Rico Graf

S hrif stel er v r s win d e t oder Das Manuskript (III)



 

III
 

Der Polizist nimmt den Fall auf. Er fährt am nächsten Tag zu dem Ort, wo der verschwundene Schriftsteller wohnt. Ein unscheinbares Häuschen mit unscheinbarem Gärtchen offenbarte sich ihm, am Eingangstürchen ein Briefkasten in nostalgischem Antlitz. Hier muss er den Brief geöffnet haben. Der Polizist stellt sich vor, dass ihm das Herz geklopft hat, als er den Briefkasten geöffnet und den Brief herausgeholt und ihm zugleich bewusst gewesen ist, wie oft dieses Bild vom Öffnen des Briefkastens, um ein sehnlich erwartetes Schreiben herauszuholen, schon in anderen Kunstfiktionen, auf Bildern, in Filmen, sicher in Opern, in Narrationen sowieso, auf Fotos und so fort schon verwendet wurde und dennoch nur in der uns bekannten Geschichte seine Ära haben wird, gab es doch vermutlich das Ding Briefkasten wohl seit es schriftliche Post gab, und wird er im Prozess der Digitalisierung womöglich virtuell werden, dabei aber sich als Begriff überleben, der ein anderes Ding bezeichnet, das jedoch die gleiche Funktion innehaben wird. Die Begriffe werden länger leben als die Dinge, die sie bezeichnen, sodass mit logischer Konsequenz innerhalb einer Sprache immer mehr Begriffe existieren werden als Dinge, die sie bezeichnen wollen. Und um diesem Gedanken noch einen draufzusetzen, denkt sich der Polizist, ist ihm zugleich, neben dieses Gedankens vom Briefkasten und dem Bilde des sehnsuchtsvollen Öffnens desselbigen, um die Post herauszuholen und zu lesen, bewusst gewesen, dass bestimmt mindestens ein Anderer den Gedanken vom Briefkasten und dem Bilde des sehnsuchtsvollen Öffnens desselbigen, um die Post herauszuholen und zu lesen, gehabt hat oder zeitgleich hat oder fürderhin haben wird. Selbst wenn diese Narration hier jemand liest, dann könnte dieser Gedanke schon sogar durch mich multipliziert worden sein, könnte er gedacht haben, denkt der Polizist, und wer weiß, vielleicht nimmt jemand diesen Gedanken, also vom Briefkasten und dem Bilde des sehnsuchtsvollen Öffnens desselbigen, um die Post herauszuholen und zu lesen, zum Anlass, ihn in einer eigenen Narration, wenn auch als beispielsweise nicht ohne sarkastischen Hintergedanken zu dem Gedanken, zu überführen, etwa in der Weise, dass er schreibt, ich las jene Geschichte vom Schriftsteller, der schrieb jenes Manuskript, und... und verschwand... Den Gedanken abstreifend geht der Polizist zur Haustür. Er klingelt. Niemand öffnet. Er klingelt. Er stellt sich vor, wie er klingelt und sich die Tür öffnet und ihm der Schriftsteller ins Gesicht schaut und der ganze Fall plötzlich zur bloßen Posse degradiert. Zu einem Hirngespinst. Sich verflüchtigt. Doch niemand öffnet. Der Polizist dreht den Knauf. Durch das Voranschreiten, durch die Bewegung der Handlungen... lebt was oder wer eigentlich? Die Tür öffnet sich. Er befindet sich im Haus des Schriftstellers. Der Schriftsteller ist nicht da. Nicht im Bad, nicht in der Küche, nicht im Wohnzimmer, nicht im Schlafzimmer. Aber Bücher starren argwöhnisch. Herab von den Regalen. Bücher, zuhauf. Hunderte. Tausende. Bücher über Bücher. Und dort der Schreibtisch. Groß, gewaltig, gigantisch. Darauf zahlreiche gedruckte Seiten. Einige zusammen gebunden. Andere lose. Hier! Ein Titel. Die Biblionauten. Hier! Ein Heft. Ein Manuskript. Der Polizist schlägt die Seite um und liest. Die Zwing schleckt Fluss, sich zur Öse wegt, vo bei zur Gä, deren Lippen Kindlein zugeklebt. Schemen tanzten Reige Hof nung, spiegelnd. Im Beu el Ma uskr pt. Klack! Pl tzlich verstu mte Sti me. Die Still  ward angez gen worden, die Lady bli kte. Echo rief durch die Hal en. Bitte kom en Sie, Herr Sie bereits erwartet, bat Dam , deren Auge sich zu entzieh n suchten. Das Ge chimpf der Stufe  krächzte, sich der D me nicht scherten, schwebte sie doch, so sie eine Rand  scheinung, die der Nar ation nur eine Übe brückung der einen mit der Sz ne verantwortete, brüllten sie ob seiner Last, El is. Fort die Gest lt, die Schrei  Antithesen aller schwiegen, als der Koloss sich erhob, verschmolzen mit Buch stab n, die geschwomm  wie Schif chen, weder Skyll  noch Ch rybdis scheuten, den Pfad zum Ithakator – und nur Diener... Will kom en, setzen Sie sich. Sie hat en mir Ihr Manuskript zuko men lassen. - - - Ich hab gelesen. Vielen Dank. - - - Das Zimmer von B chern, Man skri ten, Büch rn... Meine Auf egung wuchs in mir heran und wo lte mein Sel st ok upieren. Doch die Fes ung hielt wac dem H er. An Wand Bild. Einer der ri sengroßen Lustd mpfer, welche der die auf die en ge altigen Gebirgssee – und Fahrten   drauf – zur schönen So merszeit gewaltig und besonders begier gen Vergnü ungsreisenden al er Herren Länder mit Lus reisen bedienenden, nicht zu knapp verdienenden, Schif  ahrtsgesellschaft dienen, einer dieser Lustfahrtsdampfer war tief in schwere Geauf so ein m Binnen ee? – Nun, im Gewalt sturm, der Kampf auf Leben oder T d, hat ein Dampfer, ha te dieser Riesenda pfer hier Schw erigkeiten und zwar gew ltige! Der wegen der großen See ot verzweifelte O ermaschinist hatte vor langen Stu den schon angesetzt zu dem, wozu er sich j tzt im jetzt und hier geschildert werdenden A genblick ganz durchzwang, er hatte dem  ntermaschinisten das Zeichen z m Unterbrechen der Verbi dung zwischen     Dampfmaschi e und den zwei Riesenräde n, den Schaufelrädern, gegeben. Die D    maschine, gewaltige groß, war eine mit Diesel erstärkung für besondere A   nblicke, wenn es besonders sc limm um den riesengewaltig großen Damp  r stehen sol te, ein Unlust ampfer mit ver  ärkter Gefahr dann. In solchen Augen   cken peitschten St rme mit Riesengew lt die Wellen der Bin   seen, und wer von den Beiden: den Stürmen od   den Sc   felrädern der großen Riesen dampfer, we che die Wel en der Seen obern im Geb rge ja ebenso, mit ebensolcher Riesen acht und Gewalt p tschten zu scheinen, das ist nicht ge iss. Auf diesem See d rfen keine Schiffssc   uben außer in der a  ergrößten gewaltigsten L  ensgefahr für menschliche Pas  giere, jäh aus ihrer L st gerissen, gebraucht u d verwendet w  den. Das ist zum Schutze der her  ichen, schönen Ufer mit d n von Mensche  and gewaltig ergriffenen Ufera lagen und Riese  aute. Die Fortbew      der Wasserv hikel auf diesem S e, groß und von herrlichen, riesigen Uferlagen, von Menschenhand umsäu t, darf nicht mit Schiffsschra  en, diesen gewaltigen zerstörenden noch der st   sten, gewaltigsten Uferkraftbaut   vor sich gehen. Wie ges   , zum Schutz der Ufer, herrl    und in ihrer wu     chönen Art einmalig zum Besuch ihrer mit der Ersche      wunderschön auftretenden Anla  n gewaltig und ri    gleich sich über die an sich schon herrlichen, gewaltigen     erhebend. Hier b    t das Wund  liche fern, es sei denn in Vo    eitung des Zusam   brauens eines gewaltigen St     , wie er in seiner Augen     lichkeit und einer deren vereinzelten Asp  ten angemes   en Weise das Gewal ige vorkehrt. Der Unterma   inist hatte eben den gewaltig großen Hebel, der das Man ver des Navigie  ns, vom Obe   schinisten ins Negative sich verkeh   d gewollt, gewaltmäßig heru    gekippt, sodass die furch     n, riesigen, gewaltig pe        en Räder stille standen in voller Ohnm cht. Das ein  ri  ig ragend, gewaltig zit  rn von der gehabte  Bew   ng nachkl   end im Bewegt- u d G dreht ein mit aller Gewalt unte    chen, das andere in den z r Trübe aufgepeitsc     gew        Wasse    sen tief und traurig st mm, jedoch zittern hinei     ucht hängend, Schla   ite genannt. Da fiel der Blick     voller Ang   sich mit den Augen d   ri   ge Wand des g   ltigen Mas     nraumes, unter der L    der N cht, des tiefen St   es und der Nässe zusam    edrückt wie ein schla  er Sack, klamm  n wollen Untermasch    ten (ein riesiger M  sch mit   waltigen Gliede n, doch frö  ich und fe n bei der Ma  zeit nicht nur sond  n, wie  an gleich aus u     r Erzäh     abs  en können wird, auch tief in her     en Künsten der Selb   ildnerei in wahrhaftig g  ähltem Wir      eitsdrang in d      Stunde zum höchsten Reali  us der Nat r d r innersten D  ge äußerst vor  oßend) auf ein     ihm s   er vor langen Jah   , jedoch in vol er Deut    keit stra     en ölgemalten k    en schw  z gerahmten Origin   s, auf dem     g       er Sturm die Wasser  es g   en Geb     ees peitschte, auf wel     einer d   auf d     See – und F   ten darauf – zur Som     eit als nic t sch    es sondern gewaltig starkes Mittel zum Geldverd   en diente,     tiefst in schwe   e, aller     ßlichste Seenot ge   en, Bi     eenot. Noch b  or des Ve      enschen Stimme, stark wie die des Obermas      ten, im Bass r  lte, zerknüllte der Verl    ensch, der brüllte, zu    en und ich verschw  d in einem Gesch  i, der S       wein n ließ,     versc wand auf ewig, dass die Ermit    gen aufgeno men w  den, die ein   lizist mit unb    ntem Na en i  die H nd nahm.Sein Ges   ch mit dem Verl  er hatte ihn ver irr , ihn  mü iert, doch w      er nicht, was er     nun en   genset en  ollte. D   Sc  iftst  ler soll e versch    en sein. Der Verle    hatte   n dem  anuskript ges  oche . Die S  ne stand. Ihr fe  er Ba ch hatte das Gek   d zerr  sen.    Be   ht hatte ab   gew rnt. Das Manus      w rde ei   schickt. Der Schri    eller wurde e     aden, doch war d r Verle  r n  ht verlegen      , die Ina   ptanz des Sc   ftstüc s und     folg recht A  ehnung zu bet nen. Das plö     he Versch    en des Schrift       s war i m ein R  sel. Er bat u   as eingere chte Man      t. „Neh    Sie    nur m  . Die  s Schriftstü   hier h  en zu mü  en, ist un  imlic .“ „D nke.“ Und er    ließ das Haus. Er glau    nun doch – a   s ein g  ßer Witz. Alb     Poss . Une    gli h. In Mem   am an die          republik, über         nur ein         spa  en   aucht, um sich des wa  en Zirkus  ewahr zu  en. Für das  üro war es zu s ät. Er     nach H  se. Dort lag      berei s die  unkle  and über     D  ge. Die Couch s  lief. Die    ine Lampe  ähnte. Er   ss sich den vo    trigen  ioja aus    klas      gebl    en Dekant  rer ins vollwa  ig-  chstilige Gl  . Der hätte    nen      stoff   braucht.  oeppen würde      , er schaltet     Musen h   ei, doch          so ans      voll ni  t. Er m chte an.    egger. Symp     Li  rgique.  . Satz. Die  asche flüst     mit     zu Lip        andelten   ättern des    uskriptes.      stieg der  ote       über d    unge um s           sam die  ehle    ab zu  eilen. Die   gen   rührt n  ein  ild von    elli. Ein   famer  eigen...  arum     er     chw  den?  as       ript   auzte. Er  og    aus d    asche u d   gann zu l sen: Der Polizist schreckt hoch. Das Manuskript fauchte. Nunmehr zweifelte ihn nicht im Geringsten, dass sich jemand hier einen Scherz erlaubt. Ein lächerliches Vexierspiel? Er beschließt, das Manuskript wegzulegen. Morgen würde er zu dem Haus des verschwundenen Schriftstellers fahren. 


 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.04.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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