Achim Müller

Krieg - TV Fernsehen in aller Welt

Was haben Peter, Greg und Baran gemeinsam? Alle drei sind etwa 13 Jahre alt, lieben das Leben, und möchten eine glückliche Kindheit erleben. Ach ja, wie alle Kinder lieben die drei das Fernsehen.

Peter ist ein deutscher Junge, er lebt mit seiner Mutter und seiner 15 Jährigen Schwester Sabrina in Köln. Er ist Schüler einer Kölner Realschule, und hat ein eigenes Zimmer und auch neben dem Fernseher im Wohnzimmer hat er in seinem Kinderzimmer einen eigenen Apparat. Er hat auch eine Sony Playstation und einige Spiele dafür. Einen Computer wünscht er sich schon länger, jedoch hat seine Mutter kein Geld dafür. Seine Mutter arbeitet als Bankangestellte in einer Nahe gelegenen Bank. Seine Mutter spart zurzeit für ein neues Auto. In seiner Freizeit fährt er gerne Fahrrad, geht schwimmen oder besucht mit seinen Freunden ein Internet Cafe.

Greg lebt mit seinen Eltern in den USA, in der Nähe von Los Angeles in einem Ort, der West Corvina heißt und in Orange Country liegt. Er besucht dort die High School. Geschwister hat er keine. Natürlich hat er auch einen eigenen Fernseher in seinem Zimmer und einen eigenen Computer. Seine Mutter ist Hausfrau und sein Vater arbeitet als Autoverkäufer in einem großen Autohaus. Sein Vater hatte vor zwei Jahren ein neues Haus gekauft, indem seine Familie lebt. Seine Eltern haben zwei Autos. In seiner Freizeit spielt er am Computer oder surft im Internet. Auch spielt er in der Schulmannschaft Baseball.

Baran lebt mit seiner Familie im Norden des Irak, in einer Stadt die Mossul heißt. Seine Familie ist Kurdischer Abstammung, und sein Name heißt übersetzt “Regen“. Regen ist dort wo er wohnt etwas Besonderes und immer willkommen. Neben seinen Eltern und Großeltern wohnen in seinem Haus noch eine 17 Jährige Schwester mit Namen Didem und ein 4 Jähriger Bruder, der Havin heißt. Einen älteren Bruder, hat er auch noch, der müsste jetzt 30 Jahre alt sein. Dieser ist jedoch seit dem Golfkrieg vor über 10 Jahren verschwunden, Baran kennt ihn nicht und niemand weiß ob er noch lebt. Ein eigenes Zimmer hat er nicht, er teilt sich ein Zimmer mit seinen Bruder. Einen Fernseher hat seine Familie nicht. Wenn Baran Fernsehen schauen möchte geht er mit seinem Vater oder Großvater ins Teehaus, dort steht ein Fernsehapparat. Sein Onkel hat auch noch ein Radio. Einen Computer hat Baran noch nie gesehen. Baran geht in Mossul zur Schule. Das Haus in dem er lebt, ist sehr alt und im letzten Krieg beschädigt worden. Sein Vater betreibt zusammen mit seinem Großvater zusammen einen Barbier-Shop, in etwa vergleichbar mit einem Frisör.
Der Laden ist für deutsche Verhältnisse sehr heruntergekommen, der große Spiegel zerbrochen und das Schaufenster mehrfach repariert. Aber es herrscht großer Mangel an allem im Irak und auch das Leitungswasser und der Strom fallen oft aus.
in seiner Freizeit spielt er mit seinen Freunden draußen. Fußball liebt er besonders. Auch gibt es außerhalb von Mossul viele abgeschossene Irakische Panzer, dort kann man herrlich herumklettern und spielen. Außerdem sammelt er mit seinen Freunden dort Metallschrott, den man verkaufen kann.

In allen drei Ländern sind die vorherrschenden Themen, im Fernsehen, der Irak, und der sich abzeichnende Krieg. Dieses Thema beherrscht die Nachrichten und Magazine. In allen Ländern sieht man die Nachrichten aus dem Blickwinkel des jeweiligen Regimes beziehungsweise der jeweiligen Regierung.

Greg sieht die Nachrichten des CNN, dort werden der Irak und besonders der Diktator Saddam Hussein in einem schlechten Licht dargestellt. Saddam Hussein wird als dir Inkanation des Bösen und als Gefahr für die USA und die gesamte Welt dargestellt. Der Krieg wird als unausweichlich und notwendig dargestellt und es wird fleißig dafür geworben. Die schwache amerikanische Friedensbewegung wird kaum erwähnt und findet wenig Beachtung in den Medien. Vergeblich versucht die Amerikanische Friedensbewegung darauf hinzuweisen, das die Medien das Volk manipulieren, und selbst professionelle Werbeagenturen im Auftrag der Regierung daran arbeiten, dem Volk den Krieg schmackhaft zu machen. Die Amerikanische Luftwaffe ist im Norden des Iraks in der Flugverbotszone bei einem Kontrollflug von einer Irakischen Luftabwehrstellung bedroht worden. Als das Irakische Zielradar das Flugzeug anvisiert hat, musste diese bombardiert und zerstört werden.

Baran sieht die Sendung “Guten Morgen Irak“ im Irakischen Staatsfernsehen. Zuerst sieht man wie immer den Staatschef Saddam Hussein beim Morgengebet in einer Bagdader Moschee. Die Männer im Teehaus murren, Saddam hat es sich wieder mal nicht nehmen lassen, mit Waffengürtel und Pistole zum Gebet zu erscheinen. Der Koran schreibt jedoch vor, dass man unbewaffnet zum Gebet erscheinen muss. Aber der Irakische Staatschef gilt bei der Bevölkerung eh nicht als vorbildlicher Moslem.
Danach werden die Briten und besonders die Amerikaner als Imperialistische Aggressoren gebrandmarkt. Bilder von getöteten und verwundeten Kindern sind im Irakischen Fernsehen zu sehen. Die Amerikaner sollen eine Fabrik zum Herstellen von Babynahrung bombardiert haben, heißt es.
Baran weiß, das Amerikanische Flugzeuge oft den Irak angreifen und irgendetwas bombardieren. Die Erwachsenen sagen, dass die Amerikaner gezielt die Infrastruktur zerstören, um die Kurden klein zu halten. Es werden harmlose Fabriken, Wasserwerke und das Elektrizitätswerk angegriffen und zerstört. Die angeblichen Irakischen Flugabwehrbatterien existieren nicht. Die Gegend um Stadt Mossul ist Kurdengebiet und steht unter Kurdischer Selbstverwaltung. Irakischen Militär gibt es in der ganzen Gegend nicht, was also greifen die Amerikaner dann nur an, und wozu?

Peter interessiert sich eigentlich nicht für Nachrichten. Aber oft bekommt er im Fernsehen Berichte über den Irak und die Amerikanisch - Britischen Kriegsvorbereitungen mit. In Deutschland ist die Bevölkerung, wie in vielen Ländern mehrheitlich gegen einen Krieg und hofft auf eine friedliche Lösung. Den Amerikanern wird in den Medien als wirklicher Kriegsgrund die gier nach Irakischen Öl unterstellt. Die Nachrichten sind kritisch gegenüber den Amerikanern und auch kritisch gegenüber dem Regime in Bagdad. Peter hat mitbekommen, dass viele Kinder im Irak durch das UN - Embargo gestorben sind. Auch hat er in einem Bericht gesehen, dass die Amerikaner im Golfkrieg viele Tonnen Uranhaltige Munition verschossen haben, die Millionen von Jahren strahlen. Unter anderen deswegen soll sich im Irak die Kindersterblichkeit versechsfacht haben.
Ob die Berichterstattung ausgewogen ist, kann Peter nicht beurteilen.

Greg hasst den Irakischen Diktator Saddam Hussein, er ist für einen Krieg gegen den Irak. Unter dem Eindruck der Ereignisse am 11.September in New York ist er davon überzeugt, das Amerika für eine gute und gerechte Sache kämpft. Von angeblichen Amerikanischen Kriegsverbrechen währen des 1. Golfkrieges hat er noch nichts gehört. Von Uranhaltiger Munition weiß er nichts. Dass es viele Opfer unter der Zivilbevölkerung geben könnte glaubt er nicht. Für ihn ist Saddam Hussein ein Tyrann, der verschwinden muss. Dafür, das Deutschland und Frankreich die Amerikaner im Stich lässt, hat er kein Verständnis. In der Schule hat er mitbekommen, dass Deutsche Austauschschüler in den höheren Klassen, wegen der deutschen Haltung angefeindet wurden. Seiner Meinung nach sollte Deutschland gerade den Amerikanern dankbar sein, da diese die Deutschen von dem Diktator Hitler befreit haben. Deswegen meint er, schulden die Deutschen dem Amerikanischen Volk noch etwas. Und im Fernsehen hat er gesehen, das es gerade die Deutschen waren, die den Irakern vor 10 Jahren Fabriken zur Giftgas Produktion geliefert hatten. Die Iraker haben dann diese abscheulichen Waffen gegen Amerikanische Soldaten eingesetzt. Viele US Soldaten sind deswegen krank geworden, dies ist unter dem Namen “Golf Krieg Syndrom“ bekannt geworden.

Baran hasst die Amerikaner und Briten. Seine Informationen hat er von den Erwachsenen und aus Berichten vom Fernsehen und Radio. Er fürchtet sich vor einen Krieg und er hat wie alle anderen Kurdisch stämmigen Iraker Angst vor einer Türkischen Invasion. Von uranhaltiger Munition hat er wie die anderen Einwohner von Mossul noch nie etwas gehört. Das die Panzer in denen er spielt radioaktiv verseucht sein können, und der Schrott den er sammelt gefährlich ist, ahnt er nicht. Dass ihn Plutoniumrückstände aus dem Uran vergiften könnten ahnt niemand, die Bevölkerung wurde nie gewarnt. Dass zurzeit viele Babys und Kleinkinder sterben weiß er. Amerikanische Luftangriffe kennt er aus eigener Erfahrung. Er fürchtet sich vor den Flugzeugen, die ihn angeblich in der Flugverbotszone schützen sollen. Saddam Hussein ist beim Irakischen Volk und besonders bei den Kurden nicht beliebt. Erwachsene sprechen dies vorsichtshalber nur hinter vorgehaltener Hand aus und vermeiden es, mit Kindern darüber zu sprechen. Baran ahnt aber, das er seine schlechte Situation nicht nur den Amerikanern, sondern auch dem Regime in Bagdad zu verdanken hat. Besonders die schlechte Versorgungslage ist ein großes Problem für das Volk.

Peter hält auch nichts von Krieg, Frieden ist ihm lieber. Von seiner Großmutter weiß er, dass der 2. Weltkrieg in Deutschland sehr schlimm war. Im Fernsehen hat er gesehen, das die Verwendung von Uranmunition ein Kriegsverbrechen darstellt. Weil Angriffe auf die Zivilbevölkerung und das vergiften von Gelände und Nahrungsmitteln geächtet sind. Außerdem sind sehr viele Amerikanische Golfkriegs Veteranen durch die Radioaktiven Substanzen und Plutonium Vergiftung erkrankt, weil diese ebenfalls nicht gewarnt wurden. Diese Krankheiten sind unter dem Namen “Golf Krieg Syndrom“ bekannt geworden. Dass Saddam Hussein ein schlechter Mensch ist glaubt er schon, aber die Amerikaner hasst er eigentlich nicht. Trotzdem ist er überzeugt, dass der Krieg falsch ist und befürwortet eine Friedliche Lösung. Außerdem hat er in einem Fernsehbericht gesehen, das es ausgerechnet die Amerikaner waren, die den Irak mit Waffen aufgerüstet haben, damals, als der Irak Krieg gegen den Iran führte. Für Peter ist das Paradox erst geben die Amerikaner dem Saddam die Waffen, dann führen die Krieg gegen Saddam und ihre eigenen Waffen.

Es bleiben zuviel Fragen offen. Aber was und wem soll man nun glauben? Es gibt einen Spruch, der besagt, “im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst“. Ist die Wahrheit nicht so kostbar, das es Menschen gibt, die bereit sind dafür zu sterben? Hat eine Regierung oder die Medien, wie das Fernsehen irgendein recht die Wahrheit zu verfälschen?
Aber wer hat die wahre Wahrheit? Gibt es mehr als eine Wahrheit?
Alle drei Jungs sind sich aber in einer Sache einig, sie hoffen, das es gut ausgeht so, oder so.
Sie werden die Sache im Fernsehen mitverfolgen. Baran wird es live miterleben, so oder so.

Die Geschichte ist kurz vor dem Krieg entstanden.

Als Projekt für Schekker, Jugendportal der Bundesregierung.

http://www.schekker.de/04_03/topthema3.htm

http://www.schekker.de

Achim Müller, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.04.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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