Endlich Sonne ! Tagelang hatte es stark geregnet, doch nun trübte keine einzige Wolke den blauen Himmel.
Gutgelaunt lief Sarah in die Einfahrt zum Bauernhof, um ihr Lieblingspferd Leila zu besuchen. Schon oft hatte sie die hübsche Haflingerstute reiten dürfen, denn Bauer Kirchner besaß nicht nur Milchkühe, sondern auch drei Pferde, die von den Kindern der Nachbarschaft geritten wurden. Wo würden die Pferde wohl stehen....im Stall oder auf der Weide..., der Norwegerwallach Kobold, das Kaltblut Lisa und eben die goldbraune Leila mit der blonden Mähne. Sarah hoffte, die Tiere auf der Koppel zu finden.
Und tatsächlich, da waren sie auch schon zu sehen, allerdings nicht auf der gewohnten Pferdekoppel, sondern auf einer anderen Weide gegenüber. Sarah lief strahlend zum Holzzaun der Weide. "Leila, schau her Leila, komm..." Die Stute reagierte sofort, erkannte das Gesicht der 8jährigen Sarah und lief auf sie zu, um sich einige Streicheleinheiten zu holen.
"Komm her, Süße, wie geht es dir ?" Ausgiebig kraulte Sarah die herrliche Mähne und tätschelte den kräftigen, schön geschwungenen Hals. Doch wie immer hatte Leila bald genug und wendete sich ab.
"Na gut, lauf wieder zu deinen Freunden." Sarah lächelte und trat einen Schritt zur Seite. In diesem Moment jedoch stoppte Leila plötzlich, sah sich um, blieb mit gespitzten Ohren und aufmerksamen Augen stehen. Dann gab sie ein merkwürdiges, sehr schrilles Wiehern von sich.
Sarah wunderte sich. Noch ehe sie über dieses Verhalten nachdenken konnte, fuhr ihr in Sekundenschnelle der Schreck in die Glieder. Urplötzlich gab der Boden unter ihrem linken Bein nach, sie rutschte bis zum Knie in ein schmales Loch und fiel schließlich mit verdrehtem Bein nach hinten auf den Rücken !
Spätestens nach diesem Sturz hätte normalerweise jedes Pferd panikartig die Flucht ergriffen. Doch Leila stand immer noch da wie angewurzelt und schaute Sarah direkt an....fast vorwurfsvoll, als wollte sie sagen: "Ich habe dich doch gewarnt..!"
Ganz langsam versuchte Sarah sich aufzurappeln. Ihr Herz schlug bis zum Hals und sie wartete darauf, dass in jedem Moment ein Schmerz folgen müsste.... Doch sie konnte das Bein ganz vorsichtig aus dem engen Loch herausdrehen. Immer noch kein Schmerz ? Nein. Aber sie zitterte am ganzen Körper und Hose und Schuh waren dick mit Schlamm eingepackt.
Unglaublich.....Leila stand immer noch da und starrte sie regungslos an. Sarah hielt sich am Zaun fest und nun kam das Pferd zu ihr, senkte den Hals und Kopf nah an Sarahs Gesicht und verharrte so. Das zitternde Mädchen umarmte den Pferdehals und streichelte ihn. "Ganz ruhig, Leila....danke....nicht wahr, du hast das gewusst.....danke...danke...ruhig...."
Wer beruhigte hier wen ? Eigentlich sprach Sarah die Worte zu sich selbst und die Stute stand gelassen wie ein Fels in der Brandung. Sarah versuchte, dieses Gefühl in sich aufzunehmen., atmete ruhiger und holte tief Luft. Wie lange standen die beiden wohl so da...? Sarah konnte diese Frage auch später nicht mehr beantworten, es schien ihr eine kleine Ewigkeit zu sein. Sicherlich waren es einige Minuten. Eine lange Zeit für ein Pferd, das sonst nie so lange den Menschenkontakt suchte, sondern sich lieber seinen Artgenossen zuwandte.
Leila stand still....und still...so lange, bis Sarah nicht mehr zitterte. Sie flüsterte: "Es ist gut Leila, danke, du kannst jetzt gehen...."
Sarah stellte sich vorsichtig mit vollem Gewicht auf das linke Bein. Die dicke Matschpampe begann härter zu werden, entwickelte dabei eine angenehme Wärme. Sie stand....ohne Schmerz.
Leila ging langsam einige Schritte am Zaun entlang, blickte noch einmal aufmerksam zurück und wendete sich dann den beiden anderen Pferden zu.
Sarah humpelte über den Weg und setzte sich auf einen großen, flachen Stein. Noch eine gane Weile versuchte sie, ihre Gedanken zu sortieren.... Bauer Kirchner hatte wohl einen Zaunpfosten versetzt und vergessen, das Loch mit Erde aufzufüllen. Der Regen hatte das Übrige getan und Sarah hatte diese tiefe Matschfalle im hohen Gras nicht gesehen. Aber Leila.....sie hatte wohl mit ihrem feinen Fluchttier-Instinkt die Veränderung am Boden bemerkt. Ein ganz leichtes Nachgeben der Erde hatte sie blitzschnell registriert und die Gefahr erkannt.
Hatte sie das Mädchen wirklich warnen wollen mit ihrem eigentümlichen Quietschen...? So, wie eine Mutterstute ihr junges, unerfahrenes Fohlen beschützt ? Nur so ließ sich das Verhalten des Pferdes erklären. Noch unglaublicher aber war das Folgende: Die Haflingerstute hatte sich mit gesenktem Kopf ganz dicht an das zitternde Mädchen gestellt...bis dieses sich beruhigt hatte. Fast wie: "Komm her, du dummes Ding, ich tröste dich !"
Sarah träumte unter der wärmenden Sonne vor sich hin. Die Pferde grasten, als wenn nichts geschehen wäre.....
Als Sarah sich schließlich auf den Heimweg machte, erinnerte nur ihr vorsichtiger Gang und die dreckige Hose an diesen merkwürdigen Vorfall. Sarah dachte immer wieder an diesen Tag zurück und die Beziehung zu ihrem Lieblingspferd wurde noch intensiver. Eine fast magische Begegnung.....wunderbare Leila !
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.06.2013.
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