Helga Schmiedel

Besuch beim Scheich



Meine Freundin Gabi hatte mich eingeladen. Sie war neugierig darauf, näheres über meine Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate zu erfahren. Erstaunt war ich aber, dass sie gegooglet hatte und mich begrüßte:

"Von den sieben Emiraten hast du drei bereist. Das ist Abu Dhabi mit der größten existierenden Moschee. Es folgt Dubai mit dem höchsten Turm der Welt und dann Ras
al Khaimah mit der allerlängsten Kamel-Rennbahn. Nun sag mir aber, was hat dich am meisten beeindruckt?"

Ich mußte nicht einmal lange nachdenken! "Es sind die Strafen der Verkehrspolizei", antwortete ich wie aus der Pistole geschossen. Gabi setzte ein so ungläubiges Gesicht auf, dass eine Erklärung notwendig war. "Die fast einzige Strafe, die die Verkehrspolizei der Emirate verhängt, ist die, wenn jemand mit einem schmutzigen Auto fährt! Auch ein Zeichen des hohen Lebensstandards! Ein anderes Beispiel: Verkehrsberuhigte Zonen erreicht man nicht durch Verkehrsschilder mit reduziertem Tempolimit, sondern durch Schwellen, die auf die Fahrbahn montiert werden. Wer jetzt rast, wird sich sehr schnell am Straßenrand wiederfinden. Nicht nur hier hatte ich den Eindruck, dass die regierenden Scheichs sehr clever und cool die Zügel führen."

Petra fiel mir ins Wort. "Dafür steht auch beispielsweise das Alkoholverbot."

Dem konnte ich nur zustimmen. "Und die Bevölkerung richtet sich fast hundertprozentig nach den Weisungen ihrer Scheichs. 80 % aller Bewohner sind Fremdarbeiter. Unsere Reiseleiterin erzählte, dass die Fremdarbeiter so gut verdienen, dass deren Familien zu Hause gut davon leben können. Gestohlen wird grundsätzlich nicht, weil sofortige Abschiebung droht. Und wer will das schon!

Gabi griff nach dem Reiseführer und las vor: "Der Reichtum der Emirate stammt zum Teil aus Erdöl- und Erdgasvorkommen und -verarbeitung. Weiterhin aus der
Aluminiumproduktion, Herstellung von Düngemitteln, Zement und anderen Baustoffen. Aber auch die Metallverarbeitung ist ein großer Industriezweig. Importiert wurden
Güter im Wert von 619 Mrd.Us-Dollar, darunter zu 26% Edelsteine und Schmuck. Das Gold in den Malls wird importiert. Es sind Wertanlagen des Landes."

"Drei Hobbys werden groß geschrieben. Das ist die Falknerei, Pferdezucht und Pferderennen, aber auch alles, was mit Kamelen zu tun hat. Als schönstes Tier betrachtet man den Falken. Er gilt gleichsam auch als Schönheitsideal bei den Frauen. Ältere Frauen tragen oft eine Art Maske aus schwarzem Metall, die an einen Falken erinnern soll. Stolz, Klugheit und Gewandtheit sind die Attribute. In den Souvenirgeschäften werden u.a. Pferdefiguren angeboten. Als ich nach dem Preis fragte, legte man die Tierfigur auf eine Waage, sie bestand aus Sterling-Silber und wurde aufgewogen."

"Wie hat dich eigentlich die Wüste beeindruckt?" fragte mich Gabi.

Und ich konnte ihr berichten: "Wir haben sogar an einer Wüstensafari teilgenommen. Am Nachmittag standen für unsere Reisegruppe 31 viersitzige Geländewagen startbereit. Dann ging es quer über Hügel und Schluchten der roten Dünenlandschaft. Unser Driver hatte uns für seinen Pick up ausgesucht. Wir waren drei Frauen älteren Jahrgangs. Hatte er sich erhofft, dass wir etwa kreischen? Oh nein, wir jauchzten vor Begeisterung, obwohl man immer den Eindruck hatte, dass das Auto umkippen könnte."

"Aber sie werden euch ihre Geschicklichkeit beim Sandboarden bewiesen haben!"

"Nach dem Besuch einer Kamelfarm war es an der Zeit, den herrlichsten Sonnenuntergang der Arabischen Emirate zu bestaunen! Die Sonne ließ sich dazu nicht viel Zeit. Im Nu war sie hinter den Sandhügeln verschwunden, nachdem sie die Wüste in goldene Farben getaucht hatte."

"Wie ging es nach dem sicherlich einmaligen Erlebnis mit euch weiter?"

"Nicht lange, und wir waren in einem Beduinenlager angekommen.Uns empfing der Geruch von gegrilltem Lamm am Lagerfeuer, das Aroma der tradtionellen Wasserpfeifen und die etwas quäkenden Klänge der orientalischen Musik. Als sich die Wüste schon fast in Nachtschwarz hüllte, verzauberte uns eine Tänzerin mit ihrer Kunst des Bauchtanzes."

"Ihr müßt doch todmüde in eurem Hotel angekommen sein," meinte Gabi.

"Weißt du, ich habe die großen Hotels ins New York oder Las Vegas kennen gelernt, aber solche Sieben-Sterne-Hotels wie in den Arabischen Emiraten beeindruckten mich sehr! Im Hotel Double-Tree by Hilton in Khaimah beispielsweise hatte ich mit Tochter Sylvia eine Suite. Unvorstellbar die Größe und Eleganz sowie all die Novitäten. Von allem nur das Beste, das Schönste, das Modernste!"

Und Gabi fiel mir gleich ins Wort. "Hier würde ich mich gern mal drei Wochen
verwöhnen lassen!"

"Dann nutze unbedingt die Möglichkeit des Goldkaufs! In allen Städten findest du eine Gold-Mall. Meist liegt diese in der Nähe des Gewürzmarktes mit seinen orientalischen Düften und Gerüchen - in unendlicher Länge und Breite. Beispielsweise hat Dubai mit der Dabai-Mall das größte Einkaufszentrum der Welt."

"Man muß sich vorkommen wie in 1000 und eine Nacht!"

"Liebe Gabi, das kann man nicht beschreiben, das muß man erlebt haben. Kilometerlange Straßen mit einem Goldgeschäft neben dem anderen. Alles Goldschmuck in Handarbeit gefertigt! Oft steht ein Mercedes davor und ein Scheich mit einer verschleierten Frau verlassen ein Geschäft. Die glücklichen Augen einer zierlichen Araberin sieht man durch die Sehschlitze blitzen. Unsere Reiseleiterin erzählte uns, dass sich von ihren fünf Schwestern drei freiwillig verschleiern. In den Emiraten sind viele Frauen, hochgebildet und von den Universitäten kommend, in der Regierung tätig - verschleiert oder auch nicht. Trotzdem, dass hier ein anderer Kulturkreis herrscht, sind die Auffassungen mordern und fortschrittlich in unserm Sinne!"

"Ach bitte erzähle mir noch von der Palmeninsel von Dubai," unterbrach mich Gabi.

"Die Insel Palme Jumeirah liegt am Persischen Golf zwischen dem Hafen und dem Zentrum Dubai. Die Insel wurde zum Schutz gegen Sturmfluten künstlich angelegt. Die Eröffnung war 2008. Heute wird die Besonderheit der Insel auch für den Tourismus genutzt. In den Palmenwedeln entstanden Hotels, Luxusvillen und Geschäfte. An der Spitze des Palmenstiels befindet sich das riesige Atlantis-Hotel. Von hier aus kommt man direkt zum höchsten Turm der Welt. Es ist der 828 Meter hohe Barj Khalifa. Von der Aussichtsplattform hat man einen atemberaubenden Blick über die Wolkenkratzer."

Hier mischt sich wieder Gabi ein: "Im Reiseführer habe ich vom Dubai Creek und den
traditionellen Dhows gelesen."

"Der einzige Fluß durch die Emirate ist der Creek. Mit einem Boot, dem Dhow, kann man langsam flussaufwärts bis zur Mündung in den Arablischen Golf fahren. Überall begegnet einem die hektischen Stationen der Wassertaxis. Aber komm mit mir gedanklich noch einmal zurück in die Innenstadt von Dubai. Hier verzaubern die höchsten Wasserfontänen der Welt täglich und stündlich tausende von Touristen. Vier Minuten tanzen die Fontänen zu bekannten Melodien."

"Sicher ein einmaliges Spektakel! Die Arabischen Emirate sind nun mal das Land der
unbegrenzten Möglichkeiten."

"Zu Beginn unseres Gesprächs erwähntest du Abu Dahabi. Es ist die Hauptstadt der sieben Vereinigten Arabischen Emirate und die größte Stadt zugleich. Hier befinden sich auch die meisten Botschaften und Ölfirmen. Bis 1958 war es ein bescheidenes Dorf mit einem Fort. Doch mit der Entdeckung des Erdöls in diesem Jahr änderte sich alles drastisch. Heute ist es eine der reichsten Städte der Welt mit Wolkenkratzern, einem Seehafen, Prachtstraßen, Springbrunnen und wunderschönen angelegten Parks. Und wie gesagt, wurde hier bis 2004 die größte Moschee der Emirate, die Sheikh Zayed Moschee, erbaut. Der Zutritt ist auch Nichtmoslems - allerdings verschleiert und ohne Schuhe - erlaubt. Die Moschee gibt einen guten Einblick in die Kultur und Religion der Emirate."

"Was hat dir in dieser Moschee am besten gefallen?"

"Sie ist ganz modern. Innen in einem Stil, dem ich persönlich nicht unbedingt zustimmen würde, wenn ich an den größten Kronleuchter der Welt darinnen denke. Aber berührend fand ich die riesigen Mosaike auf den Fußböden, die Blumen darstellen, die wir auch aus unserer Natur kennen. Es sind grazile blaue Trichterwinden. So einfach in der Form und überwältigend schön! Meine liebe Gabi, ich freue mich über dein Interesse an dem relativ kleinen und doch so großartigen Landesteil zwischen dem Indischen Ozean und dem Persischen Gold, östlich angrenzend an Oman und über die Straße von Hormus zum Iran. Lass
uns unser Gespräch für heute beenden. Habe herzlichen Dank!"

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.05.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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