Heike Brüggemann

Seelenmelodie

Gerade sitze ich hier und denke über viele Dinge nach. Überwiegend  haben sie alle mit der  Gegenwart, der sehr ungewissen Zukunft aber vor allen Dingen mit den Erinnerungen der Vergangenheit zu tun. Genauer der Vergangenheit aus dem Jahre 2004.
 
Ich kann mich genau an den Tag erinnern, an welchem ich noch immer an dem elenden Gerüst für meinen neuen Chat bastelte. „Kuscheltierchat“ sollte er heißen. Zu dem Zeitpunkt gab es so ziemlich nichts was an Kuscheltiere erinnerte. Wie gesagt – ein Rohbau.
 
Es war der erste Tag an dem wir Chatter in den Raum ließen. Ich war total beschäftigt sämtliche Einstellungen doppelt und dreifach zu überprüfen, als plötzlich jemand auftauchte, der mein Leben grundlegend verändern sollte.
 
Sein Nick lautete „furby“. Ein kleiner blauer furby *smile*. Zu diesem Zeitpunkt kannte ich noch gar nichts von ihm. Ich bemerkte nur, dass er unheimlich viel rauchte.
 
Ich fragte mein Team ob ihn irgendjemand kennen würde, doch jeder verneinte. Okay, also warten wir mal ab was sich so alles ergeben wird.
 
Furby, im späteren auch Basti genannt, erschien nun fast regelmäßig im Chat. Überwiegend sprach, bzw. schrieb er nur mit mir. Er hatte etwas an sich. Etwas ganz Besonderes. Noch wusste ich nicht was es genau war, doch es machte süchtig.
 
Basti strahlte Dominanz aus. Eine sanfte Dominanz, er bot mir eine Schulter zum Anlehnen und so kam es auch, dass ich mich absolut in ihn verliebte. Ich war schon in diesen Mann verliebt, bevor ich wusste wie er überhaupt aussah. Es war mir auch egal.
 
Andere sollten doch lästern, was sie auch zu genüge taten.  „Der verarscht dich, der tut dir weh, der ist nicht real!“ Ich kämpfte wie eine Löwin um ihr Junges gegen jede dieser dummen Bemerkungen.
 
Nun begann aber auch die Zeit, in welcher ich jeden Tag tatsächlich auf ihn wartete. Ich traute mich kaum einzukaufen, einmal nicht online zu sein. Basti könnte ja auftauchen und dann verpasse ich ihn. Vielleicht lese ich ihn dann den ganzen Tag nicht mehr. Für mich gefühlsmäßig so gar nicht tragbar.
 
Eines Tages wollte er zu seinem Kumpel fahren. Sich ein schönes Wochenende machen. Klar, warum auch nicht. Ich wünschte ihm von Herzen alles Gute und viel Spaß. Trotzdem war er dann kurz online. An diesem Tag sollte ich ein erstes Foto von ihm bekommen. Er schickte mir dann auch dieses besagte Foto. Ich öffnete die Datei und dann wollte Basti natürlich meine Reaktion wissen. Nun….ich hatte mit vielem gerechnet, doch nicht mit diesem Traummann. Für mich war es ein Traum.  Leider konnte ich all meine Gefühle nicht in Worte fassen, sodass es von meiner Seite her nur zu einem „uff“ kam.
Er fragte nur: „Was, so schlimm?“ Oh nein…..wenn du wüsstest. Doch wie kann ein Mann wie er es einer war, sich zu mir hingezogen fühlen?
 
Kurz darauf war er dann off. Im Chat wurde mir dann wieder gesagt, dass ich doch nun einsehen sollte, dass er nichts von mir will, denn immerhin würde er die große Sause machen, anstatt zu mir zu fahren.  Hey – wir kannten uns doch noch gar nicht so lange und jeder Mensch braucht seine Freiheiten. Wie viele Freiheiten ganz besonders Basti brauchte, dass sollte ich noch erfahren.
 
Basti war ein sehr vorsichtiger Mensch. Teils sehr verschlossen. So bekam ich Angst das Falsche zu schreiben. Ich kannte das auch nicht….nur chatten, nicht einfach mal telefonieren können. Für ihn war es ja einfach. Er hörte mich fast jeden Tag im Internetradio.
Es dauerte auch sehr lange bis ich seinen Nachnamen erfuhr oder er mir erzählte, dass er einen kleinen Jungen hat. Er vertraute also nur sehr schwer.
 
Ich nahm mir vor eine Reha zu machen. Basti gab mir das Versprechen, dass er auf jeden Fall versuchen würde, mich an meinem Geburtstag zu besuchen. Ich würde schon sehen, er wird dann einfach dort irgendwo stehen.
Okay….ich besorgte mir eine Sondergenehmigung und durfte bis 0 Uhr an diesem Tag draußen bleiben. Wer allerdings nicht erschien war Basti.
 
Sehr traurig ging ich schließlich in das Gebäude und weinte mir die ganze Nacht die Augen aus dem Kopf. Ich hatte doch so darauf gehofft meinen Basti endlich kennenzulernen. Real in den Arm nehmen zu dürfen. Ich dachte nur so bei mir, man – selbst wenn er mir ein falsches Foto geschickt hat, auch das wäre mir egal gewesen.
Dann schrieb er mir, dass es zu Komplikationen gekommen sei. Seine Nichte hätte sich den Fuß verstaucht. Das Problem war nur, dass ich einige der von ihm geschriebenen Nachrichten gar nicht erhalten habe, da eine Bekannte diese einfach aus meinem Account gelöscht hatte. Leider nutzte sie mein Vertrauen gnadenlos aus.
 
Da ich nun auch einige Dinge einkaufen musste, jedoch auf fremde Hilfe angewiesen war, hatte meine Mum bei Dennis angerufen. Einem Ex-Freund von mir. Er kam dann auch und er hat mir geholfen. Er hat mich allerdings auch dazu gebracht sehr schlecht über „meinen Basti“ zu denken und ihm eine sehr miese Mail zu schreiben.
 
Basti lässt sich nichts sagen.Basti geht selten Kompromisse ein. Basti lässt sich nicht drängen. Basti macht überhaupt nur das was er will, ganz unabhängig davon ob er anderen damit sehr weh tut. Auch wenn er vorher noch sagt, dass ihm diese Person nahe steht. Sehr nah.
 
Als ich daheim aus der Reha angekommen war, stellte Basti mich vor die Wahl. Dennis oder er. Ich hab mich eindeutig für Basti entschieden. Doch…..er kam noch immer nicht zu mir,.
 
Jede Nacht habe ich mir vorgestellt wie es sei, wenn er plötzlich vor meiner Tür stehen würde.
 
Ich würde ihn lieb in den Arm nehmen. Vielleicht würde ich mich sogar trauen , ihm einen sanften Kuss zu geben. Mehr gar nicht. Jedenfalls nicht gleich. Diesen Mann einfach endlich in meinen Armen halten. Ihm beim Schlafen zuzusehen, über ihn zu wachen. Nicht einmal eine Mücke hätte eine Chance gehabt….
 
Aber ich war allein, einsam, traurig – meine einzige Verbindung war noch immer das Internet. So oft geträumt wie es sein würde wenn er mich liebt, zärtlich in den Armen hält, ich die Geborgenheit real fühle.
 
Tränen wurden eigentlich täglich zu einem guten Verkaufsschlager. Hätte ich sie abgefüllt, so wäre ich heute reich.
 
Ich jedoch liebte ihn immer stärker. Er erzählte mir von seinen beiden EX- Freundinnen. Er wusste ja gar nicht wie weh mir das tat. Die waren da bei ihm. Ich durfte ja noch nicht einmal wissen wo er in etwa wohnte. Ich wollte nie eine genaue Anschrift wissen. Nur den Großraum, doch das sollte ich dann erst sehr viel später erfahren.
 
Basti schuldet mir noch einen Sonnenuntergang. Wir wollten ein Chattertreffen bei Gisi machen. Für mich ist das eigentlich nichts, für Basti wohl genauso wenig. Doch ich wollte dort hin und dann wollte er dort vorbeikommen, mich einfach in sein Auto laden und mit mir so lange fahren, bis wir endlich dort angekommen waren, wo ich den schönsten Sonnenuntergang sehen konnte, den man sehen kann. Ich hab noch nie am Meer einen Sonnenunter- oder Aufgang gesehen.
Auch das Versprechen wurde zu einer leeren Hoffnung.
 
Trotzdem liebte ich diesen Mann, doch ich hatte das Gefühl er wollte das einfach nicht begreifen!!!
 
Es gibt viele Titel, die Basti mir schickte. So zum Beispiel:“ Kommt meine Liebe denn nicht bei dir an“  oder „Was ich an dir mag“, beide Songs von Lukas Hilbert. Er meinte ich solle sie mir anhören, vielleicht wüsste ich dann mehr. Nun, ich konnte mir nur einen Teil denken. Doch wenn ich dem Glauben schenken durfte, konnte ich auch davon ausgehen, dass er mich sehr lieb hatte. Doch warum wollte er mir denn dann nicht noch näher sein. Wenigstens mal eine Nacht lang einfach nur reden oder meinetwegen auch schweigend Arm in Arm sitzen und sich genießen?
 
Es war eine lange Zeit, die von Hoffnung, Traurigkeit, Verwirrung und Verzweiflung geprägt wurde. Wenn er einmal länger nicht on war, dann spielte ich jeden Abend im Internetradio seine Lieblingssongs und grüßte ihn auch. Ich wusste nicht ob er zuhört, doch wenn doch, dann sollte er doch spätestens auch da bemerken, dass ich wirklich an ihn denke und ihn nicht veralbere, nicht mit seinen Gefühlen spielen will. Er musste doch merken, wie ernst es mir war. Keine Schwärmerei….nein, es war echte Liebe, ohne dass wir uns bis dahin real gesehen hatten.
 
Irgendwann erzählte er mir dann auch, dass er oft Radio gehört hätte. Aber seine Gefühle gab er nicht wirklich preis.
 
Ich erinnere mich an sehr  viele schöne Mails von ihm. Mails mit Sonnenuntergängen und wundervollen Texten. Er konnte so gefühlvoll schreiben. Solch liebe Dinge. Diesen Mann musste man einfach lieben.
 
Ganz plötzlich schrieb er mir, dass er für eine lange Zeit in die USA muss, da er dort in eine Klinik gehen sollte. Das hat mich schlicht umgehauen.  Mir wurde ja auch nicht genau erzählt um was es ging.
 
Ich erinnere mich an den letzten Tag, an dem Basti online war. Als die Zeit gekommen war und er off gehen musste, begann für mich eine Zeit des Bangens, eine Zeit unendlicher Traurigkeit. Ich schrie, ich weinte, ich machte mir unsagbar viele Sorgen. Diese Ungewissheit. Es vergingen Tage, Monate, Jahre.
 
Was hab ich in dieser Zeit gemacht? Nun, ich habe gehofft. Ich war jeden Tag online. Hatte kein eigenes Leben mehr. Ich wartete auf irgendeine Nachricht. Nicht nur auf die Schlimmste, die ich hätte erhalten können. Auf eine winzige Nachricht. Ich nervte wohl so ziemlich jeden, der Basti auch kannte.  Ich versuchte so viel wie möglich herauszubekommen. Wo war er nur. Was war geschehen.
 
Ich konnte nicht mehr so frei moderieren wie sonst. Wurde als Moderatorin auch abgeschossen.
 
Ich habe Mails geschrieben, doch nie kam eine Antwort. Ich hab über einen guten Bekannten versucht mehr herauszubekommen. Anfangs sagte er auch immer, dass er nichts wüsste. Dann irgendwann, nach ganzen drei Jahren sagte er: „Okay – du liebst den Kerl noch immer. Mir kannste nix vormachen. Ich leite eine Mail an ihn weiter.“ Ich hätte den Kerl erschlagen können, denn offenbar stand er schon länger mit Basti in Kontakt, nur mir hatte niemand etwas gesagt.
 
Ja, ich hatte geheiratet in der Zwischenzeit. Dieser Mann war für mich da. Mein Vater tot, meine Mutter tot. Er stand mir zur Seite. Vielleicht war diese Eheschließung ein Fehler. Von seiner Seite her, weil seine Frau noch nicht lange tot war, bei mir, weil ich Basti noch immer ganz fest in meinem Herzen hatte.
 
Wäre dieser Furby, Teufel, Vampir – kurz Basti auch nur einmal bei mir gewesen, hätte ich gewartet. Ganz egal wie lange. Ich hätte gewartet.
 
Dann das Wunder! Eine Mail von Basti. Ich glaube in dem Moment hab ich glatt das Atmen vergessen. Ich habe die Mail immer und immer wieder gelesen. Zack ab in den MSN hieß es dann und wir haben uns wiedergefunden.
Doch Basti war enttäuscht. Enttäuscht, weil ich geheiratet hatte. Es gab nur ein Problem…..Von der Sekunde an, aus der wir wieder schrieben, waren meine Gefühle dort, wo sie waren, bevor „mein Basti“ fort gegangen war. Von 0 auf 100 sozusagen.
 
Meine Gefühlswelt war durcheinander und ich wusste, dass ich diesen Mann noch immer liebte.
Zu meinem Mann war ich von Anfang an ehrlich. Ich sagte ihm auch was ich fühle und verletzte damit einen Menschen, der immer für mich da war. Real.
 
Wieder gab es das Versprechen, dass Basti mich in Antfeld besuchen würde. Er erzählte mir dann auch, dass er dort vorbeigefahren sei, doch er konnte nicht einmal kurz auf einen Kaffee reinkommen, da ein Arbeitskollege mit im Auto war. Was ich in dem Moment wirklich dachte?
 
Wenn du so viel für mich empfindest wie du immer wieder behauptest, warum konnte der Typ denn die Zeit über nicht mal spazieren gehen oder im Auto warten? Wäre nun echt kein Akt gewesen.
 
In meiner Ehe gab es keinen Sex mehr. Ich hab es versucht, doch es ging nicht. Ich kann nicht an einen anderen Mann denken und mit meinem Ehemann Sex haben. Meine Ehe stand kurz vor dem Aus.
 
Ein Missverständnis, entstanden aus einer SMS führte dazu, dass Basti wieder weglief. Ja, so nenne ich es. Weglaufen. Wieder fort in die USA. So unerreichbar weit fort.
 
Ich dachte – okay – dann musst du ihn wohl doch vergessen. Ich hab ja dann noch erfahren, dass er eh heiraten wollte, dann kann es ja mit seinen Gefühlen mir gegenüber auch nicht soweit her gewesen sein. Immerhin sagte er mir, dass das die Frau sei, die er schon so lange lieben würde. Das hatte gesessen.
 
Gut, sollte er glücklich werden. Ich musste halt versuchen ihn irgendwie aus dem Kopf zu bekommen und meine Ehe wieder in den Griff bekommen.Er sollte wirklich glücklich werden. Ich wünschte es ihm von Herzen. Er hatte all die Jahre ja nun auch nicht die besten Erlebnisse durchlebt.
 
Einige Zeit nach Neujahr wurde ich im MSN von seiner Frau angeschrieben. Sie teilte mir mit, dass Basti erneut zusammengebrochen war und im Krankenhaus im Koma liegen würde.
Ich versprach ihr für sie da zu sein, wenn sie jemanden zum Schreiben benötigt. Ich hab mich auch an das Versprechen gehalten.
 
Etwas später, an den genauen Zeitraum erinnere ich mich nicht mehr, habe ich wieder mit Basti geschrieben. Natürlich erzählte ich ihm nichts davon, wie sehr ich an ihn gedacht hatte, wie groß meine Ängste waren, …..wie sehr ich ihn liebte.  Nein – interessierte eh niemanden.
 
Allerdings gab es da noch immer diese Sache mit diesen ständigen Geheimnissen. Alles war irgendwie Top Secret, wenn es um Basti und private Angelegenheiten ging. Und da soll man nicht ins Grübeln kommen?
 
Was hatte ich diesem Mann nicht schon alles von mir anvertraut. Alles bis ins kleinste Detail. Ich kannte ihn doch eigentlich gar nicht. Bilder, Internet, zwei Gespräche via Telefon. Das war auch schon alles. Ich hätte ihm auch niemals etwas Schlechtes zugetraut, doch hey – reingefallen war ich ja auch schon oft und eigentlich hätte ich die sein müssen, die ihm nichts erzählt.
 
Ein Thema war ja immer ein Tabu. Eine Grauzone kann man nicht sagen, denn da wäre ja ein Spielraum. Jetzt habe ich keinen Grund mehr dieses Tabu-Thema  nicht zu brechen.
 
Wir hatten weder via Internet noch per Telefon Sex miteinander. Was nicht heißt, dass ich nicht gespielt habe, einfach schlicht weg weil ich eine Frau bin, die auch Wünsche und Verlangen verspürt.
 
Sei es spontaner wilder Sex einfach an irgendeinem Ort –heiß, dirty, hart, dann wieder unendlich lang und zärtlich, tiefe Gefühle. Diesen Mann ganz in mir aufnehmen, mich ihm ganz schenken, mich ihm ganz hingeben. Ihn überall liebkosen, alles von ihm in mir aufnehmen. ……Details kann ich ja fast gar nicht schreiben, denn dann muss ich darauf bestehen, dass dieser Text als FSK 21 freigegeben wird.
 
Ja, Basti, ich bau eine Stadt für dich. Auch wieder ein Song, der mich an dich erinnert, weil du ihn mir geschickt hast.
All das führte zu nichts. Doch, ich musste ihm ein Versprechen geben. Nie wieder durfte ich ihm schreiben was ich wirklich für ihn empfinde, denn wir wollten nur noch ein rein freundschaftliches Verhältnis haben und auch so schreiben.
Gut, bevor ich ihn ganz verliere, werde ich dieses Versprechen geben…..
 
Noch immer hatte ich sehr viel Respekt vor ihm. Man sollte jedem Menschen gesunden Respekt entgegen bringen. Nur  hey – ich gebe nicht immer so lieb nach und lasse dann alles eine Weile lang auf sich beruhen. In dem Fall ist das wohl nur der Basti, bei dem ich so bin.
 
Ich will ihn nicht verletzen. Nicht verlieren. Doch die Angst schreibt immer mit. Auch wenn er schreibt, dass  ich keine Angst haben brauche, es lässt sich nicht ändern.
 
Es gibt Dinge die ich nie verstehen werde. Klar, man kann immer sagen, dass man in bestimmten Situationen ein Arsch ist und das auch bleiben wird. Doch es gibt auch viele Situationen, da würde ich diesen Menschen gern einmal in seinen Hintern treten. Wir sind keine Kinder mehr.
 
Ich kann verstehen, dass man über Krankheiten nicht gerne redet. Als ich auf meine  Untersuchungsergebnisse mit eventuellen Krebsdiagnosen gewartet habe, fühlte ich mich unendlich allein. Da gab es immer weniger Kontakt. Irgendwann, Monate später gab es wieder Kontakt. Ein ständiges Hin und Her.
 
So allein soll sich Basti niemals fühlen. Nur erinnere ich mich an kürzlich geschehene Ereignisse.
 
Seine Worte waren: „Meinst du denn nicht, dass es mir weh tut, dir diesen kleinen Wunsch nicht erfüllen zu können?“ – Damit war der Besuch zu meinem 40. Geburtstag gemeint.
Gut, in Anbetracht der Tatsache, dass es ihm da gesundheitlich vielleicht nicht so gut geht, kann ich das natürlich verstehen. Aber und nun kommt mal wieder mein aber…….
 
Die Sache mit dem Foto, dass er nicht an seine Krankheit erinnert werden möchte – ich glaube nicht, dass kein Foto existiert. Wurden keine Bilder auf der Hochzeit gemacht??? Bist Du da nirgends drauf? Warum nennt er mir nicht einfach sein Geburtsdatum wenn ich danach frage? Ich möchte es doch nur im Kalender eintragen. Warum darf ich nicht wissen wo er lebt? Ich will doch gar keine genaue Anschrift. Nur der Bundesstaat würde reichen. Das Alles macht mich traurig.
 
Ich denke ich bin einer der fünf wertvollsten Menschen für ihn. 
 
Inzwischen ist wieder eine sehr lange Zeit vergangen. Viele Dinge sind geschehen. Ich habe viele Stunden mit Basti am PC verbracht. Ich konnte mir alles von der Seele schreiben, was ich mit keinem sonst konnte. Ja, richtig, das ist auch eine Art und Weise für einen Menschen da zu sein. Trotzdem drehte es sich irgendwann immer wieder um die gleichen Themen. Mag daran liegen, dass sich bestimmte Dinge im Leben niemals ändern werden. 

Existenzangst, Probleme mit der Gesundheit, neue Untersuchungen, neue Wartezeiten, neue Ungewissheit......neues Lehrgeld.
Ändern konnte man daran eh nichts. Einfach nichts wurde besser. Das ist nun seit sieben Jahren so. Eigentlich wären ja jetzt endlich einmal die guten Zeiten an der Reihe, doch die Hoffnung darauf habe ich aufgegeben.

Ich konnte eine Weile nicht schreiben, denn meine Krankheit ließ das nicht zu. Basti hat das über meinen Mann erfahren, doch selbst da hat er nicht einmal angerufen oder eine Mail getippert. Ich konnte lesen! Ich habe seine Worte arg vermisst.

Doch eines möchte ich hier erwähnen. Ich halte dich nicht für schlecht oder ein rektales rundes Etwas, wie du dich ja selbst immer gern bezeichnest. Ganz im Gegenteil. Doch du versuchst mit deiner Familie glücklich zu werden. So sagst du. Für mich bleibt da kein Platz mehr. Ich möchte keine Geheimnisse mehr. Daher auch meine SMS an dich. Aber du fragst noch nicht einmal warum.

Ich beende nun meine Zeilen. Allerdings schreibe ich noch eine kleine Widmung.

Diese Zeilen widme ich meinem Mann, den ich über alles liebe. Selbst wenn wir bisher nur durch Tiefen geschlittert sind, so werden wir das Ende meiner Tage Hand in Hand gemeinsam über all die Steine gehen, die man uns noch in den Weg legt! Danke.
 
Wer weiß was nun geschieht. Die Zukunft ist ungewiss!
 
The End
 
© by Heike Brüggemann 
(PS: Alle Namen in diesem Text sind frei erfunden.)

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.01.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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