Günther Würdemann

Ein Interview mit Herrn N.N.

Interview mit einem nicht nachweisbaren Kollegen : N.N.

Ein Bericht unserer Redakteure Norman Neugier und Norbert Nichtsnutz:

Liebe Leser, Überflieger und Nichtleser unserer Schulzeitung!
Alle Jahre wieder ( wir können das Lied schon singen ) wird uns von der Schulleitung und der übergeordneten Dienststelle ein Kollege angekündigt, von dem nur die Anfangsbuchstaben seines Vor- und Nachnamens bekannt sind. Er nennt sich schlicht N.N.
Wir hatten jetzt das seltene Glück, diesen neuen Lehrer zu Gesicht zu bekommen und ein Interview mit ihm zu machen. Herr N.N. erklärte sich nach langem Bitten und wüsten Drohungen unsererseits spontan bereit, uns einige zum Teil sehr intime Fragen zu beantworten. Dabei gab er sich allerdings verhältnismäßig wortkarg und zweisilbig, d.h. eher n-einsilbig. Trotzdem meinen wir, dass die Ergebnisse dieser Unterhaltung in jeder Hinsicht außerordentlich fruchtbar waren. Gerne hätten wir zusätzlich ein Photo abgedruckt, aber Herr N.N. wollte sein Gesicht nur von hinten fotografieren lassen. Und aus dieser Perspektive hätte er sehr gesichtslos gewirkt. So etwas wollten wir gar nicht erst einführen. Und --- noch eine Bedingung stellte er uns: Er erbat sich absolute Ruhe mit der Begründung, er sei nicht besonders lärmfähig. Wir haben diesen Wunsch respektiert und das Interview in einer schalldichten Kabine geführt.

Hier nun die wichtigsten Auszüge aus diesem tief schürfenden Gespräch:

Sehr geehrter Herr N.N. Sie sind uns von der Schulleitung schon seit langem angekündigt worden, bisher aber nie in Erscheinung getreten. Um so mehr freut es uns, dass Sie uns heute leibhaftig in vollwertigem Zustand gegenüber getreten sind und nach anfänglichem Widerstand doch bereitwillig einem kurzen Interview zugestimmt haben.

Sie wirken etwas überanstrengt, Herr N.N. Möchten Sie sich nicht setzen ? Nicht nötig.

Gestatten Sie uns eine weitere Frage: Wo haben Sie bisher unterrichtet ? Nördlich Nürnberg.

Und warum haben Sie die dortige Anstalt verlassen ? Nörgelnde Nonnen.

Wo wohnen Sie jetzt ? Nähe Northeim.

Sind Sie verheiratet ? Noch nicht.

Haben Sie Kinder ? Neun Nachkommen.

Wie stellen Sie sich die Ausübung Ihres Berufes vor. Gibt es da ein Grundprinzip ?
Nie nüchtern.

Als Lehrer sind Sie ja bestimmt rund um die Uhr beschäftigt. Wann bereiten Sie Ihren Unterricht vor ? Nur nachts.

Wie beurteilen Sie die Arbeitshaltung der bisher von Ihnen unterrichteten Schüler ?
Normales Niveau.

Gibt es Schülerverhalten, das Sie nicht leiden können ? Nervige Nesthocker....... --- ....

Sie zögern. Möchten Sie noch etwas ergänzen ? Nickende Nichtsnutze.

Und – ist das alles ? Oder haben Sie noch weitere Anmerkungen ? Neidische Naseweise.

Sehr aufschlussreich. Aber reden wir von anderen Dingen. Wie war der erste Eindruck von unserer Anstalt ? Nettes Nest.

Konnten Sie sich über Ihre Kollegen schon eine konkrete Meinung bilden ?
Nimmermüde Niedersachsen.

Haben Sie jemals geahnt, dass Sie eines schönen Tages an unserer Schule in unserem
noch schöneren Ort unterrichten würden ? Nein, niemals.

Wann haben Sie denn erfahren, dass Sie zu uns versetzt werden sollten ?
Neulich nachmittags.

Dürfen wir fragen, was Sie studiert haben ? Nadelarbeit, Naturkunde.

Und über welches Thema haben Sie Ihre Arbeit geschrieben ? Nuckelnde Nacktschnecken.

Man sieht Ihnen an, dass Sie gerne und viel essen. Können Sie uns ein kleines Bisschen Ihres Lieblingsessens verraten ? Naturbelassenen Nierenbraten.

Und als Beilage ? Nummerierte Nudeln.

Welcher Nachtisch ist Ihnen dazu am angenehmsten ? Nussiges Nougat.

Welches Obst bevorzugen Sie ? Nahrhafte Nektarinen.

Und für den kleinen Hunger zwischendurch ? Nassen Napfkuchen.

Wie Sie das so trocken herausbringen. Ihre Begeisterung hüpft Ihnen sprichwörtlich aus den Augen. Solche aktiven Lehrer braucht das Land. Können Sie uns sagen, aus welchen Gründen Sie diesen Beruf ergriffen haben ? Nackte Not.

Das klingt nicht gerade verheißungsvoll. Gibt es Dinge oder Personen, die Sie gar nicht
leiden können ? Neurotische Nachtwächter. Neidische Neffen . Nuschelnde Nichten.Neblige
Neandertaler. Neunmalkluge Neubürger. Nutzlose Nieten.

Gibt es so etwas wie ein Traumziel ? Wohin würden Sie gerne mal reisen ? Nach Neunfundland.

Und was fasziniert Sie an diesem Land besonders ? Nichtsesshafte Nomaden.
Nachtaktive Nashörner. Nickende Nilpferde. Näselnde Nasenaffen.

Haben Sie irgend welche Lieblingstiere ? Nagende Neuntöter. Nachschlagende Nachtigallen.

Fast hätten wir etwas Wichtiges vergessen. Welche Fächer unterrichten Sie am liebsten ?
N--eutsch, N--athematik.

Bevor wir Ihnen nun einen Blumenstrauß in die Hand drücken, möchten wir noch erfahren, ob wir Ihren Geschmack voll getroffen haben. Dürfen wir den Namen Ihrer Lieblingsblumen wissen ?
Nachtschwarze nierenförmige Nelken.

Nanu! Sehr geehrter Herr N.N. Wir n-anken Ihnen n-erzlich für das überaus nervige und nutzlose Gespräch.


Herr N.N. ist der allgegenwärtige Kollege, der immer und überall einsetzbar ist und war, aber leider immer gesichtslos bzw. körperlos geblieben ist.Er wurde täglich erwartet und das ganze Kollegium war stets in freudiger Erwartung dessen, der da kommen sollte.Aber er kam nie wirklich. Und die Erledigung der anfal-lenden Arbeiten ging immer auf unsere Kappe.
Und so ist auch mein Interview zu verstehen.In An-lehnung an den Sketch( "Geschichte in G", H.Ehrhardt)
antwortet mein Interviewpartner hauptsächlich mit Wörtern, die mit N beginnen. Es war ein erster Versuch. Hoffentlich gefällt´s.
Günther Würdemann, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.03.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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