Georges Ettlin

Gottes unmenschliche Gerechtigkeit


New York :...Immer wenn der alte Rabbi Rosenbaum  für seine Enkel Brötchen kaufen wollte,
musste er am jungen Bettler vorbei, der auf der Strasse 31 West 52nd Street sass. Das ging jahrelang so,
doch beim Vorbeischlurfen hatte Rosenbaum immer ein unanangenehmes Gefühl, dort ohne Spende
an dem Mann vorbeizuschleichen, dem man vor langer Zeit in Rumänien die Kinderbeine abnahm, damit
er später den Beruf des Bettlers überzeugender ausüben konnte. Der geheime Bettlerkonzern des Bettlers
hatte in der Schweiz ein Nummernkonto, das wusste der Rabbi Rosenbaum.
Eines Tages kaufte der Rabbi keine Brötchen für seine Frau und die Enkel, lies sie alle einen Tag lang hungern,
damit er die wenigen Dollars, die die Brötchen kosteten, dem Bettler geben konnte. Rabbi Rosenbaum
war sehr arm an Geld, hatte aber ein warmes, gutes Herz.

Sein Wohnungsvermieter, Jonathan-Levi Birnstiel, arbeitete an der Börse, erdachte sich allerlei
Derivate und komplizierte Anlagetricks, mit denen er die Banken, die Hausbestizer und die ganze Welt
ohne böse Absicht in Hunger, Krieg und Elend stürzte. Die Welt erholte sich nicht von dieser Katastrophe, denn der Birnstiel war als
Akteur im Finanzwesen nicht allein, alle verdienten sich Milliardenbeträge, die der Welt jetzt fehlten.
Das Geld wurde versteckt und floss nicht mehr in die reale Wirtschaft zurück.

Als nach Jahren der Jonathan-Levi Birnstiel starb, wurde er im Himmelreich Gottes von Gott
persönlich abgestraft und kriegte eine eine riesige Schelte, donnernd und schmerzhaft, sodass sich
Jonathans Seele vor allen Engeln des Universums schämte.Dann aber wurde ihm verziehen, damit
die Gnade und der Grossmut Gottes Bekanntheit gewann und alle Engel Tag und Nacht Gott lobten.

Als der Rabbi Rosenbaum starb, erschien als einzige gute Tat des Rabbi : Die Spende an
den Bettler an der 31 West 52nd Stret in New York. In der Bibel aber stand geschrieben :
" Wer viel hat, dem wird gegeben und wer wenig hat, dem wird im Himmelreich auch noch das Wenige genommen, das er vorzuweisen hat".
Rabbi Rosenbaums Tod und seine Erscheinung im Himmelreich wurde deshalb gar nicht wahrgenommen :
Er hatte dort den Status und das Image eines gewöhnlichen Maikäfers, war unbeachtet von Gott und
den Engeln des Himmels, da ja jedes Jahr auf Erden sowieso milliarden von den Tierchen sterbend als
kleine Seelchen ohne Hoffnung ins Jenseits flogen.

***

c/G.E.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.04.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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