Joana Angelides

Beiläufige Fragen


Es gibt ein paar so beiläufige Fragen, die Frauen in hinterhältiger Weise immer wieder stellen.

Die wohl häufigste Frage ist:
Liebst du mich?

Also, Achtung! Hier empfiehlt es sich sofort und spontan „Ja“ zu sagen. Jeder Verzögerung, oder der Versuch, die Frage im Raum stehen zu lassen und brummend die Zeitung weiter zu lesen, endet unweigerlich in einem Streit.

„Aber, ja natürlich mein Liebling“ ist ebenfalls keine ausreichende Antwort, weil das kleine Wörtchen „Aber“ sofort ein Stirnrunzeln zur Folge hat.

Der Auslöser eines Weinkrampfes kann der Satz
„Ich glaube schon“ werden.

Sollten sie ein Analytiker sein und fragen:
„Kommt drauf an, was du unter Liebe verstehst“,
sollten Sie die Telefonnummer eines guten Freundes parat haben, um am Wochenende ein Dach über den Kopf zu haben.

Eine Frage, die oft bei der Zigarette danach gestellt wird, ist
Woran denkst du gerade?

Die einzig richtige Antwort ist hier:
„An dich und deine weiche Haut, deine Hingabe und welches Glück es ist, von dir geliebt zu werden!“ Lernen sie diesen Satz auswendig, Sie brauchen ihn bestimmt öfters!

Zu sagen, daß man eben daran dachte, wo man denn vorher die Zeitung hingelegt hat, oder wieso der Verein schon wieder gegen seinen Angstgegner verloren hat, wäre der reine Selbstmord. Zu überlegen, ob in 10 oder in 15 Minuten das Autorennen aus Monza übertragen wird, ist ebenfalls eine falsche Antwort und würde unweigerlich den Rest des Abends in eisiges Schweigen hüllen.

Absolut falsch und auch verboten wäre die Erwähnung, daß es doch viel reizvoller ist, wenn Frau ein wenig mehr Rundungen hat. Die Folge ist eine wochenlang andauernde Diät, die man dann notgedrungen auch mitmachen muß.

Sollte ein Theaterbesuch eingeplant sein und Frau probiert einige Kleider, die leider ein wenig zu eng geworden sind und nicht geschlossen werden können, kommt unweigerlich die Frage:
Sag, findest zu mich zu dick?

„Natürlich nicht, ich sehe keine Veränderung!“ Ist da die einzig richtige Anwort, und muß im Brustton der Überzeugung vorgetragen werden und mit heftigem Kopfschütteln begleitet sein. Sie haben den Abend gerettet.

Folgende Antworten sind absolut zu vermeiden, ja stammen geradezu aus dem Index der Inquisition:

„Ich kenne dickere Frauen“
„Ja, aber es macht dich interessanter“
„Ich überlegte gerade, um wieviel fraulicher du bist, als die neue kleine Rothaarige aus der Registratur“

Diese Antwort führt automatisch zur nächsten, äußerst hinterhältigen Frage:

Findest du Sie vielleicht hübscher als ich, wieso denkst du jetzt an eine andere Frau?

„Natürlich nicht, mein Liebling, sie fiel mir nur als Nagativ-Beispiel eben ein“. Dieser Satz wird gerade noch akzeptiert, hinterläßt aber einen kleinen Stachel und sie fährt ihre Antennen aus!

Nun zu sagen:
„Sie ist auf keinen Fall so hübsch wie du, als du in ihrem Alter warst“. Ist absolut falsch!
Da können sie den Abend vergessen, sie schließt sich ins Schlafzimmer ein und telefoniert mit ihrer Mutter.

„Du hast aber einen besseren Charakter und viel mehr Humor“, ist ebenfalls keine optimale Anwort, der Vase müssen sie gekonnt ausweichen. Woher kennst du denn ihren Charakter?

Besonders gefährlich sind solche Debatten während der Autofahrt.
Wenn ich sterben würde, würdest du noch einmal heiraten?
Ist eine Frage, die abendfüllend werden kann!

Sagen Sie „Ja“, führt dies dazu, daß sie meint sie hätten bereits eine Nachfolgerin im Auge, sagen Sie „Nein“ beschuldigt Sie sie, in der Ehe nicht glücklich zu sein.
Fragen Sie dann noch, ganz in Gedanken versunken, wann denn eigentlich ihre Lebensversicherung abläuft, greift sie bestimmt in das Lenkrad und dann entscheidet es sich möglicher Weise in den nächsten Minuten, wessen Lebensversicherung nun zur Auszahlung kommt.
Die Bitte, die Frage zu wiederholen, weil sie wegen des Verkehres unaufmerksam waren, wäre sehr sinnvoll, da könnten sie sich vielleicht um die Anwort drücken.


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