James Rogers

Der etwas andere Stuhlgang

Hallo, mein Name ist James und ich bin gerade in einer wirklich unangenehmen Situation. Wir, das heißt meine Familie und ich, sind gerade umgezogen, weshalb man sich denken kann, dass die Wände noch nackt und die Räume noch so gut wie leer sind, abgesehen natürlich von den tausend Monsterspinnen und den unbequemem Isomatten, auf denen wir für’s Erste die kalten Nächte verbringen müssen. 
So, wie dieser scheußliche Waschraum im Keller, vor dem ich gerade mit meiner Mutter stehe und darüber diskutiere, wo ich auf’s Klo gehen soll, da unsere richtigen Klos – wir haben zwei- noch nicht benutzbar sind. 
Entsetzt und nicht sicher, ob ich mich nicht verhört habe, stehe ich da nun auf der Schwelle einer hässlichen Tür – ich kann einige eklige Flecken auf ihr erkennen, bei denen ich lieber nicht vorstelle, was das wohl sein könnte – und starre in einen kahlen, spinnenwebverhangenen Kellerraum. 
Meine Mutter steht neben mir und schmunzelt vergnügt, obwohl man es auch ein schadenfreudiges Grinsen nennen könnte. 
Während sie sich auf meine Kosten amüsiert, glotze ich immer noch sprachlos in den scheußlichen Raum und entdecke auf dem steinigen Kellerboden einen kleinen Wasserabfluss. 
Wie in Trance richte ich meinen Finger darauf und wende mich dabei ungläubig meiner verrückten Mutter zu. Oh ja, sie ist verrückt; man kann nur verrückt sein, wenn man etwas so – na ja – Verrücktes von einem erwartet. 
„Das meinst du doch nicht ernst, oder?!“, will ich von ihr wissen und verziehe mein Gesicht zu einer schmerzerfüllten Grimasse. 
Meine Mutter zuckt nur unbekümmert – und prustend!? – ihre Achseln und sagt: „Tut mir leid...“ ,(pff, als ob), „...wir können nun mal das Klo noch nicht benutzen.“ 
Sie kichert dabei und fügt natürlich noch grinsend hinzu: „Eigentlich müsste ich davon ein Bild machen, findest du nicht?“ 
Ich zwinge mich zu einem Lächeln...aus dem leider nichts wird. 
Es sieht eher so aus, als ob ich gerade Höllenqualen durchleiden müsse. 
„Willst du mich verulken? Ich kann mich doch nicht da hinhocken und scheißen!“ 
Wie Sie bestimmt schon bemerkt haben, bin ich wirklich verzweifelt. Ich habe ja auch guten Grund dazu. 
Doch ich versuche mich noch irgendwie aus diesem Alptraum herauszuwinden. 
„Und wo bitte soll ich meine Scheiß dann hinmachen?!“ 
„Dafür kannst du die Tüte benutzen“, - sie hält einen kleinen durchsichtigen Gefrierbeutel hoch! - „Die kannst du gleich nach deinem Geschäft in die Bio-Tonne werfen.“ 
Mein Mund klappt weit auf. Meine Mutter hat sie nicht mehr alle, was ich ihr auch sofort mitteile, von ihr jedoch mit einem mitleidsvollen Gesichtsausdruck kommentiert wird. 
„Mit oder ohne Beutel?“, frage ich herausfordernd sarkastisch. 
Daraufhin verdreht meine Mutter die Augen. 
„Mach’s doch einfach. Jalina und ich haben das doch auch schon gemacht“, versucht sie mich zu überreden. 
Ja, das ist natürlich ein Grund, sich in einen dunklen, stinkenden Keller zu hocken, um seinen Darm zu entleeren. 
(Ach, und Jalina ist meine Zwillingsschwester, die ich zwar gut leiden kann, mir aber dennoch häufig auf die Nerven geht). 
„Wenn du nicht hier dein Geschäft machen willst, kannst du ja draußen nach einem öffentlichen Klo suchen!“ 
Was für eine blendende Idee! Und bis ich in dieser mir gänzlich unbekannten Stadt endlich einen gefunden habe – wahrscheinlich noch grauenvoller verdreckt – ist mein Hintern schon längst explodiert. 
„Na schön“, seufze ich und gebe mich geschlagen, „Das ist aber das Erste und Letzte mal!“ 
Meine Mutter nickt nur, drückt mir den Gefrierbeutel in die Hand, geht kichern die beinahe gewendelte Treppe hoch und lässt mich in meinem Alptraum allein. 
Obwohl ich das nie, wirklich nie vorgehabt hatte – doch ich scheine ja keine Wahl zu haben – ziehe ich meine Hose runter, hocke mich in einer fürchterlich schmerzhaften Verreckung auf den kalten Kellerboden und versuche mein Geschäft zu machen, unter der Gefahr, dass Spinnen in mein Hintern krabbeln... 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.07.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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