Vanessa Henke

Dark Secrets ♣•♦•♣ (Kapitel 2)

Ich konnte es nicht fassen. Gerade eben konnte ich noch gar nichts richtig erkennen, weil ich so sehr geblendet wurde und nun war die Tür wieder verschwunden. Es musste eine Art Portal sein, weil dort jemand herausgekommen war. 
Es war ein großer, kräftiger Junge. Vermutlich war er ein bisschen älter als ich. Er schaute nach links, nach rechts und dann in meine Richtung. Schnell verschwand ich hinter der Ecke, in der Hoffnung, dass er mich noch nicht gesehen hatte. Ich lehnte mich gegen die Wand so gut ich konnte, aber leider hörte ich Schritte in meine Richtung kommen.
"Hey, ich hab dich schon gesehen, versuch erst gar nicht abzuhauen!", sagte der Junge. 
Mein Herz klopfte so schnell, dass ich fast in Ohnmacht gefallen wäre, hätte ich nicht so viel Angst gehabt. Ich kniff die Augen zusammen, als ob es mir helfen würde.

"Was ist denn? Ich tu dir schon nichts!", flüsterte er mir zu.
Langsam öffnete ich die Augen. Er stand direkt vor meinem Gesicht und ich blickte in seine wunderschönen, grünen Augen. Ich versuchte, etwas zu sagen, aber es gelang mir nicht. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, als wir uns anstarrten.

Endlich redete er wieder: "Was machst du denn hier draußen so allein? Du müsstest doch im Unterricht sein."
"Ich hatte schreckliche Kopfschmerzen und wollte ein bisschen Ruhe. Aber wo kommst du her?", antwortete ich.
"Na, das hast du doch eben gesehen, wo ich herkomme. Ich hab etwas zu erledigen, also muss ich dich wieder allein lassen. War nett, dich kennengelernt zu haben..ähm wie heißt du?"
"Ich heiße Katy."
"Ah okay, Katy. Hat mich gefreut!", sagte er mit einem strahlenden Lächeln.

Unfähig, etwas zu sagen, schaute ich ihm hinterher, wie er ins Schulgebäude schlenderte.
Kurz bevor er die Tür öffnete, holte er etwas aus seiner Jackentasche. Es sah aus wie eine Waffe. Mein Instinkt sagte mir, ich solle ihm folgen, doch mein Verstand meinte, es sei klüger, sich von ihm fernzuhalten. 

Letztendlich siegte meine Neugier und ich folgte ihm so schnell ich konnte. Gerade rechtzeitig konnte ich erkennen, dass er zur Bibliothek ging.  Ganz leise schlich ich hinterher, sodass er mich nicht bemerkte. Jetzt verschloss er die Tür und ich wartete davor, denn von innen waren zwei Stimmen zu hören. Die eine war vermutlich von ihm, doch die andere kannte ich irgendwie auch. Sie kam mir bekannt vor, aber ich wusste im Moment nicht, woher.

Die beiden lieferten sich ein lautes Wortgefecht und es fielen andauernd Beleidigungen. Ich konnte jedes Wort hören, doch viel Nutzen hatte das nicht, denn ich verstand nicht, worum es genau ging. Sie redeten über Verrat und Konsequenzen.

Ich wagte einen Blick hinein. Der Junge hatte mir den Rücken zugedreht, dafür konnte ich den anderen besser sehen.
Unglaublich, es war ein Schüler der höheren Jahrgangsstufe! Er war ziemlich beliebt, weil er der Kapitän mehrerer Sportmannschaften war.     Sein Name war Brad.

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass die beiden sich jetzt angriffen. Sie kämpften nur mit den Händen und Füßen und ich musste sagen, dass sie beide sehr gut waren. Eigentlich war es nicht anders zu erwarten. Einige Zeit sah es so aus, als würde der Junge die Oberhand gewinnen. Das freute mich aus unbekannten Gründen sehr, aber ich konnte es mir nicht erklären, ich kannte ihn ja kaum. Sogar seinen Namen wusste ich nicht!

Nach weiteren Schlägen und Tritten lag er auf dem Boden, Brad über ihm. Plötzlich zog Brad ein Messer hervor und versuchte, den Jungen damit zu treffen. Ich konnte doch nicht tatenlos zusehen, wie er den Jungen umbrachte. Ohne Nachzudenken nahm ich diese seltsame Waffe und schoss auf Brad. Daraufhin fiel er leblos zu Boden. 

Der Junge richtete sich auf und sagte zu mir "Danke, aber das war gar nicht nötig. Ich hätte das schon geschafft."
Ich war nicht fähig, etwas zu sagen, denn mir schoss nur ein Gedanke in den Kopf:
Ich hatte gerade eben einen Menschen umgebracht!!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.03.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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