Helena Ugrenovic

Das Ein Mal Eins der Anmache

An einem lustigen Weiberabend und ein paar Flaschen Freixenet, steigerten wir uns in eine hitzige Über-Männer-Diskussion. Gegenseitig fielen wir einander ins Wort und brüllten diejenigen Weiber an, die es wagten, länger als fünf Minuten ihr Kausystem dafür zu gebrauchen, um wie eine Uzi-Maschinenpistole, nimmermüde Wortsalven durch den Raum zu ballern. Nachdem wir unsere Anschuldigungen zu Ende aufgesagt hatten und nicht mehr beleidigt schmollten, erstellten wir einen 10-Punkte-Anmache-Plan für Männer. Es war nicht nur eine Beleidigung, hin und wieder von den komischsten Vögeln angesprochen zu werden. Nein. Beleidigender waren die Sätze und Fragen, mit denen man uns zu umgarnen versuchte. Der festen Überzeugung, uns damit herum zu kriegen. Um solche Momente in Zukunft zu vermeiden, wollten wir Flugblätter verteilen. Einerseits, um den Männern weitere Taktlosigkeiten auszutreiben, und andererseits, um den Frauen dieser Welt unsere Solidarität zu demonstrieren. Wir hatten dieses Problem erkannt und würden uns darum kümmern.

1.
Laden Sie die von Ihnen Angebetete nicht zu einem Rollerblades-Hürdenlauf-Schwimm-Marathon-Nachmittag ein. Sparen Sie sich die Aussage und protzen Sie nicht damit herum, man müsse etwas für die Gesundheit und Fitness tun und dass Sie, weil Sie so gut sind, an den nächsten Olympischen Sommerspielen teilnehmen werden. Sie signalisieren der Angebeteten damit, dass sie im Grunde genommen ein fauler Sack ist und sich gefälligst mehr bewegen soll, weil ihre Körpermasse ansonsten auseinander driftet.

2.
Vermeiden Sie es, Ihrer Angebeteten von den neuen Haar-Shampo-Mustern zu erzählen, die Sie beim letzten Einkauf bei „Douglas“ zwecks baldigem Kauf erhalten haben. Sie sind gerade manipuliert worden, was Sie nicht mal gecheckt haben und auch noch dankbar dafür sind. Ob sich die damit bearbeiteten Haare seidenweich anfühlen oder man sich in deren Glanz spiegeln kann, könnte man sich darin bewundern, interessiert Ihre Angebetete genau so wenig wie der Satz „das würde Deinem Haar bestimmt gut tun“. Sie geben ihr damit zu verstehen, dass Sie ihre Haare zum Kotzen finden und sich davor ekeln, diese anzufassen.

3.
Unterlassen Sie gegenüber Ihrer Angebeteten auch die Frage „was-ist-eigentlich-Deine-echte-Haarfarbe?“. Wir sind alles ECHTE Blondinen, ECHTE Rothaarige, ECHTE Braunhaarige und ECHTE Schwarzhaarige. Der Umstand, dass es Haare mit bunten Strähnen gibt, zeugt von der Tatsache her, dass unsere Erzeuger kreativer waren und beim Sex andere Akrobatiken ausgeführt haben. Durch diesen speziellen Schütteleffekt wurde das Haar-Einfärbesystem unserer Zellen gemixt und hat uns die wildesten Kreationen beschert.

4.
Ersparen Sie Ihrer Angebeteten den mitleidigen Satze „Oh, bist Du müde?“ Mit diesem Satz sagen Sie ihr, dass sie scheisse aussieht und sich hätte besser schminken sollen, um damit Augenränder, Knitterfalten, stumpfen und verschleierten Blick sowie nach unten hängende Mundwinkel zu kaschieren.

5.
Verfallen Sie um Gottes Willen nicht in die „“ich-bin-in-der-Modewelt-zu-Hause-Hysterie“ und posaunen heraus, dass Sie auch schon mal so eine Hose gesehen haben, die aus dem gleichen Stoff-mit-den-lustigen-Dellen-drin gemacht wurde. Wie diejenige, für die sich Ihre Angebetete nach einer Endlosprobiererei vor Ihrem Spiegel schlussendlich entschlossen hat. Schon mal was von Celulitis gehört? Schon mal darüber gelesen, dass es Frauen gibt, die einen Mord begangen haben, weil man ihnen Orangenhaut andichten wollte?

6.
Brechen Sie nicht in Freudengeheul aus und klopfen der von Ihnen Angebeteten wohlwollend auf die Hüfte. Schlucken Sie den Satz „Wow! Du hast aber ein gebärfreudiges Becken!“ herunter. Im heutigen Zeitalter ist eine Rubens-Figur KEIN Kompliment mehr. Die von Ihnen Angebetete greift Ihnen schliesslich auch nicht in den Schritt und sagt, was für eine tolle Samenbank Sie mit sich herumschleppen.

7.
Den BH Ihrer Angebeteten dürfen Sie nur dann bewundern, wenn Sie sich zum Moment emporgearbeitet haben und Ihnen erlaubt wird, diesen zu öffnen. Rutscht Ihnen der Satz „Du hast einen geilen BH“ VOR so einem Moment durch die Lippen, kommunizieren Sie gerade nonverbal mit der von Ihnen Angebeteten und folgende, in der Luft schwebende Fragen, könnten Ihr Todesurteil bedeuten: 1. Ich weiss, dass Du eigentlich einen Busen in der Grösse einer Walnuss hast, aber diesen kaschieren konntest; 2. Stehen Deine zwei Glocken auch dann noch wie Soldaten stramm, wenn Du Deinen BH ausziehst?; 3. Ich starre seit Stunden ununterbrochen Deine Titten an und es interessiert mich nicht die Bohne, was Du sagst, sondern was vor meinen Augen wippt.

8.
Kommen Sie nicht auf die Idee, Ihrer Angebeteten ein Kompliment damit zu machen, dass Sie einen kleinen Busen, so wie sie ihn hat, am geilsten finden, weil der so schön in Ihre Hand passt. Würde es Ihnen gefallen, wenn Ihre Angebetete zu Ihnen sagt, dass Ihre Hose perfekt sitzt und weit und breit keine blöde Beule zu sehen ist?

9.
Verkneifen Sie sich den vorfreudigen Ausruf „Wow! Kannst Du aber toll schlucken!“, wenn Ihre Angebetete ihren Tequila Shot in einem Zug geleert hat. Dass Ihre Angebetete dieses historische Ereignis geschafft hat, bedeutet NICHT, dass sie alles schluckt, was es zu schlucken gibt.

10.
Sagen Sie Ihrer Angebeteten nicht, dass Sie genau wissen, dass Sie früher in einer Frauenliga Fussball gespielt hat. Mit dieser Frage signalisieren Sie ihr NICHT, dass Sie sie bei Ihrem heiligsten aller Sportarten mitmachen lassen würden. Sie verpassen Ihr damit gerade eine Ohrfeige und teilen Ihr so mit, dass sie O-Beine hat und eigentlich ein Kerl sein müsste.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.04.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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