Christine Klaus

Sommernachtsleiden


Es dämmerte.
Ein lauer Sommerabend empfing sie, als sie aus dem Haus traten.
Die Stimmung war andächtig, ruhig, ohne Worte, da ein Wort diese Atmosphäre in sich zusammengeschlagen hätte, sodass sie zertrümmert gewesen wäre.
Und das wäre nicht gegangen.
Also Stille.
Ohne einen Ton liefen sie nebeneinander her, er, ein Bild von einem Mann, größer als sie und leicht stämmig, mit festem Schritt, sie, fast das Gegenteil, aber auch ihre Schritte waren fest und zeugten von einer gewissen Gleichberechtigung.
Beide bewegten sich in dieselbe Richtung, es war vorher abgesprochen und sie kannten den Weg.
Sie kannten ihn so gut wie sie auch den anderen kannten.
Es war vertraut und ermüdend.
Der Weg zog sich, die Dämmerung vertiefte sich, die Grillen zirpten lauter, die Luft wurde kühler, die Stimmung nicht besser.
Sie bewegten sich durch das Dorf mit den vielen schmalen Gassen, viele Menschen waren draußen, hatten sich aber in ihre Gärten und  Höfe verschanzt  und genossen den Abend.
Stimmengewirr, Lachen.
Sie saßen wohl in ihrem engen Kreis zusammen, fühlten sich gut aufgehoben und hofften, dass sich in nächster Zeit noch einmal dieses Zusammentreffen ergeben würde.
Die Straßen hatten auch bald ihr Ende.
Das Paar gelangte zum Feldweg.
Auch da kein Wort.
Worte waren überflüssig.
Eine Viertelstunde liefen sie und merkten kaum, dass die Dunkelheit da war und sie nur schemenhaft erkenn ließ, wie der Feldweg weiter verlief, da sie ihn aber kannten, denn sie waren ihn ja schon oft gelaufen, gab es keine Probleme.
Er blieb stehen, sie wäre fast gegen ihn gelaufen, so sehr war sie in Gedanken gewesen.
„Ich geh mal kurz“, sagte er und zeigte auf eine Reihe von Büschen, jedenfalls  wusste sie, dass da normalerweise Büsche standen und da nickte sie, auch wenn er das kaum sah, aber eine Bestätigung benötigte er ja nun auch nicht und da machte er sich auf den Weg.
Sie sah ihm kurz nach, dann drehte sie sich um und ging in die andere Richtung.
Sie rechnete damit, dass er es merkte, aber das passierte nicht und so machte sie große und, wie sie hoffte, leise Schritte in einen kleinen Wald, der seitlich lag.
Es war im Prinzip kein Wald, nur eine Ansammlung von Bäumen, dicht aneinander gedrängt.
Sie schritt in diese kleine Welt hinein, aus der völlige Dunkelheit gähnte und sie willkommen hieß.
Hockend lauerte sie und wartete auf die völlige Ruhe.
Sie wurde durchbrochen von dem Mann, der ihren Namen rief.
Einmal, zweimal, kurze Pause. Noch einmal.
Laute Schritte, wütende Schritte, dann verängstigte, leise, weiche, vorsichtige Schritte.
Sie könnte rausgehen und behaupten , sie hätte selbst mal gemusst und einen Ort finden müssen, aber sie beschloss das nicht zu tun, sondern dazubleiben.
Ihr Name klang laut in ihren Ohren, einmal , zweimal, dreimal, viermal …
Es wurde zu einem atemlosen Rufen, zum atemlosen Wiederholen ihres Namens, einer Abfolge ihres Namens und sie merkte, dass er anders klang, aber sie ging nicht raus, um die Sache zu beenden.
Sie blieb, eingebettet in die Dunkelheit.
 
 
 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.07.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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