Elke Lüder

Befreiungsschläge II

Nach dem ersten Anfall

 

Nun war mein Mann in Hedwigshöhe. Ich besuchte ihn nach der Arbeit. Das Krankenhaus lag keine fünf Minuten entfernt von meiner Arbeitsstelle!

 

Er war zuversichtlich, erzählte vieles was mit ihm dort gemacht wurde, aber hatte ich zu dem Zeitpunkt schon das Vertrauen verloren?

 

Ich werde mir aber nicht die Schuld am Scheitern seiner ersten Entgiftung geben.

 

Es war ein Donnerstag an dem er entlassen wurde. Ich kam Abends spät nach Hause, denn Donnerstags war unser Großveranstaltungstag.

Tja, und mein Mann war wieder unterwegs. Seine Kumpels besuchen. Seine Kumpels in der Kneipe und am Kaisers. Er wollte sicher von seinen Erfolgen berichten, aber seine Kraft war nicht stark genug auch nein zu sagen als sie ihm Alkohol anboten.

 

So kam er also wieder betrunken nach Hause.

 

Wieder Suff, wieder alles von vorn.

 

 

 

Ich weiß nicht mehr wie viel Zeit vergangen war, als es zu seinem zweiten Anfall kam.

Wieder war er in seinem Zimmer, wieder schlug er mit dem Gesicht auf den Boden. Wieder verkrampfte er.

Diesmal rief niemand von uns die Feuerwehr an.

Diesmal half ihm niemand so wirklich.

Und ich schäme mich nicht mehr dafür.

 

Als er seinen Anfall überstanden hatte setzte er sich auf seine Couch. Die Jungs und ich standen vor ihm und schauten ihn an. Er glotzte, glotzte uns an und war wie ein Kind.

Er sah die Jungs an, erst Matthias!

Du bist Matthias, du bist am 12.April 1986 geboren und du bist Martin, du hast am 5.Mai 1985 deinen Geburtstag.“ Ich war erstaunt. Aber noch mehr erstaunte mich dann als er mich ansah und mich fragte „Und wer bist Du? Dich kenne ich gar nicht.“

 

Ich erschrak, ich war entsetzt! Ich war wie erschlagen und wieder gab es eine Breitseite.

 

Aber noch immer war der Schlag  nicht hart genug für mich!

 

 

Zehn Tage

 

Zehn Tage!

Zehn Tage ohne ihn!

Zehn Tage leben ohne Angst!

Zehn Tage mit Besuchen auf der Entgiftungsstation!

Zehn Tage Hoffnung!

Zehn Tage voller Glauben er schafft es!

Zehn Tage Zuversicht!

Zehn Tage, vollgepackt mit neuen Aufgaben und einem Ziel.

 

Das er danach keinen Alkohol mehr trinkt. 

 

Aber!

 

Es war MEIN Ziel!

Nicht seines!

 

Er kam Donnerstags raus und schon am Abend war er wieder betrunken.

 

Zehn Tage!

In Sekunden vernichtet!

 

Zehn Tage!

Mit einem Schluck aus der Flasche alles runter gespült.

All das passierte vor Jahren. Lange habe ich
geschwiegen! Inzwischen geschieden und vieles
"aufgearbeitet" kann ich darüber mehr als befreiend
schreiben.
Elke Lüder, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.06.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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