(Ein emotionales Rundgespräch mit einem nicht vorgesehenen vorzeitigen Ende)
Der alte erfahrene Schulleiter, ein guter Bekannter von Sokrates, hat eine Gesprächsrunde einberufen. Grund sind die ersten Meldungen, dass einige Bundesländer das Wiederholen eines Schuljahres auf Grund schlechter Leistungen, kurz „Sitzenbleiben“ genannt, ganz abschaffen wollen.
Es handelt sich um keine Lehrerkonferenz, sondern um ein Symposium verschiedener Personen, die mit dem Schulwesen zu tun haben. Daran nehmen 2 Professoren für Pädagogik, 2 Parteivertreter, 2 Vertreter von Ministerien aus verschiedenen Bundesländern, 2 Lehrer, 2 Schüler, 2 Elternvertreter, 2 Vertreter der Wirtschaft und auch Sokrates teil.
Der alte erfahrene Schulleiter ist ziemlich aufgeregt. Er hat einige Zeitungsausschnitte vor sich liegen, in denen er blättert. Sokrates hat sich vorgenommen, möglichst zurückhaltend und ruhig zu sein und sich seinen Teil zu denken.
Der alte Schulleiter: Liebe Anwesende. In der Schulpolitik deutet sich ein Erdrutsch an, ein Tsunami, der die letzten Mauern des bisherigen, jahrhundertealten Schulsystems in Deutschland erschüttern wird. Es geht darum, das Wiederholen von Klassen aus Gründen von Bildungsdefiziten ganz abzuschaffen. Danach kann man nur noch die Schule als Pflicht-System abschaffen und die Bildung völlig frei der Eigeninitiative oder dem Desinteresse überlassen. Weiter kann man dann nicht mehr reformieren. Wir sind an einer Reform-schwelle angelangt, die zu überschreiten ich bisher nicht gewagt habe zu denken. Ich bin verunsichert, ratlos und benötige Beurteilungen, sachliches Abwägen und besonders wissenschaftliche Urteile.
Deswegen habe ich Euch hierher eingeladen. Wir sollten ganz offen über diese Schwelle, diesen Tabubruch reden. Ich möchte keine verpflichtende Rednerliste aufstellen, sondern das Gespräch einer eigenständigen Dynamik überlassen. Beginnen sollte aber am besten derjenige Ministerialvertreter, der diesen letzten Reformschritt befürwortet und vor der Presse angekündigt hat.
Ein Ministerialvertreter(sehr selbstbewusst): Wir Schul-Reformer haben seit Längerem begonnen, in unserem Verantwortungsbereich die Schulen und die Bildung kontinuierlich zu verändern und sind noch längst nicht am Ende unserer Reformen. Wir möchten ein Lernen, eine Schule, eine Bildung ohne Stress, möglichst nur mit Freude. Da gibt es noch viel zu verändern. Wir wollen die neue Bildung, die neue Erziehung, die neue Schulwelt. Mit uns zieht die neue Zeit. Wir haben nach der Abschaffung des Sitzenbleibens noch weiter zu tun, es bleibt noch Stress genug übrig, der abgebaut werden muss. Es gibt ja noch Noten und Abschlussprüfungen am Ende der Schulzeit…
Ein Lehrer(spöttisch): Ich möchte dem alten Schulleiter insofern widersprechen, als auf die Abschaffung des Wiederholens nicht sofort die Abschaffung der Schule folgen wird. Das ist doch etwas beruhigend. Es gibt noch einige Schritte dazwischen bis dahin. Wenn das Sitzenbleiben abgeschafft ist, kann man anschließend erst einmal die Noten abschaffen, danach kann man an die Abschaffung der Abschlussprüfungen gehen und erst danach die Pflicht-Schule ganz abschaffen. Und weil das vermutlich jeweils in Wahljahren erfolgt, so dauert die Abschaffung der Pflicht-Schule noch mindestens 12 Jahre. Da hat man Zeit, sich darauf einzustellen. Das wird die Diskussion sicher beruhigen.
Der alte Schulleiter:Das wäre ja furchtbar, wenn wahltaktische Kalkühls mit der Schulpädagogik verbunden würden, wenn Bildung auf dem Wochenmarkt der Politik feil geboten würde.
Der Vertreter der regierenden X-Partei(mit einem feinen Lächeln): Zuerst möchte ich mir den vermutlichen Ausrutscher "Wochenmarkt der Politik" verbitten. Politik und Wahlen sind keine gewöhnlichen Wochenmärkte… Aber in gewisser Weise werden doch bei Wahlen politische Programme verkauft. Und jede Partei sucht nach mehrheitsfähigen Programmen. Und wenn man das Schulsystem verändern möchte, gelingt das nur, wenn man an der Macht ist und bleibt. Und dazu muss man erst einmal Wahlen gewinnen…
Dass unser Vorschlag, wenigstens versuchsweise an einigen Schulen das Sitzenbleiben abzuschaffen, gerade im Wahljahr gemacht wird, ist allerdings kein Zufall. Wir sind der Überzeugung, dass dieser Vorstoß uns neue Wählerstimmen bringt, denn ein Teil der Eltern zittert doch etwas bei der Zeugnisverteilung und wird den Wegfall des Damoklesschwertes Sitzenbleiben begrüßen.
Und dass nach 4 Jahren, im nächsten Wahlzyklus also, die Abschaffung aller Noten eine Wählerstimmen bringende weitere Reform sein könnte, ist bei uns schon längst angedacht. Und nach weiteren 4 Jahren könnte man dann als nächstes zugkräftiges Wahlkampfthema tatsächlich die Abschaffung von Abschlussprüfungen anvisieren. Und die Abschaffung der Pflichtschule in weiteren 4 Jahren ist dann sehr wahrscheinlich. Damit hätten wir unsere langfristigen Reformziele erreicht. Progressive Vertreter der pädagogischen Wissenschaft denken schon lange darüber nach.
Eine Mutter(eifrig zustimmend): Bisher habe ich immer die Y-Partei gewählt, weil die auch mal eine Chance haben sollte, zu regieren. Diesmal und alle nächsten Wahlen werde ich aber die X-Partei wählen. Die meint es ja so gut mit der Jugend und mit uns Eltern. Mein Sohn ist doch so sensibel und nimmt sich in der Schule gleich alles zu Herzen, besonders schlechte Noten…
Der eine Vertreter der wissenschaftlichen Pädagogik(salbungsvoll-missionarisch): Es gibt viele gute Gründe gegen das Sitzenbleiben: Schüler werden aus ihrem vertrauten Klassenverband gerissen…, Sitzenbleiber fühlen sich öffentlich blamiert…, Unsere nur auf Leistung ausgerichtete Gesellschaft hat kein Verständnis für weniger leistungsstarke oder leistungsorientierte Schüler…
Wir progressiven Wissenschaftler fordern aber darüber hinaus aus prinzipiellen Gründen ein anderes angst- und stressfreies Schulwesen. Die Menschen leben heutzutage, wenn man zurückblickt, viel angenehmer, sorgenfreier und bequemer als früher und werden in der Zukunft noch bequemer und sorgenfreier leben. Dazu passt keine Stress-Schule mit Noten und Sitzenbleiben und Pflichtschule. Das goldene Zeitalter der Menschen zieht herauf und wir passen uns im Bildungswesen an.
Wir wollen, dass sich schon die jungen Menschen glücklich und wohl fühlen und dass die Schule kein Missklang in diesem goldenen, paradiesischen Leben der Zukunft darstellt. Wenn die Schüler entscheiden dürften, wären diese Reformen schon längst durchgeführt, Reformen nur zum Wohle der heranwachsenden Generationen.
Und wir fortschrittlichen Wissenschaftler sind uns sicher, dass das Lernen durch unsere Reformvorschläge nicht weniger, sondern effektiver werden und die Bildung steigen wird.
(Der progressive Professor legt die Hände ineinander und schaut verzückt nach oben)
Ein Schüler(heuchlerisch-feierlich): Das kann ich nur voll bestätigen. Mich hindern der Druck und der Notenstress in der Schule am Lernen, am Zeigen, was in mir steckt. Wenn ich zu Hause am PC sitze und nach Lust und Laune im Internet surfen kann, da staune ich manchmal, was ich alles erfahren habe. Wenn man so in der Schule lernen könnte, dann wäre das zwar etwas desorganisiert und chaotisch, aber am Jahresende wüsste ich viel mehr als mit dem systematischen Lernen und dem Notendruck.
(Er klopft mit Nachdruck und beschwörend mit der Hand auf den Tisch)
(Und hämisch leise flüstert er zum Nachbarschüler) War ich nicht gut?... Das werden für mich in der Tat herrliche Zeiten werden, wenn das Sitzenbleiben abgeschafft wird und noch besser, wenn es auch keine Noten mehr gibt… Da kann ich viel mehr meinen Hobbies und meinen spontanen Interessen nachgehen… Und weil da alle weniger lernen werden, werden auch die Anforderungen allgemein heruntergefahren werden müssen… Das werden wirklich goldene Zeiten werden! Ha, ha, ha…
Der alte Schulleiter(hat die leise Bemerkung des Schülers gehört): Was der Schüler eben leise zu seinem Nachbarn gesagt hat, das wird kommen, nicht das was er für die Ohren dieser Runde gesagt hat. (Wird immer unruhiger) Wenn das kein Grund ist sich Sorgen zu machen… (Er drückt die Hände an den Kopf, denn er hat Kopfschmerzen)
Sokrates(versucht auszugleichen): Wir sollten nach meiner Tradition versuchen, sachlich-wissenschaftlich zu prüfen, welche Nachteile und eventuell auch Vorteile die Abschaffung des Sitzenbleibens hat. Fast jede pädagogische Vision kann auch Vorteile haben... Wenn man einigen Reform-Schulen die Möglichkeit anbieten würde, Schule ohne Sitzenbleiben und eventuell auch ohne Notengebung zu erproben, dann wäre das nichts Dramatisches. Denn Reformschulen verschiedenster Art hat es schon immer gegeben. Vielleicht gibt es die eine oder andere Erfahrung, die für das "normale" Schulwesen nützlich würde.
Der eine Lehrer(etwas oberflächlich): Nützlich wäre bestimmt, dass wir Lehrer sehr viel Kraft und Zeit sparen würden, wenn es keine und Versetzungskonferenzen mehr gäbe. Wir haben wirklich Stress genug in unserem Beruf. Vielleicht gingen dann weniger Lehrer in den vorzeitigen Ruhestand. Und wenn es keine Noten mehr gäbe, brauchte man auch keine Arbeiten mehr zu schreiben… Ich wage kaum auszudenken, welche Erleichterungen das für uns Lehrer wären…
Der andere Lehrer: Ich fürchte, dass das eineMilchmädchenrechnung ist. Wenn es kein Sitzenbleiben und eventuell auch keine Noten mehr gäbe, würde für viele Schüler ein not-wendiger heilsamer Druck fehlen und sie würden die frei gewonnene Energie in Unruhe und Ziellosigkeit ausleben… Dann hätten die Lehrer es schwerer, den Schulalltag einigermaßen diszipliniert und sinnvoll im Griff zu behalten. Es könnte sein, dass dadurch sogar mehr Lehrer in den vorzeitigen Ruhestand gingen.
Ein Vater: Also mein Sohn braucht Systematik und auch Druck durch Lehrer, Noten und Zeugnisse. Sonst verzettelt der sich… Der ist wie ich früher war. Erst durch Systematik und Lernzwang habe ich gelernt, in meinem Beruf systematisch und kontinuierlich zu arbeiten. Die Schule soll fürs Leben vorbereiten und damit auch für die Pflichtseiten des Lebens. Und dass die Zukunft eine solch goldene, bequeme Zeit werden wird, wie es hier naiv fantasiert wird, glaube ich nicht.
Wenn wirklich das Sitzenbleiben im staatlichen Schulwesen generell abgeschafft wird, dann werde ich meinen Sohn auf einer Privatschule anmelden, die noch die Leistungsorientierung beibehält. Eine Zunahme des leistungsorientierten Privatschulwesens gibt es schon in anderen Ländern parallel zum Niveauverfall in den staatlichen Schulen.
Ein Vertreter aus der Wirtschaft(besorgt): Wenn ich von diesen goldenen Utopien höre, wird es mir angst und bange. Das können nur Leute sich ausdenken, die als Beamte an Universitäten und in Ministerien abgesichert sind, körperlich nicht schwer arbeiten müssen und ihr Geld mit ihrer Fantasie verdienen. In der globalen Wirtschaft dagegen wird der Konkurrenzkampf härter und der Leistungsstress eher noch größer. Wenn Schüler in der Schulzeit nicht an Systematik und Leistung und Stress gewöhnt worden sind, wird der Übergang ins Berufsleben ein Schock werden.
Und weil in solchen goldenen Wohlfühl-Schulen das allgemeine Niveau sinken wird, davon bin ich fest überzeugt, wird die Wirtschaft die Lehrzeit um ein halbes Jahr verlängern müssen, um einfach in betrieblichen Schulungen die Bildungsdefizite aufzuarbeiten. Das müssen wir doch schon jetzt teilweise tun!
Der andere Vertreter der Wirtschaft: Die globale Wirtschaft ist bei einem solchen geplanten Bildungssystem eine Chance. Denn ich werde mir künftig meine Lehrlinge und Mitarbeiter vorwiegend aus dem Ausland holen, wo noch Leistung in den Schulen gilt. Wenn dann immer mehr Deutsche arbeitslos werden, kann ich nur sagen: Selbst daran schuld…
Der Vertreter des Ministeriums eines anderen Bundeslandes: Uns sind Gerüchte zu Ohren gekommen, dass es sich bei dieser Vision einer stressärmeren Wohlfühlschule ohne Sitzenbleiben nicht nur um ein Vorhaben im Dienste der Schüler handelt, sondern auch oder vielleicht sogar primär um den Versuch, Geld im Schuletat zu sparen. Denn Klassen-Wiederholer in größerer Zahl erhöhen natürlich die Klassenstärken und dadurch eventuell die Zahl der Klassen in einer Schulstufe. Fiele das weg, könnte man vielleicht Lehrer einsparen…
Wir halten das ebenfalls für eine Milchmädchenrechnung, denn wir nehmen an, dass durch weniger zielstrebiges Lernen dafür die pädagogischen Probleme in den Schulen zunehmen werden, dass mehr Förderunterricht gegeben werden muss und dass für die Schulen zusätzliche Sozialarbeiterstellen geschaffen werden müssen.
Der Vertreter der oppositionellen Y-Partei: Wir sind wie die Vertreter der Wirtschaft der Meinung, dass wenn aus falsch verstandener oder unrealistischer Sozialromantik die Leistungsbereitschaft in den Schulen nach unten nivelliert wird, die Schüler dann nicht mehr genügend auf das reale Leben mit seinem Leistungsdenken vorbereitet werden. Wir werden deswegen solche waghalsigen Reformvorstöße nicht unterstützen.
Der andere pädagogische Wissenschaftler: Wir haben bisher weitgehend die Vorteile des Nicht-Sitzenbleibens gehört. Für das Sitzenbleiben als sinnvolle Maßnahme sprechen ebenfalls verschiedene gute Gründe: Lernschwächere Schüler können in lernstärkeren Gruppen dauerhaft an Selbst-bewusstsein verlieren; schlechte Schüler, die Spätentwickler sind, korrigieren die verfrühte Klassenstufe; Schüler können in Ruhe ihre Defizite ausfüllen; durch bessere Noten beim Wiederholen steigt das Selbstbewusstsein wieder an; viele nicht-lernorientierte Schüler benötigen einen gewissen Schock, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren…
Als universitärer Pädagoge, der den wissenschaftlichen Rahmen für das Schulwesen mit vorbereiten helfen möchte, fordere ich natürlich, dass vor dieser letzten Maßnahme der Wiederholung eines Jahres erst alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft werden sollten: Nachprüfungen nach den Sommerferien, gesonderte Nachhol- und Förderkurse an Nachmittagen und in den Ferien, regelmäßige Schüler-Schüler-Nachhilfegruppen nach dem Vormittagsunterricht… Aber wenn das alles nichts hilft, sollte die Klassenwiederholung als Chance und als Druckmittel zugleich erhalten bleiben.
Der andere Schüler: Wir lernbereiten und leistungsorientierten Schüler, wir sind in der Regel die Mehrheit in den Klassen, sind immer erleichtert, wenn die Faulen, die Störer, die Desinteressierten und diejenigen, die das Lern- und Leistungsniveau nach unten ziehen, die Klasse verlassen müssen. Wenn die künftig mitgeschleppt werden, möchte ich lieber zu einer Privatschule wechseln, wo ich mehr und ungehindert lernen kann. Und ich weiß von einer Reihe von Mitschülern, die genau so denken.
Der eine pädagogische Wissenschaftler: Das, was der Schüler eben sagte, ist in unseren Augen ein unsoziales Verhalten. Schüler die stören, die nicht gut lernen haben vielleicht Probleme mit sich oder ihrer Umwelt… Die müssen von den anderen ertragen werden. Solches Ertragen-Lernen ist für das Leben wichtiger als reale Bildungsinhalte… Dann muss eben derjenige, der meint zu wenig Deutsch, Mathematik, Englisch, Chemie usw. in der Schule zu lernen zu Hause privat weiter lernen oder Privatunterricht nehmen.
Was unsere Vision betrifft, so werden wir zuerst einmal einige Versuchsschulen ohne Sitzebleiben einrichten. Wir werden uns langfristig aber mit einigen Reformschulen natürlich nicht begnügen. Wir wollen das ganze deutsche Schulwesen verändern. Denn wir glauben ganz fest, dass nach einer gewissen Übergangszeit alle hier vermuteten negativen Folgen unserer Reformen nicht eintreten werden. Das Niveau an den Schulen wird nicht sinken, es wird inhaltlich vielleicht einige andere Schwerpunkte bekommen; das Schülerverhalten wird nicht undisziplinierter und nachlässiger werden... Wir brauchen wie bei allen Neuerungen nur etwas Geduld und Verständnis...Gebt uns einige Jahre Zeit zu prüfen, ob sich umsetzen lässt, was wir für richtig halten. Dann richtet wieder über uns.
Der alte Schulleiter(verzweifelt,): Glauben, Hoffen, Phantasien, Illusionen, Ideale, Visionen,… Leistung und Lernwilligkeit werden abgewertet oder auf die private Initiative verschoben, eine neue phantastische bequeme Lebenswelt beschworen… Das Ganze wird als groß angelegtes pädagogisches Experiment betrieben…
(Er fasst sich ans Herz) Für Wählerstimmenfang, für Sanierungen verschuldeter Länder-haushalte und für groß angelegte illusionäre Schulversuche sind mir die Schüler, die Jugend, die Zukunft einer Gesellschaft zu schade… Das kann ich als wirklich engagierter Schulleiter nicht gut heißen…
Da kann ich nur sagen: Bei diesen Visionären besteht kein Verständnis vom wirklichen Wesen des Menschen, vor allem nicht vom jugendlichen Menschen… Die Jugend braucht Führung, Erziehung, muss sich mühen lernen…
(Er wischt sich den Schweiß von der Stirn) Ich muss mich entschuldigen, ich kann die Gesprächsrunde nicht weiter leiten… Bitte haben Sie Verständnis. (Er sinkt in sich nieder)
Damit ist das Symposium im Grunde ohne Ergebnis beendet. Sokrates bleibt noch im Raum bei dem alten Schulleiter sitzen. Er sagt zu ihm:
Sokrates: Die Zeit der pädagogischen Visionen und Illusionen schreitet voran. Es wird so kommen, dass man in 20 Jahren in einer Art idealistischen Katzenjammers das Meiste wieder schrittweise-unauffällig rückgängig macht.
Derzeit bleibt nur der Ausbau des Privatschulwesens um das Niveau zu halten - Oder mein Vorschlages einer Kurs-Gesamtschule, in der es spätestens ab der 8. Klassenstufe keine Klassen mehr gibt, sondern nur noch Fächer-Kurse mit 3 bis 4 verschiedenen Anforderungsniveaus. Eine unzureichende Zeugnisnote in einem Fach bedeutet nur die Herabstufung in einen nächst-niedrigeren Kurs dieses Faches. Man kann aber auch vierteljährig durch Förderunterricht wieder in nächst-höhere Fachkurse aufsteigen. Dadurch gibt es kein Sitzenbleiben mehr, sondern nur noch unterschiedliche Leistungsniveaus in den Fachkursen. Die Lehrbetriebe und Universitäten könnten sich dann die gewünschten Leistungsprofile der Auszubildenden und Studenten leicht auswählen.
Solch eine Kurs-Gesamtschule wäre doch ein guter Kompromiss zwischen der traditionellen Klassenschule mit Sitzenbleiben und der Gesamtschule ohne Jahreswiederholungen…
(Aufgeschrieben vom discipulus Socratis, der den erschöpften alten Schulleiter mit in seine Wohnung bringen half)
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.03.2013.
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