Werner Warnecke

Warum Vincent van Gogh ...

Warum Vincent van Gogh am Heiligabend 1888 seinen Bruder Theo nicht angerufen hat.
Reflexionen über den Artikel "Blutbad unter Freunden" aus "der Spiegel" 29/2001

Vince und sein Malerkollege Gauguin hatten den ganzen Vormittag gepinselt. Dann haben sie sich die Birne voll Absinth gehauen und sind in den Puff gegangen. Hinterher haben sie sich in die Haare gekriegt weil Gauguin erzählte er wird als nächstes ein Bild malen welches einen Mann mit einem Goldhelm zeigt und Vince behauptet hat sowas gibts schon . Dann hat der versierte Fechter Gauguin dem van Gogh den Lauscher abgesäbelt.
Der hat dann das Ohr in den Puff gebracht, als Organspende sozusagen.
(Dieser Punkt liegt noch etwas im Nebel. Eigentlich ergibt das keinen Sinn. Es musste dem regelmäßigen Bordellbesucher Vince auch klar sein dass ein Ohr im Puff eher zu den sekundär relevanten Organen gerechnet werden muss. Wie aus gut unterrichteten Kreisen aber verlautet wird zur Zeit weltweit an mindestens sechs Untersuchungen über diesen Vorfall gearbeitet. Am vielversprechendsten ist die Studie des "Museum of Contemporary Art" , Milwaukee, USA, mit dem Titel :

"Der Einfluss des abben Ohres auf die motorische Sensibilität.
Von Van Gogh über Niki Lauda bis Mike Tyson.
Eine Reflektion über den Versuch einer Betrachtung."

Demnächst auch als Buch beim Lauscher Verlag , Oranienburg erhältlich.
12 Seite mit 440 Abbildungen, teils farbig, teils bunt.
Gebunden 28,60 Euro.)

Dann ist Vince wieder ins Atelier gegangen und hat aufgemalt wie er sich vorstellt das der Verband gelegt werden soll.
Das Bild existiert noch.
(Es sind in letzter Zeit Bilder im internationalen Kunsthandel aufgetaucht die van Gogh mit verbundener Nase zeigen . Sie werden als Originale mit Expertise angeboten. Sie sollten so etwas nicht kaufen. Es handelt sich wahrscheinlich um Fälschungen.)

Damit ist er zu Dr. med. Gachet ( Alle Kassen, Mittwochs nachmittags geschlossen.)
gegangen. Der hat den Verband dann genau nach dieser Vorlage angelegt, allerdings auf der falschen Seite. Da Vince das Selbstportrait mit Hilfe eines Spiegels gemalt hat ist es nämlich seitenverkehrt.
Da er nun überhaupt nichts mehr hören konnte (Das andere Ohr war ja im Puff) hat er die Befragung der Polizei nicht richtig gecheckt und präzise auf Fragen geantwortet die ihm gar nicht gestellt waren.
So konnte Gauguin mitsamt Säbel in die Südsee abhauen und dort nackte Weiber nach Originalvorlagen malen, was ihm auch viel besser gefiel als in Arles Schnittblumen mit Vince abzupinseln.
Vorher hatte er aber noch Vince angeschwärzt und behauptet das der überhaupt nicht richtig malen kann sondern alle Bilder nur mit "Malen nach Zahlen" gemacht hat.
Genauere Untersuchungen mit einem Röntgenfluoreszenzrasterelektronenmikroskop haben aber gezeigt dass das nicht stimmt.
Vince ist dann noch öfter in den Puff gegangen um nach seinem Ohr zu sehen. Er hing eben sehr an seinen Organen.

Eigentlich hatte er seinem Bruder Theo versprochen ihn anzurufen, aber da war dann das Ding mit dem Ohr vor.
So musste er ihm schreiben und er hat dann dem Theo über 400 Briefe geschrieben.
Dadurch ist er dann doch noch weltberühmt geworden.
Gemalt hat er danach auch noch. Seine Bilder waren aber immer son büschen krickelig. Wahrscheinlich weil die Brille nie so richtig hielt, was ja auch kein Wunder ist - ein Ohr mit Verband und das andere ganz ab. Zum Glück hat er sich aber bald darauf erschossen.
Die Tragödie ist dabei aber dass Vince Recht hatte.
Den Mann mit dem Goldhelm gab's wirklich schon. Es galt lange Zeit als geniales Bild eines gewissen van Rijn. Dieser Mensch soll unter dem Künstlernamen Rembrandt
( wahrscheinlich nach einer damals beliebten Weinbrandmarke) irgendwo in der holländischen Provinz zeitweise ziemlich bekannt gewesen sein. Glücklicherweise hat sich aber herausgestellt das der Schinken gar nicht von diesem Herrn ist und damit ziemlich wertloser Ramsch. Nur Materialwert, vergleichbar dem röhrenden Hirschen oder der spanischen Zigeunertänzerin aus der Möbelabteilung von Karstadt. Aufgrund pinseltechnischer Untersuchungen gilt es aber mittlerweile als gesichert dass es sich auch nicht um das besagte Werk von Paul Gauguin handelt.
Ja wer war's denn dann?
Man sagt jetzt es ist von einem Schüler von diesem Rembrand.
Welcher normale Mensch aber hängt schon ein Bild das ein Schüler gemalt hat ins Museum ?
So was hängt doch höchstens hinter den Schreibtischen von Sachbearbeitern auf Ortsämtern oder in den Wartezimmern bei Kinderärzten. Mein Sohn malt auch ab und zu mal was aber das tu ich doch nicht gleich dem Rembrand unterschieben.

Gauguin soll überhaupt ein rechter Raufbold gewesen sein. Das sieht man schon daran dass die Verleihung des Friedensnobelpreises an ihn 1904 vom Komitee in Oslo einstimmig abgelehnt worden ist, obwohl er sich selber vorgeschlagen hatte.
Ach so, das alles passierte am 23.Dezember 1888 und es ist doch easy zu checken dass Vince Heiligabend krass den Blues hatte.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.04.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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