Iris Klinge

Selbstverwirklichung

 
Wer bin ich?  - Diese Frage beschäftigt die meisten Menschen ein Leben lang.
 
Wir werden geboren und wachsen in eine Umgebung hinein, an die wir uns notgedrungen anpassen müssen. Wenn wir Glück haben, dann bekommen wir all das, was wir zu einem gesunden Wachstum brauchen.  Alle unsere Bedürfnisse werden gestillt.
 
Jedoch wissen wir noch lange nicht, wer wir sind. Vielleicht imitieren wir ein Vorbild, wollen so werden, wie er oder sie. Dann fangen wir in der Pubertät zum ersten Mal an, unsere eigene Identität zu suchen. Wir stoßen auf Widerstand, werden rebellisch, hinterfragen die Werte, die uns von der Gesellschaft vorgegeben wurden.
 
Der bequemere Weg ist es, sich den Bedürfnissen der anderen anzupassen und ihren Vorstellungen zu entsprechen. Damit erreichen wir die Akzeptanz und das Wohlwollen unserer Umgebung.
 
Auf diese Weise können wir Jahre, eventuell ein ganzes Leben verbringen, ohne größere Schwierigkeiten im Umgang mit unseren Mitmenschen zu haben. Frühere Generationen lebten oft in der Tradition ihrer Vorfahren weiter, ohne auf die Idee zu kommen, ihre Lebensweise zu hinterfragen. Es war auch durch die materiellen Umstände oft nicht möglich, seine eigenen Interessen zu verfolgen.
 
Ein Volk, das schon früh seinen Individualismus entwickeln durfte, sind die Franzosen. Es liegt in ihrer Kultur, gegen den Strom zu schwimmen. So lernte ich, dass Eltern, die etwas bei ihren Kindern erreichen wollten, ein Verbot aussprachen und sicher sein konnten, dass ihre Kinder dann prompt genau das Verbotene taten…..
 
Wir Deutschen gelten als obrigkeitshörig. Zum Glück hat sich dieses Verhalten im Lauf der Zeit gebessert, und heute wagen es die Jungen zunehmend, Regeln und Gesetze in Frage zu stellen  - auf der Suche nach ihrer eigenen Identität.
 
Nie war die Möglichkeit größer, aus der Vielfalt der Angebote das zu wählen, was zu uns passt, einen Beruf zu wählen, zu dem wir uns berufen fühlen. Die Gesellschaft toleriert fast jedes Anders Sein, auch auf sexuellem Gebiet. Die Freiheit wird uns angeboten, wir müssen sie uns nur nehmen.
 
Wer problemlos sein Leben gestaltet hat, wird spätestens während der „Midlife Crisis“ mit seinen Schattenseiten konfrontiert und fängt an, darüber nachzudenken, ob er wirklich zufrieden mit seiner bisherigen Lebensweise war.

Das ist der Zeitpunkt, an dem viele zu Aussteigern werden, alles hinwerfen, aus der Ehe ausbrechen, ihren Beruf wechseln, eine neue Ausbildung beginnen, weil ihnen plötzlich bewusst wird, dass sie falsch gelebt haben.

Astrologisch gesehen holt der Pluto in der Zeit zwischen 40 und 50 verdrängte Anteile der Seele ans Tageslicht, und der Uranus rüttelt an unserer mühsam aufgebauten Existenz.  Meist spielen die halberwachsenen Kinder auch noch verrückt, was den Prozess der In-Frage-Stellung noch beschleunigt.
 
Es ist der Augenblick gekommen, endlich zu erkennen, wer wir wirklich sind, welche Bedürfnisse wir haben und wie sie zu befriedigen sind. Es ist nicht einfach, mit dem Lügen in die eigene Tasche aufzuhören und zu seiner Eigenart zu stehen, was immer die anderen denken oder sagen.
 
Wer durch dieses Tal der Tränen erfolgreich hindurch gegangen ist, kann sich zufrieden zurücklehnen in der Gewissheit, endlich zu seiner Identität gefunden und seine Möglichkeiten voll ausgeschöpft zu haben.
 
Haben wir dann eine Krankheit noch nötig?
 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.01.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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