschälen des ernsten Inhaltes unseren Gast Sokrates vor, der ja bekannt dafür ist, den Dingen auf den Grund zu gehen.
 
Also: Als unser alter Schulleiter in Pension ging, kam ein junger neuer auf seine Stelle. Wir hatten ihn als einfachen Lehrer einer benachbarten Schule schon flüchtig kennen gelernt. Er fuhr damals ein einfaches, kleines Auto, parkte es stets unauffällig in der hinteren Reihe auf dem Lehrerparkplatz, trug sportliche Kleidung, trat allgemein sehr bescheiden auf und war umgänglich und leutselig.
 
Sobald er nun Schulleiter geworden war, war gewissermaßen eine seiner ersten Amtshand-lungen, dass er sich einen teuren großen Mercedes und noble Kleidung kaufte, das neue repräsentative Auto auf den vordersten Parkplatz vor der Schul-Eingangstür stellte und diesen repräsentativen Platz künftig für sich reservierte. Er trug ab jetzt auch nicht mehr die einfache sportliche Kleidung, sondern immer einen noblen dunklen Anzug. Er dachte offensichtlich in Abwandlung des bekannten Spruches "Kleider machen Leute", dass ein höheres Amt ein neues Outfit benötige und diesem Amt dadurch erst die richtige Würde verschafft würde.
 
Wir böse Buben haben damals ein Plakat gemalt mit der Aufschrift: "Erst das Auto und der Anzug machen den Mann und den Schulleiter" und es morgens mit Tesafilm auf die Motor-haube geklebt. Der neue Schulleiter hat mit wütendem Gesicht in der Pause das Plakat abgerissen und böse Blicke zu uns hin geworfen, die wir grinsend etwas abseits standen. Und von da ab war er auch alles andere als leutselig, sondern achtete immer auf Distanz. Wenn man zu ihm wollte, musste man sich stets einen Termin bei seiner Sekretärin geben lassen.  
 
Sokrates:Ich soll nun aus diesen Erzählungen ein Ergebnis ziehen, gewissermaßen die tiefere Lehre, was ein Schulleiter nicht tun sollte. Bei diesem Beispiel ist das leicht.    
 
Dieser Mann hat sich früher zwar unauffällig und bescheiden verhalten, war aber innerlich sehr ehrgeizig und geltungsbedürftig. Sobald er die angestrebte Position erreicht hatte, zeigte er seine wahre Natur, dass er sich nämlich für mehr hielt und mehr Rechte zu haben glaubte als die anderen, und demonstrierte das nun offen mit den Statussymbolen großer Mercedes und dunkler Anzug. Dadurch hat er aber in Wirklichkeit nicht Achtung gewonnen, sondern Achtung verloren. Ein guter Schulleiter sollte versuchen, durch Leistungen und Fürsorge für Schüler und Lehrer Achtung zu gewinnen.Es ist zusätzlich klug, wenn Schulleiter ihre höhere Position und das höhere Einkommen nicht optisch in einem größeren Vorzeige-Auto und profilierender Kleidung zeigen. Es gibt genug Beispiele, wo Führungspersonen weiterhin nur Mittelklassewagen fuhren und unauffällige Durchschnittskleidung trugen, aber gerade dadurch ihr Ansehen steigerten.
 
Ein anderer Erzähler:Wir hatten an unserer Schule einen Schulleiter, der war schon als einfacher Lehrer Mitglied in einem Kegelclub, der sich aus einem Freundeskreis von Lehrern an dieser Schule gebildet hatte. Als dieser Lehrer nun Schulleiter geworden war, hielt der Kegelclub weiterhin fest zusammen und es fiel auf, dass die Mitglieder dieses privaten Kegelclubs manche Vergünstigungen hatten. Bei Vertretungsstunden kamen sie besser weg; ihre Unterrichtszeit war günstiger im Lehrer-Stundenplan verteilt; wenn sich Eltern über den einen oder anderen dieser Lehrer beschwerten, wurden diese besonders in Schutz genommen; Vorschläge und Ideen dieser Kegelclub-Lehrer wurden bevorzugt angehört und umgesetzt, auch wenn sie nicht die optimalsten waren…
 
Das erzeugte natürlich Ärger bei den anderen Kollegen und viele versuchten, ebenfalls in diesen Kegelclub einzutreten, was aber nicht gelang, weil es sich um einen langjährigen privaten Freundeskreis handele. Und auch der Elternschaft fiel auf, dass diese Kegel-Lehrer besonderen Schutz und besondere Protektion genossen und einen größeren Einfluss hatten als die anderen Lehrer. So begann man nachzudenken, wie man dagegen angehen könnte.
 
Ob die Mehrzahl der Kollegen sich vergeblich bei der Schulaufsicht beschweret hat, ist uns Schülern natürlich entgangen. Aber eines Tages prangte ein Schild am Eingang der Schule, das über den offiziellen Schulnamen gehängt war und auf dem man in großer Schrift lesen konnte: "Kegelbrüder-Schule". Darunter war ein Bild gezeichnet, das oben einen großen Kegel mit Krone zeigte, darunter eine Reihe Kegel mit Schärpen und darunter ganz klein Lehrer, Schüler und Eltern. Damit wurde ausgedrückt, dass der Schulleiter der regierende Kegel war, die anderen Kegelbrüder zum Hofstaat gehörten und der Rest die übrige Schul-Bevölkerung mit wenig Rechten darstellte. Und die Presse war von Unbekannt informiert worden und brachte am nächsten Tag ein Foto von der neuen Schul-Tafel und einen Text.
 
Natürlich klingelte es bei dem Oberkegel-Schulleiter und er bemühte sich fortan, zumindest so weit wie möglich nach außen erkennbar, alle Lehrer gleich zu behandeln. Und obwohl der Schulleiter das neue Schild natürlich sofort entfernen ließ, hieß die Schule fortan nur noch die Kegelbrüder-Schule und jeder wusste, was damit gemeint gewesen war.
 
Sokrates:Das ist ein schönes Beispiel dafür, wie man gegen Bevorzugungen und gegen Parteilichkeit durch einen Vorgesetzten geschickt und erfolgreich vorgehen kann. Dieser Schulleiter hätte sich am besten aus diesem privaten Lehrer-Kegelclub abmelden oder seinen Kegelfreunden deutlich sagen müssen, dass er sich nicht parteilich gegenüber den befreundeten Kollegen verhalten darf. Denn Neutralität gegenüber allen Mitarbeitern ist ein Gebot für jede Führungsperson.
 
Ein dritter Erzähler:Wir haben als Primaner unserem menschlich miesen Chef einen wirklich bösen Streich gespielt, der ihm die Stelle kostete. Dieser Chef, obwohl verheiratet und Vater mehrerer Kinder, war hinter allen hübschen Lehrerinnen des Schul-Kollegiums her, bedrängte manche Kollegin derart, dass es für sie peinlich wurde, und beglückte seine Freundinnen und Erfolgsopfer mit auffälligen Vergünstigungen.
 
Eines Tages entflammte er für eine junge Referendarin, die neu an die Schule gekommen war. Ständig tauchte er auf, wo diese gerade war, so dass es uns Schülern bald auffiel. Wir konnten diese junge angehende Lehrerin ebenfalls gut leiden, denn sie versprach eine gute Lehrerin zu werden, und sprachen sie eines Tages bezüglich des Verhaltens des Schulleiters an. Und da klagte sie uns ihren Ärger und dass der Chef sie sogar zu Hause anriefe. Sie habe Angst, dass er ihr bei "Nichterhören" eine schlechte Note bei der Abschlussprüfung "hineinwürgen" würde. Wir versprachen ihr zu helfen.
 
Wir hatten zufällig erfahren, dass unser mieser Schulleiter sich gelegentlich in einem weit entfernten Wald-Café mit einer Kollegin traf, dort Kaffee trank und dann bei Einbruch der Dunkelheit mit ihr zu einem stillen Waldparkplatz fuhr. Wir kannten nun einen Fotografen und den baten wir, uns von dem gelegentlichen Liebespaar ein Foto zukommen zu lassen. Das gelang ihm auch als unauffälliger Gast in diesem Wald-Café. Er brachte uns ein Foto, auf dem unser Schulleiter mit der betreffenden Lehrerin im Hinterzimmer saß, Kuchen aß und ihre Hand hielt.
 
Dann besorgten wir uns ein Durchfahrt-Verbotsschild und klebten in die Mitte das Bild der jungen Referendarin. Jedem, der das "erweiterte" Schild sah, war sofort klar: Hände weg von dieser jungen Frau!
 
Anschließend klebten wir das Foto auf eine Postkarte und schickten es an die Frau des Schulleiters und das "erweiterte Durchfahrt-Verbotsschild" hängten wir an die Tür des Direktorzimmers. Es gab am anderen Morgen eine furchtbar laute, aber kurze Szene bei Schulbeginn, dann rannte unser Schulleiter mit hochrotem Kopf aus der Schule und fehlte anschließend. Es hieß, er habe eine Kur angetreten. Nach wenigen Tagen wurde uns ein neuer Schulleiter vorgestellt und mitgeteilt, der frühere habe eine neue Stelle anderswo angetreten.   
 
Sokrates:Das ist ein Fall, dessen erster Teil an mehr Schulen vorkommt, als manche vermuten. Auch auf der Direktorenebene menschelt es eben. Im Grunde sind das rechtliche Grenzfälle, die, so wurde mir einmal angedeutet, die Schulaufsichtsbehörden oft ignorieren und an die Schulpersonalräte vor Ort zurück verweisen, wenn diesbezüglich Beschwerden eingehen. Solche Schulleiterschwächen seien nicht strafbar, wenn auch nicht vorbildhaft, das solle man vor Ort mit den Personalräten regeln.
 
Solche Verhaltensweisen, wie dieser Schulleiter sie langfristig praktiziert hat, gehören zwar in die juristische Rubrik "Liebeskontakte mit Abhängigen", es handelt sich aber um die Erwachsenenebene, auf der die Beteiligten eigenverantwortlich sind. Aber welche Lehrerin, so frage ich, wagt es schon, einem permanent zudringlichen Chef ihre Ablehnung zu zeigen, wenn sie dann fürchten muss, ständigen Benachteiligungen ausgesetzt zu sein?  
 
Nach meiner Ansicht müsste zumindest von ministerieller Seite eine offizielle schriftliche Verhaltensempfehlung erlassen werden, dass Schulleiter besondere Zurückhaltung zeigen sollten bezüglich intimer Kontakte mit Mitgliedern ihres Kollegiums. Wenn solche Kontakte eingegangen werden, dann ohne indirekten oder direkten Zwang und möglichst nur zwischen unverheirateten Personen oder mit dem Ziel eines dauerhaften Zusammenlebens. Denn Schulleiter haben nicht nur eine Verwaltungsfunktion, sie haben auch eine Vorbild- und Orientierungs-funktion.
 
Das alles betrifft übrigens nicht nur das Verhalten von männlichen Schulleitern, sondern auch von weiblichen, obwohl bei weiblichen Schulleitern sich solches Verhalten mehr in harmloserem fraulichem Werben um männliche Kollegen äußert.   
 
Ein weiterer Erzähler: Wir hatten einen Schulleiter, der betrachtete Schüler und Kollegen als Befehlsempfänger und sich als Regimentskommandeur. Das heißt, er gab Anordnungen, Anweisungen, verbindliche Vorgaben usw. Er ließ der Initiative der Kollegen keinen freien Raum und kritisierte sie öffentlich, wenn sie Fehler machten oder ohne Rückfragen etwas kreatives Selbstständiges taten. Ständig war er kontrollierend unterwegs, nie war man vor seinem Erscheinen sicher.
 
Das Verhalten von Schülern beurteilte er nur danach, ob sie sich an seine Anordnungen hielten. Es herrschte an der Schule keine lockere, fröhliche Atmosphäre, sondern stets eine angespannte Stimmung und oft Angst vor Kontrolle und Zurechtweisungen.
 
Die übergeordneten Schulbehörden scheuen sich bekanntlich so weit wie möglich davor, solche ungeeigneten und diktatorischen Schulleiter ihres Amtes zu entheben. Denn das würde ja ihre eigene Ernennungs-Kompetenz in Frage stellen. Allerhöchstens versetzt man einen solchen Schulleiter an eine andere Schule oder in eine andere Verwaltungsposition. In Falle unseres Schulleiters hatte der Personalrat schon mehrfach Beschwerden an die Schulbehörden weitergeleitet, diese waren aber jedes Mal nach einem Konferenzgespräch und einer gewissen Ermahnung des Schulleiters als erledigt betrachtet worden - bis zur nächsten Beschwerde.    
 
Daraufhin sprachen sich das Kollegium und Eltern- und Schülervertreter hinter seinem Rücken zu einer radikalen Reaktion ab. Wo er vorbei kam, erhoben sich Schüler und/oder Lehrer,  nahmen "Stillgestanden-Haltung" an und riefen geschlossen "Guten Tag Herr Schulleiter". Wenn er mit einem Lehrer oder Schüler sprach, nahm dieser "Hab-Acht-Stellung" an und antworte am Schluss mit "Jawohl Herr Schulleiter". Und über dem Schul-eingang wölbte sich ein großes Spruchband mit der Aufschrift "Das macht ihnen doch sicherlich Freude, Herr Kommandeur". Zusätzlich war das Schulnamen-Schild mit der Farb-Aufschrift "Militär-Akademie" überklebt worden.   
 
Diese Radikal-Aktion begann an einem Montag. Der Schulleiter-Kommandeur nahm sie erst verwundert, dann mit eiserner Miene zur Kenntnis. Seine Anordnung, das hoch gehängte Spruchband abzunehmen und die Farbe über dem Schulschild zu entfernen, wurde in Hab-Acht-Stellung mit dem Satz "Befehlsverweigerung, Herr Schulkommandeur" beantwortet.
Am Dienstag brüllte er jeden und jede Gruppe an, der/die ihm in den Weg kam und rief, man solle mit dem Quatsch aufhören. Am Mittwoch berief er eine Gesamtkonferenz und drohte vergeblich Lehrern und Schülern mit allen Maßnahmen und Strafen, die ihm zur Verfügung stünden. Am Donnerstag erschien ein ausführlicher Artikel mit vielen Bildern in der lokalen Presse. Am Freitag kam die Schulverwaltung in die Schule. Da gab er endlich auf.
 
Die Schulverwaltung teilte in einer kurzen Gesamtkonferenz am Freitagmittag in knappen Worten mit, es werde sich jetzt der Führungsstil entscheidend ändern. Auf einen Wink des Personalrates hin riefen daraufhin alle Konferenzteilnehmer erleichtert "Na endlich" und verließen, sich gegenseitig gratulierend, die Schule. 
 
Ab der nächsten Woche fiel dieser Schulleiter in das andere Extrem. Er verließ kaum noch sein Büro und saß überwiegend nur noch am Schul-PC. Auf jede Frage, die an ihn gerichtet wurde, antwortete er "Macht das so, wie ihr es für richtig haltet". Und wenn er mehr sagen musste, flötete er in den mildesten Tönen. Kurze Zeit später ließ er sich auf einen wenig bedeutsamen Verwaltungsposten in der Schulverwaltung versetzen - vermutlich wurde er versetzt. Man hat dann nie mehr etwas von ihm gehört.
 
Sokrates:Solche Schulleiter, die den Unterschied zwischen "leiten" und "kommandieren" nicht kennen oder kennen wollen, gibt es auch heute noch. Die Fachbegriffe "empfehlen, koordinieren, Anregungen geben, fördern, Fürsorge, Verantwortung, ermuntern, gemein-sam überlegen, gemeinsam beschließen, ausgleichen" gibt es für diese Schulkommandeure nicht. Sie sind wirkliche Fehlentscheidungen der Schulverwaltungen. Die Schulgemeinschaft hat in diesem Beispiel richtig gehandelt. Das war eine geschickte Form von "satirischem Widerstand", wie ich diese abgesprochene Reaktionen nennen möchte.
 
Sokrates:Jetzt möchte ich auch ein Beispiel beitragen, das mir vor ca. 50 Jahren von einer glaubwürdigen Person berichtet wurde. Damals war an einem Mädchengymnasium in W. im Land H. die Schulleiterstelle frei geworden. Weil in diesem Land kurz vorher auch eine neue Regierungspartei gewählt worden war, die eine andere Schul-Ideologie vertrat als die bisherige Regierungspartei, war dieser Schulleiterwechsel auch ein Schul-Ideologie-Wechsel.
 
Die neue Schulleiterin wollte nun radikal das bisherige System des Lehrens und Lernens an diesem anerkannten Elite-Mädchengymnasium verändern und bekam bald von den Lehrern den Spitznamen "Die rote H…". Und sie änderte wirklich radikal… In den Gängen wurden Plakatwände aufgestellt, auf die die Schüler allen ihren bisherigen Unmut über ihre Lehrer notieren konnten. Da standen nun Bemerkungen wie "Wasser ist flüssig, der Physiklehrer Herr x…ist überflüssig". Man kann das natürlich auch etwas lockerer sehen, aber für dieses
anerkannte Elite-Gymnasien mit seinen wirklich ernsthaft sich bemühenden Lehrern war das ungewohnt. Mehrere tüchtige ältere Lehrer, die noch etwas Zeit bis zur Pension gehabt hätten, reichten bald nach dieser Schulleiterneubesetzung die vorzeitige Versetzung in den Ruhestand ein.
 
In ihrer Antrittsrede hatte diese neue ungeduldige Schulleiterin in übertragen gemeintem Sinn geäußert, dass in dieser Schule Staub, Kalk und Mörtel von den Wänden rieselten. Die mit den bisherigen Bildungserfolgen zufriedene Elternschaft ließ daraufhin einen Container im Schulhof aufstellen mit  der Aufschrift: "Für Staub, Kalk und Mörtel".
 
Und die neue ungeduldige Schulleiterin bekam noch weiteren Widerstand zu spüren, so dass sie an eine Schule in F.. versetzt wurde und ein gemäßigter Reformer die wieder freie Schulleiterstelle antrat, der nicht pauschal alles Frühere verteufelte.
 
Allmählich kehrte nun zwar wieder Ruhe in diese Schule ein, aber vor lauter Reformen waren doch immer mehr Eltern begabter Schüler verunsichert und meldeten ihre Kinder an anderen Gymnasien an (die ehemalige Mädchenschule nahm nun auch Jungen auf, weil Koedukation als das Einzig-Richtig-Wahre eingestuft wurde). Und weil die Anmeldezahlen immer mehr sanken, wurde dieses ehemalige Elite-Mädchengymnasium allmählich nur noch eine Gesamtschule bis zur Klasse 10.
 
Was ist aus diesem Beispiel zu lernen?Wilder Reformeifer verunsichert, belastet und zerstört oft mehr als er aufbaut. Bei vielen Reformen muss man kleine Schritte gehen und Geduld haben, besonders bei Reformen, die erfolgreiche Systeme verändern wollen. Das gilt auch für das Schulwesen. Und man muss stets sachlich betrachten, was am Ende dieser Reformen als Ergebnis heraus kommt und das Zerstörte mit dem Erreichten vergleichen. Bei diesem Beispiel war das Ergebnis nach den jahrelangen Reformen magerer als der Vorreform-Zustand. Man muss als Reformer also auch bereit sein, bestimmte, bisher erfolgreiche Segmente von Reformen auszusparen.
 
Aber das erzähle man mal einen wilden Reform-Eiferer. Nach meiner über 2000jährigen Erfahrung gerade im Schulwesen weiß ich, dass Ideologien wie Religionen sind. Jegliche Kritik, jeglicher Einwand im Großen wie im Kleinen ist eine Sünde, ein Affront gegen die
für absolut richtig erachtete Wahrheit. 
 
Der nächste Erzähler: An unserer Schule hat…
 
Es sollen nun nicht weiter alle Erinnerungen in diesem Kreis an ihre erlebten Schulleiter  mitgeteilt werden. Diese 5 Beispiele decken schon 5 Hauptsünden von schlechten Schul-leitern ab. Natürlich könnten auch viele Beispiele hinzugefügt werden, die ein positives Schulleiterverhalten bezeugen…
 
(Verfasst von discipulus Socratis, dem Sokrates von diesem Erzählabend über die erlebten Schulleiter bedrichtete)
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.01.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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