Ingrid E. Patrick

Die Geschichte der Ess-Stäbchen

Die Geschichte der Ess-Stäbchen

Eine Frau, die ihr ganzes Leben lang hart gearbeitet hat und jetzt am Ende ihres Lebens stand, bat um einen letzten Gefallen: "Bevor ich sterbe, bitte lass mich ein einziges Mal die Hölle und dann den Himmel besuchen." Die Bitte wurde ihr erfüllt, und ein Engel kam, um sie zu begleiten.

Der nahm sie mit in eine große Halle. Da waren Tische aufgebaut, und die besten Speisen und Getränke standen bereit. An den Tischen saßen Leute mit missmutigem Gesichtsausdruck, die verhungert und verkommen aussahen. "Warum sehen diese Leute so aus," fragte sie den Engel, der neben ihr stand. Er antwortete: "Schau mal auf ihre Arme." Sie sah genauer hin und erkannte, dass an den Armen der Leute lange Ess-Stäbe befestigt waren, die bis über die Ellenbogen reichten. Das verhinderte, dass sie ihre Arme beugen konnten. Und wenn sie versuchten, mit den Ess-Stäbchen das Essen aufzunehmen, konnten sie nichts damit greifen. Und so saßen sie da: hungrig, frustriert und missmutig. "Das ist wirklich die Hölle! Lass uns gehen!"

Da nahm der Engel sie mit in den Himmel. Und wieder kam sie in eine Halle, in der Tische mit den besten Speisen und Getränken aufgebaut waren. Da saßen viele Leute. Sie lachten, waren zufrieden und voller Freude. "Keine Ess-Stäbe, nehme ich an," sagte sie. "Oh doch," entgegnete der Engel. "Schau mal genau hin. Die Ess-Stäbe sind genau so angebracht wie bei den Leuten in der Hölle - bis über die Ellenbogen. Aber hier haben die Leute gelernt, einander zu füttern."


© Patty Patrick
3. März 2013

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.03.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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