Claudia Evers

Das Geheimnis der verschwundenen Socke

Es ist ein weit verbreitetes Problem in jeder menschlichen Schicht.Studenten, Hausmänner,Großmütter und Hausfrauen stehen zeitweise vor einem Rätsel. Die gemeine Socke! Man steckt die Wäsche,natürlich sortiert nach Koch-,Bunt-und Feinwäsche,in dieTrommel, denkt an nichts böses,da man dem Wunder der Technik ja vertraut,um dann beim ausräumen der Maschine festzustellen das eine Socke fehlt.Es wird nochmal im Bad nachgeschaut ob man sie übersehen hat,muß dann aber feststellen das die Socke verschwunden bleibt. Großmütter denken sie werden senil, Studenten nehmen es mit einem Schulterzucken hin, Hausmänner verdächtigen den Hund und Hausfrauen suchen noch einmal das gesamte Haus ab. Aber die Socke ist nicht wieder zu finden und nach einer geraumen Zeit wird auch das Gegenstück entsorgt. Dabei gibt es eine ganz einfache Erklärung dafür. Ein Sockenkobold ist Schuld. Das glaubst du nicht? Na,dann paß mal auf.

,,Luzie,hast du wieder nur eine Socke in die Wäsche getan?,"ruft Mama Stangelmeier aus dem Bad quer über den Flur. Aber Luzie hört ihre Mutter nicht. Sie liegt ausgebreitet auf ihrem Bett, mit Kopfhörern auf den Ohren und lauscht ihrer Lieblingsmusik. Luzie ist 12 und hält nicht viel vom Zimmer aufräumen. Man braucht einen Kompaß um einen Weg durch ihr Zimmer zu finden. Wäsche türmt sich in einer Ecke, auf dem Boden liegen Hefte,Bücher, CD's, Papierschnipsel und noch vieles mehr. Luzie findet es nicht so schlimm. Aber Mama kriegt die Krise wenn sie sieht wie ihre Tochter lebt. Und dann geht das Gemecker los.
,,Kannst du nicht ein wenig Ordnung schaffen? Weißt du überhaupt noch was saubere und dreckige Wäsche ist? Staub saugen könntest du auch mal,"...und so weiter. Doch Luzie läßt das kalt. Wenn Mama meckert setzt sie sich die Kopfhörer auf und ist in ihrer eigenen Welt.
Nachdem Mama Stangelmeier vergeblich nach ihrer Tochter gerufen hat,poltert sie in das Zimmer,dreht die Musik leiser und nimmt Luzie die Hörer von den Ohren.Luzie schreckt hoch und funkelt Mama sauer an:,,He, was soll denn das?!Ich entspanne gerade." ,,Na prima. Dann hast du ja jetzt genug Kraft gesammelt um mir hiervon das Gegenstück zu geben." Mama ist sauer und hält ihrer Tochter eine neongrüne Socke unter die Nase.,,Wie jetzt? Das Gegenstück? Ich habe die Socken,und zwar beide, in die Schmutzwäsche getan. Du weißt doch das es meine Lieblingssocken sind und ich besonders darauf achte das beide gewaschen werden,"grummelt Luzie. ,,Es würde mich nicht wundern wenn sie hier doch noch in diesem Chaos zu finden wäre. Sieh doch bitte nochmal genau nach. Und bei der Gelegenheit kannst du gleich etwas Ordnung schaffen." Ihre Tochter hat keine Lust zum aufräumen aber sie gibt sich geschlagen.

Es dauert den gesamten Nachmittag bis Luzie wieder einen Überblick gewinnt. Sie findet zwar lang vermißte Sachen wieder aber die neongrüne Socke bleibt verschwunden. ,,Mama,die Socke habe ich nicht gefunden. Du hast sie wohl in der Maschine übersehen. Obwohl das bei der auffälligen Farbe schwer sein dürfte. Ich kann ja eine grüne und eine pinkfarbene Socke anziehen. Das ist doch cool,"grinst Luzie breit. ,,Das könnte dir so passen,"faucht Mama mit dunkelrotem Gesicht.
Die Socke taucht nicht wieder auf. Auch nach ein paar Wochen nicht. Später fehlt auch noch Mamas mintgrüne Socke und Papa vermißt seinen grassgrünen Strumpf. ,,Das gibt es doch nicht.Immer verschwinden nur grüne Sachen. Wenn ich es nicht besser wüßte dann würde ich sagen das es hier spukt oder die Waschmaschine mag keine grünen Sachen,"überlegt Mama.
Wenn sie wüßte wie nah sie an der Wahrheit dran ist. Einige Wochen vergehen und die verschwundenen Sachen sind erst mal kein Thema mehr. Bis Luzie etwas seltsames auffällt. Sie macht sich morgens im Bad für die Schule fertig. Dabei fällt ihr Blick auf die Rückseite der Waschmaschine.Das ist ja witzig. Da ragt ein Zipfel von ihrer neongrünen Socke aus der Maschine. Wie kommt die denn durch die Trommel zwischen die Rückwand? Sie schaut in die Maschine auf der Suche nach einem Loch in der Trommel oder Ähnlichem. Irgendwie muß der Strumpf ja durch das Innere der Maschine in den hinteren Teil gelangt sein. Luzie kann nichts aussergewöhnliches entdecken. Doch bei genauerem hinsehen bemerkt sie das es nicht aus der Rückwand ragt sondern einfach an der Seite hängegeblieben ist. So,als wenn sich jemand die Socke in die Waschmaschine ziehen wollte. Luzie zerrt und zieht,und zack, hat sie ihre heißgeliebte Socke befreit. Dann läuft sie in die Küche und zeigt Mama ihre Ausbeute. Mama hört sich Luzies Geschichte an und versteht die Welt nicht mehr.
,,Ich habe doch alles mehrere Male abgesucht." Tagelang geht das nun so. Jeder aus der Familie zieht ein vermißt geglaubtes Kleidungsstück aus der Maschine. Dann passiert ein paar Wochen gar nichts. Bis Papa eines Abends aus dem Bad kommt und behauptet:,,Meine Socken leben." Mama und Luzie sehen sich an und schütteln den Kopf. ,,Klar, Papa. Deine Socken laufen von alleine durch die Wohnung,"kichert Luzie.,,Mama hast du sie soooo lange nicht gewaschen das sie von alleine laufen?"Auch Mama hat Mühe sich zu beruhigen. Papa verschwindet kurz und kommt mit einer Socke wieder. Er hält sie am oberen Ende zusammen und vorne in der Spitze zappelt etwas heftig.Vorsichtig legt Papa das Kleidungsstück auf den Küchentisch und unter Geschimpfe und Gezeter krabbelt ein Kobold heraus. Mama schreit:,,Iiiiiii,eine Maus,"und will schon auf den Küchenstuhl springen. ,,Wie bitte?.Ich bin doch keine Maus sondern ein Sockenkobold,"piepst der wütende Wicht.,,Ein Sockenkobold?.",,Jawohl,Maatje ist mein Name. Ich bin 150 Jahre alt und lebe in der Waschmaschine." Noch immer findet keiner die richtigen Worte. Luzie hat ihre Fassung als erste wieder und meint:,,150 Jahre? Lebst in unserer Waschmaschine und klaust uns hauptsächlich die Socken?" ,,Ich klaue nicht, ich sammle. Bevorzugt grüne Socken. Aber wenn es davon nicht genug gibt dann nehme ich auch andere sachen. Hauptsache sie sind grün." Papa fragt:,,Warum? Und wieso wohnst du gerade in unserer Maschine?" Maatje setzt sich an die Tischkante, lässt die Beine baumeln und berichtet:,,Ich armer, kleiner Wicht bin vom Großmeister verbannt worden. In die Menschenwelt. Auch im Koboldreich hatte ich eine Schwäche für grüne Sachen.Was meine Koboldfreunde überhaupt nicht gefallen hat. Und als wenn Verbannung nicht schon schlimm genug ist lande ich in einer Waschmaschine. Auch dort konnte ich den Sachen nicht wiederstehen und habe mir einige genommen.Socken sind besonders praktisch. Man kann sich toll darin verstecken und sie halten warm. Tut mir leid wenn ich euch Ärger gemacht habe." Der kleine Kobold schlug betreten die Augen nieder.,,Sei nicht traurig,"meint Papa,,du darfst gerne bei uns bleiben." Mama und Luzie sind auch einverstanden.

Maatje lebt nun in einem Schuhkarton auf der Waschmaschine und LÖuzie hat ihm ihre Lieblingssocke geschenkt. Der Kobold ist wunschlos glücklich.
Und wenn euch mal ein Strumpf abhanden kommt dann schaut doch mal hinter die Maschine.Wer weiß,vielleicht begegnet euch auch ein Sockenkobold.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.01.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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