Claudia Evers

Fips

In meinem Garten wohnt ein Kobold. Was? Das glaubt ihr nicht?!Zugegeben,ich dachte auch erst das ich träume.Aber ich habe ihn gesehen und sogar mit ihm gesprochen.Ich sehe es euch an:Ihr glaubt mir immer noch nicht. Na gut,dann werde ich euch die Geschichte erzählen damit ihr überzeugt seid. Der Herbst war seit einigen Tagen eingezogen.Der Wind wirbelte das Laub durch die Strassen und Gärten. Ich konnte die trockenen Blätter gar nicht so schnell zusammen harken wie sie vom Baum fielen. Das ging nun jeden Tag so. Laub harken,alles auf den Komposthaufen schütten,ordentlich fest treten und hoffen das der Wind nicht alles wieder durch den Garten wirbelte.Mein Garten ist nicht besonders groß oder hübsch.Hin und wieder kommen ein paar Amseln und Meisen angeflattert um sich dicke Regenwürmer aus dem Boden zu holen. Oder sie hüpfen auf dem Dach des Vogelhäuschens herum. Neugierig schauen sie dann hinein um zu sehen ob schon ein paar leckere Körner dort drinnen sind. Für Winterfutter finde ich es aber noch zu früh. Im Nachbargarten gibt es noch genug Fallobst woran sie picken können.
Wie jeden Morgen sitze ich in der Küche und schaue in den Garten. Eigentlich hatte ich gehofft einigen Vögeln beim Regenwurm Wettziehen zuschauen zu können aber es ließ sich weder Amsel noch Meise blicken. ,,Irgendwie ist das komisch.Warum sehe ich keine Vögel mehr in meinem Garten?",dachte ich bei mir. Das ging doch nicht mit rechten Dingen zu.Also beschloß ich nach draussen und den Dingen auf den Grund zu gehen. Zuerst konnte ich nichts aussergewöhnliches entdecken. Zu meiner Verwunderung stellte ich fest das das Laub aus dem Komposthaufen verschwunden war. So sehr ich mich auch umsah,es war nicht aufzufinden. Hätte der Wind es herumgewirbelt dann müßte es doch hier irgendwo liegen. ,,Seltsam",brummte ich Kopf schüttelnd. Mein Blick fiel auf das Vogelhäuschen. Und da lag das Laub drin. Aber nicht nur das. Ein kleines Männchen schlief tief und fest auf den trockenen Blättern. Und mit einem einzigen Blatt hatte es sich die Füße zu gedeckt. Wie angewurzelt stand ich da und sah mir den kleinen Kerl genauer an. Er trug eine Hose aus Moos, der Pullover war ein Ahornblatt, die Schale einer Kastanie trohnte auf seinem Kopf und neben seinem Blätterbett standen zwei kleine Schuhe aus Baumrinde. Vorsichtig hob ich das Blatt,welches auf seinen Füßen lag,hoch,um zu sehen ob er auch noch Strümpfe trug. Aber dem war nicht so. Plötzlich wachte der kleine Kerl auf,rieb sich die Augen,sah mich an und begrüßte mich freundlich.,,Oh,guten Morgen.Ich hoffe es macht nichts das ich das Laub genommen habe und das Vogelhäuschen als meine Wohnung benutze." Ich schüttelte nur ungläubig den Kopf,aber sagen konnte ich auch nichts.,,Falls du dich fragst wo die ganzen Vögel geblieben sind, kann ich dir das erklären. Ein Garten in dem ein Kobold wohnt,wird von Vögeln,Igeln,Mäusen und was es sonst noch gibt,ersteinmal nicht mehr besucht.Sie dürfen den Kobold nicht stören." Er streckte mir seine Hand entgegen mit den Worten:,,Ich bin übrigens Fips.Seit Jahren laufe ich durch verschiedene Gärten und bleibe dort wo Hilfe gebraucht wird.Un! d ehrlic h gesagt...dein Garten braucht dringend Hilfe." Ich stand immer noch ungläubig da und reichte ihm meinen kleinen Finger zur Begrüßung. ,,Cl....Claudia.Ich heiße Claudia,"stammelte ich.,,Schön,dann können wir ja anfangen,"meinte der kleine Kerl. Er reckte und streckte sich noch einmal ausgiebig und schnallte sich seine Baumrinden Schuhe unter die Füße. Fips kletterte am Stamm des Vogelhäuschens herunter und fing an kleine Zweige zusammen zu suchen um sie auf den Komposthaufen zu tragen. Für einen Menschen waren es nur Zweige aber für Fips waren es Riesenäste. Ich tat es ihm gleich und brachte einen Zweig nach dem anderen auf den Komposter. Während ich nur zwei Schritte machen brauchte war es für Fips eine kleine Reise durch den Garten.Irgendwie tat er mir leid. Und alles nur weil ich meinen Garten vernachlässigt hatte. Fips stöhnte vor Anstrengung und kleine Schweißperlen tropften ihm von der Stirn. Mir kam eine Idee. Ich ging in die Wohnung und kramte in der Legokiste meiner Tochter. Schließlich fand ich die kleine Schubkarre die ich gesucht hatte. Schnell lief ich wieder nach draussen und zeigte sie Fips.,,Die wird dir das Zweige schleppen erleichtern." Der kleine Kerl strahlte über das ganze Koboldgesicht. So arbeiteten wir uns immer weiter durch den Garten. Bis es dunkel wurde hatten wir eine ganze Menge geschafft. ,,Meinst du nicht das wir für heute fertig sind?",fragte ich ihn. Er nickte erschöpft. ,,Weißt du was? Setz dich in das Vogelhaus und ruh dich aus.Ich werde noch ein wenig fegen." Fips nickte und zog sich zurück.
Nach einer Weile,ich war fertig mit dem fegen, guckte ich in das vogelhaus und sah das der Kobold tief und fest schlief. Ich deckte den völlig erschöpften Kerl mit einem Blatt zu und flüsterte:,,Gute nacht mein Helferlein." Doch ich bekam als antwort nur ein Schnarchen.
So kam ich zu Fips. Und er wohnt auch heute noch im Garten. Dort sieht es nun nicht mehr trostlos aus. Kleine Bäume und Sträucher haben wir gepflanzt und Blumen die auch einen harten Winter überstehen. Zeitweise überlege ich ob ich Fips den winter über nicht ins Haus holen soll. Es wird bestimmt sehr kalt dort werden. Aber das ist eine andere Geschichte.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.01.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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