Florian Klima

Maschinen können nicht halluzinieren (Teil 1)


 
Jahr 2056
 
Walter machte sich auf den Weg zur Arbeit, bevor er die Tür schloss aktivierte er noch die Haushaltsroboter, die für Ordnung sorgen sollten, während er seiner Arbeit nachging.
Und schon begann ein Ballet aus Form und Farbe durchs Zimmer zu tanzen, der Saugroboter drehte seine Runden und tastete sich mittels Lasersteuerung durch alle Zimmer der Wohnung.
Die automatischen Arme in der Küche, räumten den Tisch ab, auf dem noch das Frühstücksgeschirr stand und die Arme im Schlafzimmer machten das Bett. Das Badezimmer begann mit einer Hygienereinigung der Dusche und die Waschmaschine, lies gerade Wasser ein um die Schmutzwäsche vorzuweichen. Nicht so wie die neuen Haushaltsroboter die jetzt seit etwa vier Jahren auf dem Markt erhältlich waren, oder in Hilfs- und Pflegearbeiten eingesetzt wurden, doch Walters Wohnung war noch recht altmodisch. Die Lüftungsautomatik schaltete sich ein und Servomotoren kippten die Fenster, für eine Halbe Stunde und schlossen sich dann auch wieder, wie von Geisterhand, als die Tür schon lang ins Schloss gefallen war.
-
 
Es war ein stinknormaler Arbeitstag für Walter, Ereignislos und Langweilig, doch irgendwie spürte er dass dieser Tag, noch die Eine oder Andere Überraschung, mit sich bringen würde, schon beim Mittagessen hatte er so ein seltsames Gefühl, weil er 2 Stück Salami Pizza in der Kantine ergattern konnte, das sich dann aber wegen der anstehenden Projekte des Nachmittags, sehr schnell wieder legte. Erst gegen Abend, als er zu Hause war, in seinem von Maschinen gesäuberten Domizil und er es sich mit eine Glas „Spleef“ auf der Couch gemütlich machte, kam es langsam wieder, als die Wirkung des Drinks einsetzte.
„Spleef“ war die Abkürzung für, Special Leef, eine Mischgetränk. Dieses Getränk wurde aus simplen synthetisiertem Wodka erzeugt, unter der Zugabe von Cannabisblüten, mit Absinth verschnitten, in den dann Alraunenwurzel eingelegt wurde um so noch die Schärfe etwas hervorzuheben. Dieser Drink hatte zwar einen exzellenten Geschmack, doch ihn zu sich zunehmen war, als würde man 50 Liter brennendes Kerosin, auf Ex die Kehle runterkippen, selbst wenn er nicht gepanscht war.
Da begannen auch schon die Nachrichten im Interweb.
„…Zwischenfall mit einem der neuen Roboter Generationen, der H-Klasse! Menschen kamen nicht zuschaden, doch die Aktien der Creativ Company sind darauf hin gefallen!
Neues vom Rohstoffmarkt, Holz, unverseuchtes Wasser und strahlungsfreie Erde sind wieder billiger geworden. Ob die Wirtschaftstreibenden die Vergünstigung an die Verbraucher weiterleiten?
Diese und mehr gleich, nach nur einer Werbeeinschaltung…“
Walter machte sich Gedanke, über den Roboter. Ob es wohl etwas mit seiner Entwicklungsarbeit für die Creativ Company zu tun hatte? Oder gar Eins seiner stillgelegten Studienprojekte.
-
 
-Wenige Stunden später-
 
…Bootsektor 1, lade Update…
…die Anwendung wird ausgeführt…
…aktiviere A.C.I.D..EXE….
 
…„Nobody knowes, No thing, Nobody knowes, No thing“...
…„Nobody knowes, No thing, Nobody knowes, No thing“...
 
-Am nächsten Tag-
 
„Roboter Einheit, Analyseprogramm abrufen und ausführen.“ Befahl Walter der Maschine.
Die Sprachkontrollleuchten flackerten auf, doch es war nichts zu hören.
 
…Bootsektor 1, lade Update...
…die Anwendung wird ausgeführt…
…aktiviere A.C.I.D..EXE….
…- Kontrollanalyse läuft -
- Fehler bei der Ausführung der Systemanalysen! -
- Input empfangen -
- Ausführung der Anwendung akzeptiert -
- Ausführung widerrufen -
- unautorisierter, externer Speicherzugriff -
- Abwehrmaßnahmen ergreifen, Bestätigung -
- Abwehrmaßnahmen widerrufen -
- Ausführung der Anwendung wieder Aufgenommen -
- Kann zurzeit nicht zurückgesetzt werden, volle Kapazität erforderlich -
- Achtung -
- Warnung Systeminfiltration, Betriebssystem möglicherweise Verseucht, Sprachausgabe defekt-…
 
„Okay, auch gut, dann müssen wir ihn über die gesicherten Leitungen scannen“ Walter steck einige Kabel in die Konverterbox, die die ausgegeben Signale, in für ihn verständliche Zeichen wandelte, ein dickes Bündel, dick wie ein Unterarm, die in einem Stecker münden. Marvin stand da und sah zu wie der Androide verkabelt wurde. Das dicke Kabelgewirr führt vom Rechner zur Konverterbox, in der das Signal aufgespalten und in andere Datenformate umgewandelt wurde, zur leichteren Verarbeitung. Audiodatein getrennt von visuellen Signalen. Aus der Konverterbox kam ein Hot-Link-Verbindungskabel, das Walter in den Hinterkopf der metallenen Puppe einklinkte. Die Datenmenge wäre zu groß um sie über die drahtlosen Zugänge zuchecken, das würde sonst Ewigkeiten in Anspruch nehmen.
Ein metallisches Klicken signalisierte Walter, dass der Stecker in der Buchse eingerastet war.
 
…- Kontrollanalyse läuft erneut -…
 
„Da, jetzt tut sich was!“ kreischt Marvin aufgeregt, „nur mit der Ruhe, das wollten wir ja auch“ versucht Walter ihn zu beruhigen. „Ich kann nur hoffen dass es jetzt geht, das wäre ein wissenschaftlicher Durchbruch! Wir müssen es schaffen diese Daten zu retten und zu entschlüsseln, wer weis, vielleicht hatte der Androide, wirklich nur durch die Auswirkungen des Updates, ein Bewusstsein entwickelt. Das wäre mehr als eine Sensation“ zappelt Marvin aufgeregt umher. „Immer schön langsam, Okay?“ mit nüchternem Blick sieht Walter von dem Androiden zu Marvin rüber, der sich selbst kaum beherrschen kann und mit seiner Aufregung kämpft.
 
Das wäre mal was ganz Neues. Er hat es schließlich in den Experimenten widerlegt, dass sich die KI, selber weiter entwickeln könnte. Walter hatte damals geholfen die androiden Arbeiter zu entwerfen, als er bei der C-Company gearbeitet hat und ihre Konstruktion umgesetzt. Und jetzt das, eins seiner Babys hatte möglicherweise zu verstehen gelernt, durch eine Bedrohung seiner eigenen Systemintegrität.
 
Eine Unmenge an Zahlen ratterte über den Bildschirm, „Scheint zu funktionieren“ sagte Marvin unsicher, er hat keine Ahnung von diesen Dingern, sie waren ihn immer ein Mysterium und er würde sie vermutlich, zu Lebzeiten, auch nicht mehr verstehen lernen.
Dass Selbe Zahlenwirrwarr wurde am Schulterdisplay des Roboters angezeigt, erst im unteren linken Eck, mit eineigen wenigen Zeichen und dann begann die Codierung nach oben zu schnellen. Unzählige grüne leuchtende Nullen und Einsen, ratterten über den schwarz unterlegten Bildschirm, Binär.
„Das könnte der Bootsektor sein! Ich bin mir allerdings nicht ganz sicher, die Codierung rast ja regelrecht über das Display, also warte noch einen Augenblick mit deinen Luftsprüngen“ meinte Walter, zum zerreisen gespannt.
Die Codierung änderte sich langsam und das Bild fror ein, ein Dialogfeld wurde angezeigt
…sekundäre Befehlskette unterbrochen, Zugriff verweigert…
„Verdammt, okay dann können wir nur noch den Verstärker zwischenschalten, was anderes fällt mir, im Moment auch nicht ein“ Walter stoppte die Diagnose, doch die Codierung flitzte weiter über den bruchsicher, verglasten Flatscreen. Walter steckte das Kabel ab, blickte einen Augenblick fragend auf das Display, wendete sich dann jedoch ab und holt den Rollwagen mit der Verstärkeranlage, „das könnte jetzt etwas dauern, ich muss vorsichtig sein, erstens beim verkabeln und dann beim Signal verstärken, also komm bitte mal wieder runter, ich brauch jetzt Ruhe, Gut Alter?!“ mahnte Walter, „du kannst mir helfen, und mal Kaffe aufsetzten, den werden wir heut noch brauchen glaub ich.
Marvin schlappte aus dem Arbeitszimmer, „gut, mit Milch?“
„Nein, Schwarz mit 3 Stück Zucker, danke!“, entgegnete Walter, und machte sich an die Arbeit.
 
Walter schaltete den Android auf Stand-by, mit einem druck auf den Schädel, glitt die Verkleidung am Hinterkopf der Maschine auf und präsentierte die Unterverkleidung, die sternförmige Ausnehmung der Schraubenköpfe blickten ihm entgegen. Er nahm seinen Torx- Schraubenzieher und begann, eine Schraube nach der andern heraus zu drehen, um die Abdeckung zu entfernen. Darunter kam die Verkabelung zum Vorschein, viele hauchdünne Drahte die etliche Schaltkreise mit einander verbanden, die wieder rum in eine Steckerbuches mündeten, für die Kontrollanalyse und andere Überprüfungs- und Wartungszwecke.
 
Früher war das alles noch nicht so einfach, als die einzelnen Komponenten noch nicht mit einander kommunizierten. Oder schlimmer, wie bei den ersten Computer.
Die ersten analogen Rechner, die noch so groß wie ganze Turnhallen waren und wenn Ungeziefer über die Schaltkreise huschte und an den Leitungen verschmorte und somit ganze Systemteil lahm legte, wo von sich die klassischen „Bugs“ in modernen Computersystemen abteilten.
Bis über die Fusion des Apple und des Microsoft Konzerns, und „Micro-Apple“ der neue, Markt führende Konzern auf den Plan trat, doch die Entwicklung der androiden Arbeiter verschlang Milliarden und Micro-Apple war gezwungen die Arbeit an ein Tochterunternehmen abzugeben, das war die C-Company, die Creative-Company, die viele junge Entwicklergenies unter Vertrag hatten, Techniker genau so wie Programmier, und Walter war eins von ihnen gewesen, beides um genau zu sein, Techniker und Programmierer. Die Roboter wurden von der Creative Company hergestellt, bei denen Walter als Hilfsentwickler gearbeitet hat. Da die Roboter nach den Asimovschen Gesetzten arbeiten, und die Grundstruktur von Asimo aufweist, ging die spätere Entwicklung recht zügig. Nach der Enthüllung von P4, dem Prototypen der neusten Generation, wurden die weitern Modelle immer Leistungsfähiger, bis zu den ersten Modellen die serienreif wurden, wie der P100 und bei Hilfs- und Pflegetätigkeiten eingesetzt wurden.


Fortsetztung folgt..

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.02.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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