Eine Wolkengeschichte
Es war einmal eine kleine weiße Wolke namens Flaumi. Sie wurde irgendwann im nördlichen Europa geboren. Flaumi war ein fröhliches kleines Wölkchen, das alle Himmelsbewohner in ihr Herz geschlossen hatten. Ihre Lieblingsbeschäftigung war Fangenspielen. Mit ihrer Schwester Federl und den anderen Wolkenkindern war sie oft stundenlang von einer Himmelsrichtung zur anderen unterwegs.
Eines Tages aber, als Flaumi mit ihrer Schwester alleine am Himmel dahinzog, wurde sie plötzlich nachdenklich. „Was ist denn mit dir los?“, fragte Federl, „du siehst ja so ganz anders aus.“ „Ach, ich weiß nicht“, antwortete Flaumi, „irgendwie bin ich unzufrieden. Weißt du, immer nur spielen und nichts tun, ist auch nicht das Wahre. Ich habe das Gefühl, mir fehlt etwas. Irgendwas, das meinem Dasein einen Sinn gibt. Ja genau, das ist es! Ich möchte gerne etwas Sinnvolles machen!“ Federl schaute sie verständnislos an. „Was Sinnvolles machen? Ja was soll denn das sein? Gefällt dir unser Leben hier nicht mehr? Ich finde, du bist undankbar. So schön wie wir es hier haben, ist es bestimmt nicht so schnell wo anders. Wir haben keinen Sturm und keinen Orkan, nur unseren freundlichen Herrn Wind und können unser Leben genießen.“
„Ja schon, du hast ja Recht!“, sagte Flaumi, „aber trotzdem, das kann doch nicht alles sein. Also mir ist das einfach zu wenig, nur das Leben zu genießen. Ich brauche auch eine Aufgabe, ein Ziel und deshalb habe ich mir überlegt, von hier fort zu ziehen. Vielleicht gibt es irgendwo etwas Sinnvolles zu tun für mich. Du könntest doch mit mir kommen Federl, zu zweit wäre es sicher viel schöner!“ Sie blickte ihre Schwester erwartungsvoll an. Diese war aber von Flaumis Überlegungen ganz und gar nicht begeistert. Die Vorstellung, ihr schönes Umfeld aufgeben zu müssen, versetzte sie in große Unruhe. „Nein danke, ich bin doch nicht dämlich“, sagte sie daher gereizt, „da müsste ich ja von hier weg und ins Ungewisse. Tut mir leid, wenn du das wirklich willst, was ich absolut nicht verstehen kann, dann musst du schon alleine wegziehen.“ Enttäuscht sah Flaumi ihre Schwester an. „Du hast doch immer gesagt, wir ziehen gemeinsam durch dick und dünn und nun lässt du mich alleine.“
Federl wurde es jetzt etwas ungemütlich. Kritik oder Vorwürfe konnte sie nämlich überhaupt nicht ertragen. Außerdem hatte sie vor einer Veränderung in ihrem Leben große Angst. So machte sie einfach kehrt und zog wortlos davon. Betrübt sah Flaumi ihrer Schwester nach. Einen Augenblick lang wollte sie ihr hinterher segeln, blieb aber dann nachdenklich am Himmel stehen. Während sie unschlüssig in die Ferne blickte, bemerkte sie, dass der Mond gerade auf seiner täglichen Wanderung in ihre Nähe kam. Dieser erkannte sofort, dass Flaumi ein Problem hatte. „Was bedrückt dich denn?“, fragte er freundlich und sah sie dabei aufmunternd an. Flaumi erzählte dem Mond von ihrem Vorhaben und von dem Gespräch mit ihrer Schwester Federl. Verunsichert wandte sie sich nun an ihn: „Kannst du mir vielleicht einen Rat geben, was ich machen soll?“
Der Mond hatte aufmerksam zugehört und sagte mit gütigem Lächeln: „Einen Rat kann ich dir wohl geben, aber entscheiden musst du dich schon selbst. Weißt du, das Leben ist Veränderung und was andere denken ist nicht annähernd so wichtig wie das, was dich zufriedener und glücklicher macht. Sein Lebensziel zu finden ist allerdings nicht so einfach. Man muss Erfahrungen sammeln, lernen, reifen und sich weiter entwickeln. Wenn du aber deinem Herzen folgst, wirst du mit Sicherheit im richtigen Augenblick am richtigen Ort sein.“ Der Mond sah Flaumi liebevoll an und wünschte ihr alles Gute. Dann schickte er noch einen ganz hellen Schein zu ihr hinüber und setzte wieder seine Wanderschaft am Himmel fort. Flaumi bedankte sich für den weisen Rat und dachte noch einmal in Ruhe über alles nach. Jetzt lag es also an ihr eine Entscheidung zu treffen. Sollte sie der Stimme ihres Herzens folgen und einen Weg gehen, der sie auch ins Ungewisse führte oder doch lieber in der gewohnten, schönen Umgebung bleiben? Die Entscheidung fiel ihr nicht leicht. Schließlich war jedoch ihr Wunsch nach einem erfüllten Leben größer und so setzte sie sich mutig in Bewegung. Ich kann ja jederzeit zurücksegeln, beruhigte sie sich selbst, aber ich denke, ich werde es schon schaffen.
Der Tag verging wie im Fluge und als es wieder Nacht wurde, hatte Flaumi schon einen weiten Weg zurückgelegt. Sie war jetzt in einem fremden Land, welches die Menschen Italien nannten. Es war sehr schön hier und angenehm warm. Außer ihr gab es keine anderen Wolken am Himmel und sie kam sich sehr einsam vor. Da hörte sie plötzlich über ihr eine helle Stimme. Ein kleiner Stern blinkte ihr freundlich zu. „Hallo, wo kommst du denn her, dich habe ich hier noch nie gesehen?“, fragte er. „Ich heiße Flaumi, komme aus dem Norden und bin auf dem Weg ins Ungewisse. Und wer bist du?“ „Ich bin Flimmerlein, eines der vielen Sternenkinder, die hier wohnen. Und was möchtest du dort tun, in diesem Ungewissen? Wo ist das eigentlich? Ich habe noch nie davon gehört.“ „ Das weiß ich auch nicht so genau, aber ich möchte gerne etwas Sinnvolles machen. Irgendwas, das sich lohnt, sein sicheres Zuhause aufgegeben zu haben.
“
Flimmerlein blinkte erstaunt zu ihr herunter und sagte bewundernd: „Du bist also ganz alleine unterwegs und ganz freiwillig von daheim fortgegangen, nur um etwas Sinnvolles zu machen? Das muss ich meinem Vater erzählen. Der ist schon sehr lange hier am Himmel und hat vieles gesehen und erlebt. Vielleicht kann er dir einen Rat geben. Siehst du dort oben den großen Stern? Das ist mein Vater!“ Flaumi schaute aufgeregt in die angegebene Richtung, von der ein ganz heller Schein herkam. Sie sah einen wunderschönen großen Stern, welcher nun freundlich zu ihnen herunterblinkte. Flimmerlein wanderte jetzt schnell zu seinem Vater um ihm von Flaumi zu erzählen. Und diese wartete geduldig, bis er wieder zurückkam. „Ich soll dich von meinem Vater schön grüßen und er meinte, du bist auf dem richtigen Weg. Wenn du weiter in den Süden ziehst und dann noch weiter, immer weiter, dann wirst du in ein Land kommen, wo dich die Menschen brauchen und du ihnen bestimmt viel Freude machen kannst.“
Da schaute ihn Flaumi traurig an und sagte zu Flimmerlein: „Das glaube ich kaum, bis jetzt konnte ich den Menschen noch nie eine Freude machen und schon gar nicht kann ich glauben, dass sie mich brauchen. Im Gegenteil, wenn sie mich sahen, wollten sie immer, dass ich mich ganz schnell wieder verziehen sollte, damit sie den Sonnenschein genießen konnten. Dein Vater mag ja sehr weise sein, aber ich glaube, diesmal irrt er sich. Schade, dass ich nur eine kleine Wolke bin, seufzte Flaumi. Wäre ich ein Sternchen, würden mich die Menschen bewundern und ich könnte ihnen eine Freude machen, wenn ich ganz hell auf die Erde herunterblinkte.“ Flimmerlein sagte nicht ohne Stolz, dass es ihm sehr gefällt ein Sternchen zu sein und so den Menschen eine Freude bereiten zu können. „Aber du musst nicht traurig sein, dass du nur eine kleine Wolke bist. Mein Vater, der weise alte Stern sagte einmal zu mir: „Jeder hier am Himmel hat seinen Platz und ist etwas ganz Besonderes. Glaube mir, mein Vater hat bestimmt Recht, du wirst die Aufgabe finden, die dich glücklich und zufrieden macht, wenn du auf deinem Weg weiterziehst. Ich könnte dich ja ein Stück begleiten, so lange es Nacht ist, wenn du möchtest.“ Flaumi schaute nun wieder ein wenig fröhlicher zu Flimmerlein hinauf und dieser blinkte ihr freudig zu. Gemeinsam zogen sie nun weiter in den Süden. Am frühen Morgen verabschiedete sich Flimmerlein von ihr. Eifrig blinkend wanderte er wieder zu seinem Vater zurück. Er wusste, er würde die kleine Wolke nie vergessen und wünschte, dass sich bald ihre Träume erfüllen mögen.
Flaumi war nun wieder alleine unterwegs, aber es machte ihr jetzt nichts mehr aus. Sie war voll freudiger Erwartung und genoss es, am blauen Himmel dahin zu ziehen. Nach einiger Zeit merkte sie, dass die Luft immer feuchter wurde und sie dadurch zu wachsen anfing. Sie sah jetzt das Meer unter sich und steuerte auf einen fremden Kontinent zu. Plötzlich bemerkte sie in der Ferne noch andere Wolken, die ebenfalls in dieselbe Richtung zogen. Flaumi beeilte sich um in ihre Nähe zu kommen. „Hallo, wo zieht ihr denn hin?“, fragte sie neugierig. Eine größere Wolke sagte freundlich: „Wir ziehen nach Afrika, dort werden wir dringend gebraucht. Willst du mit uns kommen?“ „Nach Afrika?“ Ja, ja natürlich gerne, wenn ihr mich mitnehmt“, sagte Flaumi ganz aufgeregt. „Ich will auch gebraucht werden!“ Da lächelte ihr die freundliche Wolke aufmunternd zu und Flaumi schloss sich nun begeistert den anderen an. Nach einem weiteren Tag Wanderschaft kamen sie endlich in Afrika an.
Die Sonne brannte unbarmherzig vom Himmel. Kein Lufthauch war hier zu spüren, sodass die Wolken nun zum Stillstand kamen. Flaumi sah auf die Erde hinunter und was sie da zu sehen bekam, machte sie sehr traurig. Verdorrte Bäume und Sträucher, ausgetrocknete Flüsse, aufgerissenes Erdreich, anstatt grüner Wiesen und Wälder. Die Menschen in diesem Land, welches man Äthiopien nannte, waren arm und krank vor Hunger und Durst, weil es zu wenig Wasser gab. Das war so traurig, dass Flaumi ganz heftig zu weinen anfing. Allen anderen Wolken ging es ebenso und ihre großen, dicken Tropfen fielen auf die ausgetrocknete Erde. Da sahen sie plötzlich, wie sich die Menschen in die Arme fielen und vor Freude zu tanzen anfingen. Regen! Endlich Regen, den sie schon sehnlichst erhofft und um den sie gebetet hatten. Auch die Tiere bekamen wieder neuen Lebensmut. Sie waren in der Hitze und Dürre schon ganz apathisch geworden und nahe am Verdursten. Der Regen aber holte sie aus ihrer Teilnahmslosigkeit und überall war nun ein freudiges Brüllen und Trompeten zu hören.
Jetzt verstand Flaumi, was der Mond und der weise Stern gemeint hatten. Hier wurde sie gebraucht, hier konnte sie helfen. Ja, hier war sie am richtigen Platz! Nun hatte sie ihre Lebensaufgabe gefunden. Es war ein herrliches Gefühl und sie genoss dieses unvergleichliche Naturschauspiel, das sich ihr nun bot. Der Wind sang sein schönstes Lied, die Sonne schickte ihre mildesten Strahlen zur Erde und ein prachtvoller Regenbogen spannte sich wie eine Kirchenkuppel über den blauen Himmel.
Für die Menschen und Tiere in diesem Land gab es nun wieder Hoffnung, dass die Erde abermals fruchtbar werden würde, denn Wasser war für sie das Wichtigste auf der Welt um überleben zu können.
Helga Edelsfeld
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.01.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
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