Heideli

Das Geständnis eines reuigen Verkehrssünders

 

 
Das Geständnis des Angeklagten  Lüben Gümir:
 
 
Hohes Gericht, ich gebe die Tat ehrlich zu. Ich hatte nicht vor, Auto zu fahren, und im Nachhinein weiss ich nicht, wie es dazu kam, dass ich doch in das Auto gestiegen bin, obwohl ich Alkohol getrunken hatte. Ich möchte hiermit ein vollständiges Geständnis abgeben und den Ablauf des Tages meiner Verhaftung  aus meiner Erinnerung wie folgt schildern:
 
Der PKW, mit dem ich gefahren bin, gehört meinem Neffen . Er ist 24 Jahre alt und lebt zur Zeit in Spanien.
Er war im Mai 2012 zu Besuch bei seiner Mutter, also meiner Schwester  Üriska  in Duisburg. Danach fuhr er wieder zurück nach  Spanien. Er sagte, dass er nicht mit dem Auto fahren könne, da das Auto  schon zu alt war und den Weg nicht geschafft hätte. Er wollte daher das Auto bei meinem Schwager lassen - ich weiss nicht, ob er es ihm  verkaufen wollte oder nur in Pflege geben wollte – aber dann stritten sie  sich und er kam zu mir und bat mich, auf das Auto aufzupassen. Er  fuhr mir das Auto  an eine Stelle, wo es nicht im Wege stand.

Ich hatte bis zu dem Tag meiner Verhaftung einen sehr guten Freund, er heisst Kotstadin. Wir nennen ihn aber alle Kotze. Er hat einen Führerschein und weil ich keinen habe,  hat er mich immer damit schoffiert. So auch  an diesem Tag als wir zum Flohmarkt  auf den Wilhelmsplatz gefahren sind, um dort einige Dinge zu verkaufen. Es
handelte sich dabei um Altkleider, die wir gesammelt hatten und weitere Kleinigkeiten.
Wir luden das Auto voll mit meinen und seinen Sachen und mit zwei Tischen, auf denen wir später unsere Sachen aufstellten. Der Flohmarkt geht ja eigentlich schon ab 8 Uhr los, aber wir kamen leider etwas spät. So gegen 13:00 Uhr. Da mussten wir uns mit dem Aufbau sehr beeilen!
Kaum alles aufgebaut, rief mich eine Bekannte auf meinem Mobiltelefon an. Das war Frau Ivanka Kalyaschnikova.  Sie erzählte mir, dass sie vier Autoreifen mit Felgen hätte, die bei ihr stehen, und dass sich die Nachbarn beschweren, dass diese dort vor ihren Häusern stören würden und sie wollte sie mir zum Verkaufen geben. Ihre Bedingung war aber, dass ich sie sofort  abholen muss.
Sie wollte unbedingt, dass ich die Reifen sofort  bei ihr abhole und sie dann auf dem Flohmarkt verkaufe. Wir  telefonierten hin und her, ich bat meinen Freund Kotze, den Verkauf abzubrechen um die Reifen abzuholen, aber er wollte mich nicht hinfahren, da es eh schon Nachmittag war und wir noch gar nichts verkauft hatten.

Dann rief Frau Kalaschnikova schon wieder  an und sagte, wenn ich nicht sofort käme, würde sie mir die Reifen nicht mehr kostenlos überlassen. Ich brauchte das Geld und so ließ ich mich von ihr überreden, ohne Kotze und ohne Führerschein zu ihr zu fahren. Mein Freund war sehr wütend, aber  ich bat  ihn, auch auf meine Sachen aufzupassen oder sie auch zu verkaufen und versprach ihm, schnell mit den Reifen wieder zurück zu kommen.
 
Um etwa 14:00 Uhr fuhr ich mit dem PKW bei Frau Kalschnikova in der Geheimstraße 13 vor.  Ich wollte die Reifen sofort  ins Auto laden und sofort wieder zurück zum Flohmarkt  fahren.
Aber anstatt  die Reifen dort vorzufinden, stellte sich heraus, dass Frau Kalyaschnikova meine Exfreundin Resü da hatte, mit der sie mich wieder verkuppeln wollte. 
Beide hatten Essen und  Trinken für mich vorbereitet. Zunächst wollte ich nicht, aber dann wurde  ich doch Dank ihrem weiblichen Charme und dem gedeckten Tisch überredet und es endete so, dass wir bei Essen und Trinken die Zeit vergaßen.
Ich vergaß leider auch meinen Freund Kotze, der seitdem Tag nicht mehr mein Freund sein will!
Wir tranken viel  Bier und auch Vodka. Ich kann mich nicht genau erinnern, wie viel ich getrunken habe, aber es müssen so ungefähr 150 Milliliter Vodka  sowie etwa 10, vielleicht sogar 12  Bier gewesen sein.
 
Dann habe ich noch folgende Erinnerung:
 
Es fing an, zu regnen und Kotze rief mich an, dass er immer noch auf dem Flohmarkt  auf mich warten würde, der schon lange vorbei war. Er war sehr wütend, da er im  Regen mit zwei Tischen und seiner und meiner Ware an der Straße stand und nicht alles tragen konnte. Er war nass geworden, fror und die  Sachen waren auch nass, schimpfte er mit mir. Er wäre darauf angewiesen, dass er von mir mit dem PKW abgeholt wird. Aber ich wollte und konnte ja mehr nicht fahren und bat ihn lange am  Telefon, mir zu verzeihen, aber am Ende hatte ich ein so sehr schlechtes Gewissen, weil er im Regen stand und das meine Schuld war und fuhr nach meiner Erinnerung tatsächlich sofort los.
Ich erinnere mich auch noch, dass mich Frau Kaljaschnikova  und  meine EX, die Resü, nicht fort lassen wollten, meine aber, dass ich standhaft geblieben war und losgeeilt bin. An weitere Einzelheiten erinnere ich mich nur schemenhaft.
 
Im Nachhinein stellte sich dann ja heraus, dass ich anscheinend erst kurz vor Mitternacht losgefahren bin. Ich weiss nicht  mehr genau, wann mich Kotze angerufen und angefleht  hatte, ihn  abzuholen, aber es war nach meiner Erinnerung noch noch tagsüber,  vielleicht am frühen Abend.
Dass ich erst um kurz vor Mitternacht losgefahren  bin, finde ich sehr erstaunlich.
 
Ich vermute jetzt, dass ich vielleicht zwischen Kotzes Anruf und dem Losfahren doch noch etwas länger bei  den beiden Damen geblieben bin und vermutlich sogar weiter getrunken habe und dass ich vielleicht in meinem Wahn und meinem schlechten Gewissen erst mitten in der Nacht  losgefahren bin um meinen Freund abzuholen, der zu dieser Zeit dort gar nicht mehr auf mich gewartet hat.
 
Ich weiss nur  noch, dass ich ins Auto stieg und los fuhr. Ich erinnere mich auch noch, dass mich die Polizei anhielt, weil ich verkehrswidrig zu langsam gefahren wäre. Dass ich, um anzuhalten, tatsächlich in eine Parklücke gefahren bin, kann ich nicht mehr erinnern.
Wenn ich im Nachhinein darüber nachdenke, finde ich keine Entschuldigung für mein unerklärliches  Handeln und bin dankbar, dass ich keinen Schaden angerichtet habe und vor allem niemanden verletzt habe.
Weshalb ich das Auto für diese sinnlose Fahrt mitten in der Nacht genommen habe, kann ich mir bis heute nicht erklären.
Aber glauben Sie mir bitte Herr Richter:
                          
                                  Seitdem bin ich nie wieder in Erscheinung getreten.
 
 

Heide@8.3.2012

 

 

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