Lothar Krist

Monster bemonstern Marinas Welt

Herz krankt. Seele krankt.
Herz stirbt. Seele stirbt.
Herz und Seele sterben leise.
Alles so egal.
Und der Körper lebt sein Leben ... irgendwie.
Der Körper quält sich durch die Zeit.
Der Körper speit sich durch sein Leben.

Marina fragt mich: sich: “Warum geht das nur nicht? Ach, könnte ich doch bloß mein Gehirn austauschen! Es dominiert mein Herz. Es zerredet meine Seele. Mein Gehirn bestimmt mein Leben. Es diktiert meine ganze Gedankenwelt. Mein Herz, meine Seele ... sie zersterben daran.
Mein Gehirn lässt mich nicht mehr träumen. Mein Gehirn zerträumt meinen Körper in tausende von Fetzen von mir weg. Mein Gehirn zerfetzt mich. Mein Gehirn zersetzt mein Ich.

Mein Gehirn bleckt meine Haut, wenn mich ein Mann nur angreift. Mein Gehirn beschmerzt mein Fleisch, wenn mir eines dieser Monster nur zu nahe kommt. Und immer wieder komme ich an ein Monster.

Monster! Monster! Monster kreuzen meinen Weg seit ich klein war. Monster bemonstern meine kleine Gedankenwelt. Monster monstern wild durch meine Traumeswüste. Monster! Mein Leben ist vermonstert, zugemonstert, seit ich ein wenig denken kann. Und weil ich oft so monsterhaft einsam bin, lasse ich die Monster immer wieder an mich ran. Immer wieder lasse ich die Monster in mir weiter monstern.

Monster monstern auf mir herum. Monster monstern unter mir. Monster monstern mich von vorne und von hintern. Monster monstern mich im Doppelpack und monstern gierig ihr Sperma auf mich ab. Und am Meisten hasse ich es, wenn sie in Geilheiten zerfallend zärtlich an mir herum monstern.

Wie oft habe ich mir schon geschworen, dass ich Niemanden mehr an mir herum monstern lasse. Doch dann bin ich wieder so furchtbar furchtbar einsam, so allein. Meine Haut schreit nach einer zarten Streichelhand. Mein Fleisch kreischt nach Hingebung. Mein Ganzes Ich sehnt sich nach ein bisschen Liebe. Meine Seele giert nach Seele. Mein Herz zerreißt nach einem Herz. Und dann besäuft sich mein willenloser Körper wieder. Die Depressiva machen mich so stumpf. Das Rohhypnol bläst seinen Sturm der Hoffnung. Kokain und Speed brummen wie ein ganzer Stock von Hummeln in meinem Arsch. Und Alles, was ich dafür kriege, sind dann wieder Monster. Monster!

Monster pflastern meinen Weg. Sogar als Gutmenschen so wohl bekannte Gutmenschen haben mich schon halb tot gemonstert. Ich frage dich, was ist dies bloß für eine Welt?

Monster! Monster! Monster bemonstern mich Tag und Nacht. Und ich weiß es: Alle Welt weiß es ... auch. Ich bin ein zum Schweigen verdammtes Opfer dieser Welt der Monster, doch diese Welt sieht einfach dabei weg. Diese Welt ist voller Monster. Und diese Monster sind Alle so furchtbar furchtbar feige. Sie bemonstern dich schon als kleines Kind, kaum bist du auf der Welt.

Für diese Welt bin sogar ich kleines Kind schon Monster. Ein Monster, von dem das Gewissen besser gar Nichts weiß. Monster! Monster, so und so, sogar scheinheilige Gutmenschenmonster durchmonstern meine kleine Welt. Alle sind sie fasziniert vom Bösen. Reden tun sie ja ganz anders. An ihren Runden Tischen der Schönkultur da reden sie ja schön. Doch wenn die Monster eine wie mich mal wieder halb zu Tode monstern, dann schauen sie Alle wieder beflissen weg. Monster regieren diese Welt.

Ich bin Opfer, doch manchmal denke ich: Ach, könnte ich doch bloß mein Gehirn austauschen. Ach, wäre es doch nur irgendwie möglich, ich wäre dann auch so gerne ein Monster, so ein Monster in dieser Monsterwelt. Schon so ein Gutmenschenmonster zu sein, und von Allem Nichts wissen wollen, wäre das nicht nett?

Monster! Monster bemonstern meine kleine Welt. Monster! Überall nur Monster! Und am Schlimmsten ist diese Bande von Gutmenschenmonstern. Sie versprechen dir eine Neue Heile Welt, eine Welt ganz ohne Monster. Aber sie haben nur ihre Gutmenschenworte ... Bla-Bla-Bla-Bla ... und weit und breit keine Gutmenschentaten. Scheinheilige Monster in einer Monsterwelt.“

Marina weint. Marina ist Opfer. Marina ist begraben im Schweigegrab der Opfer, in einem Schweigegrab, in die Welt gemonstert vom Gutmenschenmonster dieser Zeit. Gutmenschenblabla ohne die entsprechenden Taten. Und keine echten Gutmenschen weit und breit, die auch nur annähernd wissen möchten, wie weit Monster gehen können, wenn sie ein Opfer brutal zusammen monstern. So werden auch manche Opfer dann zu Monstern.

Monster! Es leben nur noch Monster in dieser Welt. Monster! Sogar Gutmenschen sind Monster ... auf ihre Art. Monster! Monster so und so bemonstern diese Welt. Und Niemand will davon Etwas wissen.

© Copyright by Lothar Krist (24.1.2003)

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.04.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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