Christine Wolny

Ein Milchbad für die Bohrmaschine

 


Berta hatte sich im Supermarkt ein Regal gekauft. Doch wer baut ihr das zusammen?
Gleich fiel ihr ein netter Bekannter  ein, der ihr sicher diesen Gefallen tun würde.
Es ergab sich auch schneller als gedacht, denn Berta hatte in drei Tagen Geburtstag. So lud sie ihn zum Kaffee ein,  mit der Bitte eher zu kommen, weil sie eine große Wunsch an ihn hätte.  Der freundliche Mann erklärte sich großzügig bereit, den Aufbau des Regales als sein Geburtstagsgeschenk an sie zu betrachten.
Er kam wie versprochen zwei Stunden vor den Gästen, doch leider kam es an diesem Tage zu keiner Fertigstellung, da einige Holzdübel zerbrachen und kein Ersatz vorhanden war.
So versprach er, in den nächsten Tagen wieder zu kommen und die passenden Dübel mitzubringen.
Gesagt, getan. Er hatte im Nu das Regal zusammen gebaut, und Berta war glücklich.

Anschließend tranken die beiden noch einen Kaffee. Berta holte den Rest ihrer alten Weihnachtsstolle hervor und meinte, man könne sie noch essen, wenn man sie etwas eintunkt.
Zum Einkauf eines frischen Kuchens kam sie an dem Tage nicht, weil sie auf den Postboten, der ihr ein Paket bringen sollte, warten musste.
Sie öffnete auch eine Tüte frischer Milch, denn die andere war schon ein paar Tage alt, und das wollte sie ihm wirklich nicht anbieten.
Vor der Abfahrt stellte sie ihm die geöffnete Milchtüte in den Werkzeugkoffer und meinte, dass er sie mitnehmen solle, da sie bei ihr zu alt würde. Sie tränke den Kaffee schwarz.

Berta war rundum glücklich, und legte sich, nachdem der freundliche Mann weg war, auf die Couch und schlief friedlich ein.
Sie schlief so tief und fest, dass sie gar nicht das Telefon hörte, das gegen Abend mehrmals klingelte.
Das erfuhr sie erst am nächsten Tag, als vormittags ein Anruf kam und ihr eine aufgeregte Stimme erzählte, was passiert war.
Berta hatte die Milchtüte nicht verschlossen, und so war sie während der Autofahrt ausgelaufen, und der Inhalt hatte sich über die Bohrmaschine, samt Werkzeug, Schrauben, Nägel und Holzdübel ausgebreitet.
Nachdem der gesamte Koffer ausgeräumt und alles wieder  gesäubert war, hatte sich die Wut über Nacht bei dem hilfsbereiten Herrn gelegt, und Berta bekam nur noch einen abgeschwächten Lagebericht.
„Da hatte ich gestern aber Glück gehabt,“ dass ich so gut geschlafen habe, denn sonst hätte ich mir aber was anhören können,“ meinte Berta und lachte herzlich ins Telefon.
 
© C.W.

 
 
  

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.02.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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