Werner Gschwandtner

RC2. Dunkler Schatten. Leseprobe 2

Leseprobe 2, Kapitel « Das Ende der Terra Nova » Seite 54 bis 57

 

Gene Stark rieb sich zufrieden die Hände. Bisher klappte alles so, wie er sich in seiner Strategie zurechtgelegt hatte. Bewusst hatte er die Schiffe der Milarden zu Captain LaChun zurückbeordert. Sie würden ihn nur stören. Seine Crew stand konstant unter seinem Befehl. Stark führte ein gestrenges Regiment. Er duldete keinen Widerspruch und bestrafte Vergehen gegen seine Autorität und Person sehr hart. Absichtlich hatte Stark eine kleinere Runde durch das System genommen. Die Milarden mussten seine Version bestätigen können. Gleichgesetzt hatte er ihre externen Sensoren gestört. Er hatte falsche Signale und Bilder ausgesandt, um den Milarden den Kurs und die Annäherung des Schwarms vorenthalten zu können. Nun lag die Terra Nova alleine im Schatten von Si’Nioos Lex auf der Lauer. Der Schwarm hatte seinen gesetzten Kurs nach Dorna Prime beibehalten und würde in wenigen Minuten erscheinen. Dann war die Stunde des Admirals gekommen.

Stark hatte die Waffen unter Energie gesetzt. Abwehrgitter waren geladen und alles konzentrierte sich auf den bevorstehenden Angriff. Dass der Schwarm die Terra Nova entdeckte, diese Option bestand nicht. Der nukleare Winter, die enorm hohe atomare Verstrahlung des Planeten, in dessen Schatten sie sich befanden, würde jedes verräterische Signal zerstreuen. Dann endlich, nach langen Minuten des Wartens, erschien der Schwarm auf dem Bildsequenzer der Terra Nova. Zügig kam er näher. Darauf hatte der Admiral nur gewartet. Aus allen Rohren feuernd setzte sich die Terra Nova seitlich des Schwarms. Immer und immer wieder detonierten gewaltige Explosionen in der grellen Wolke. Stark fühlte sich schon als Sieger. Er gab Befehl, direkt in den Schwarm zu fliegen und setzte dabei Phaserstrahler ein. Noch einmal ging eine zerstörende Kettenreaktion durch die Ansammlung des Schwarms, doch dann schlug der Gegner zurück. Die Terra Nova, welche sich inmitten des Schwarms befand, wurde an vielen Stellen zugleich getroffen. Das Schiff wurde durchgeschüttelt. „Alle Energie in die Waffen”, schrie der Admiral aufgebracht, „Status der Abwehrgitter?” Stark erfuhr, dass die Schutzplatten zu mehr als sechzig Prozent abgefallen waren, auch die Waffenenergie zeigte erste Ermattung. Die Terra Nova setzte sich schlagartig in Bewegung. Stark kommandierte das Schiff aus dem Schwarm heraus. Er hatte die Horde wild gemacht und nun fielen sie zu Tausenden über die Terra Nova her. „Trägheitsdämpfer ausgefallen”, meldete ein Untergebener, „Gitter auf knapp zwanzig Prozent. Waffen offline.” So gut die Attacke auf den Schwarm auch begonnen hatte, genau so gut setzte sich der ominöse Antagonist nun auch zur Wehr. Der Schwarm formierte sich neu, seine grelle glitzernde Erscheinung wurde immer intensiver und in dem Moment, wo die Terra Nova versuchte, hart Backbord auszuweichen, in diesem Augenblick eröffnete die Wolke ihrerseits erneut das Feuer. Flammen erhoben sich in der Terra Nova. Die Schadensbekämpfung reagierte nicht, das Schiff verlor an Konstanz. „Wir nutzen den nuklearen Winter Si’Nioos Lexs”, knurrte Stark verbissen, „um dem Schwarm zu entkommen”. Wieder ein Treffer. Abwehrgitter ausgefallen. Rohrbrüche und Explosionen erschütterten die Terra Nova. Mit letzter Energie trat das Schiff, mehr schon taumelnd als gradlinig, in die Atmosphäre von Si’Nioos Lex ein. Erneut ein Treffer. Die Hülle verzog sich. Wieder platzten Plasmaleitungen und das Cockpit wurde von elektrostatischen Funken heimgesucht. „Hüllenbrüche auf dem gesamten Schiff Sir”, meldete der Steuermann, der verzweifelt versuchte, das Schiff auf Kurs zu halten. „Die Notmassnahmen sind offline – wir haben durch diesen Treffer weitere Männer verloren.” Der nächste Schuss traf die Überlichtkollektoren und das linke Doppel-Antriebssegment wurde zerfetzt. Da sich in diesen Einheiten auch der Impulsantrieb befand, trat Antriebsplasma aus und die Terra Nova geriet ins Schleudern.

„Überlicht Reaktoren ausgefallen Sir. Wir verlieren Energie und Impulsplasma.” Die linken Triebwerke brannten, pfeifend trat die Terra Nova in die innere Umlaufbahn des Planeten ein. Der nächste Beschuss gab dem Schiff den Rest. Wieder wurde die Antriebseinheit getroffen und der Impulsreaktor wurde zerstört. Im Sturzflug ging es nun auf die vereiste Oberfläche des Planeten zu. Das linke Doppel-Triebwerk brannte lichterloh. Eine gut einen Kilometer lange Rauchsäule zog die Terra Nova hinter sich her und die schneebedeckte Landschaft von Si’Nioos Lex kam rasend schnell näher. Dann krachte der Kreuzer auf den Boden. Die Wucht alleine ließ die Terra Nova in zwei Teile zerbrechen. Diese schlitterten über den glatten Boden und brachen eine Schneise in die eisige Kruste. Zwei Meilen weit fegten die Trümmer des einst so stolzen Kriegsschiffes Admiral Starks dahin und immer wieder erschütterten Explosionen das Wrack. Drei Minuten nach dem Eintritt in den Orbit war alles vorbei. Das, was von der Terra Nova übrig geblieben war, kam zum Stillstand und nur mehr das Knistern des Feuers war zu hören. Der nukleare Winter, der Si’Nioos Lex seit einem knappen Jahrhundert in seinen Krallen hatte, griff nun auch nach der Terra Nova und bedeckte das Schiff zügig mit Schnee. Die Flammen erstickten langsam. Der Schwarm rauschte schillernd über das Wrack hinweg und er holte sich die Menschen aus den Trümmern, die den Crash überlebt hatten. Und danach, nach dem schrecklichen Szenario, senkte sich eine tödliche Stille über das eisige Grab auf Si’Nioos Lex. Der Schwarm, auch stark dezimiert, war wieder aus dem nuklearen Winter des Planeten aufgetaucht. Er drehte ab, wendete und verschwand zügig in der Richtung, aus der er gekommen war.

 

 

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