Manfred Bieschke-Behm

Puppe trifft Puppe - eine Gute-Nacht-Geschichte

PUPPE trifft PUPPE (Doppeldeutungen)



PUPPE 1:„Hallo du da! Warum redest du nicht mit mir?“
 
PUPPE 2:„Das wollte ich dich auch gerade fragen.“
 
PUPPE 1:„Letztendlich ist es ja egal, wer das Gespräch anfängt. Wichtig ist, dass überhaupt miteinander geredet wird – oder?“
 
PUPPE 2:„Das finde ich auch. Ist doch egal, wer beginnt. – Sag mal, hast du einen Namen?“
 
PUPPE 1:„Na klar habe ich einen Namen. – Möchtest du ihn wissen?“
 
PUPPE 2:Ja klar möchte wissen, wie du heißt. – Ich verrate dir anschließend auch, wie ich heiße.“
 
PUPPE 1:„Mich nennt jeder PUPPE.“
 
PUPPE 2:PUPPE heißt du?“
 
PUPPE 1:„Ja ich heiße PUPPE! – Du schaust so ungläubig. Was ist denn an meinem Namen so erstaunenswert?“
 
PUPPE 2:„Was ich merkwürdig finde, ist die Tatsache, dass auch ich PUPPE heiße?“
 
PUPPE 1:„Wie, du heißt auch PUPPE? - Du siehst doch ganz anders aus als ich. Und deshalb kann es doch nicht sein, dass du den gleichen Namen trägst wie ich?!“
 
PUPPE 2:„Wenn ich dich so ansehe, muss auch ich feststellen, dass wir tatsächlich so gar keine Ähnlichkeit haben.“
 
PUPPE 1:„Ich komme gar nicht darüber hinweg, dass alle uns PUPPE nennen. – Ob wir die gleichen Eltern haben?“
 
PUPPE 2:„Nee, das glaube ich nicht.“
 
PUPPE 1:„Ich glaube das auch nicht. – Mich würde interessieren, wer mit dir spielt?“
 
PUPPE 2:„Mit mir spielt keiner.“
 
PUPPE 1:„Das finde ich aber traurig. – Mit mir spielen viele. Vor allen Dingen meine Puppenmutter Marina.“
 
PUPPE 2:„Du hast eine Puppenmutter? – Ich habe keine.“
 
PUPPE 1:„Das glaube ich nicht, dass du keine Mutter hast.“
 
PUPPE 2:„Ist auch egal. Ich warte jetzt nur darauf, endlich ein wunderschöner Schmetterling zu sein.“
 
PUPPE 1:„Was erzählst du mir da? Du willst mir weiß machen, dass du dich zu einem Schmetterling entwickelst?“
 
PUPPE 2:„Ja selbstverständlich! – Ich bin die Vorstufe zum Schmetterling. Erst bin ich eine Raupe, dann eine PUPPE und zu guter Letzt ein Schmetterling.“
 
PUPPE 1:„Du siehst mich staunend! - Aus dir Winzling soll also ein Schmetterling werden?“
 
PUPPE 2:„Ganz bestimmt! – Wenn es soweit ist, werde ich bei dir vorbei fliegen und mich vorstellen.“
 
PUPPE 1:„Au fein. Darüber würde ich mich sehr freuen. So eine tolle Geschichte habe ich noch nie gehört. – Was bin ich froh darüber, dich angesprochen zu haben.“
 
PUPPE 2:„Da kann man mal sehen wie wichtig es ist miteinander zu reden. – Sag mal, was warst du eigentlich, bevor du das bist, das du heute bist?“
 
PUPPE 1:„Ich war immer PUPPE. Das heißt, ich wurde zur PUPPE gemacht. Viele Menschenhände haben mich aus vielen Einzelteilen zusammengesetzt und mich anschließend in einem Spielzeugladen zum Kauf angeboten.“
 
PUPPE 2:„Du wurdest verkauft?“
 
PUPPE 1:„Ja, das ist bei uns PUPPEN so üblich. Aber keine angst, das ist vollkommen okay so.“
 
PUPPE 2:„Das heißt also, dass man für dich bezahlen muss, um dich zu besitzen?“
 
PUPPE 1:„Ja, so kann man sagen.“
 
PUPPE 2:„Wir zwei tragen den gleichen Namen und sind doch so verschieden, was Herkunft und Lebensaufgabe betreffen. Und trotzdem haben wir was Gemeinsames“.
 
PUPPE 1:„Was denn“
 
PUPPE 2:„Wir beide erfreuen in unserer Vollendung die Menschen, wenn auch auf unterschiedlichster Weise: du mit deinem niedliches Gesicht, deinen blonden Haaren und dem entzückenden Kleidchen und ich durch meinen dünnen Körper und den vier großen, oft farbigen oder bunten Flügeln.“
 
PUPPE 1:„Ich wurde gesucht, gefunden und gekauft und habe eine Puppenmutter gefunden und du freust dich darauf, bald frei wie der Wind durch die Lüfte zu fliegen und niemanden zu gehören.“
 
PUPPE 2:„Ja so ist es. – Und nun lass mich schlafen und träumen.“
 
PUPPE 1:„Auch ich werde mich zur Ruhe begeben und hoffentlich einen schönen Traum haben.“
PUPPE 2:„Vielleicht begegnen wir uns in unseren Träumen heute zum zweiten Mal?“
 
PUPPE 1:„Ja, kann sein. - Wir lassen uns überraschen. - Ich wünsche Dir eine gute Nacht.“
 
PUPPE 2:„Gute Nacht und Danke dafür, dass du mich angesprochen hast.“

Wie in fast allen Sprachen dieser Welt, so gibt es auch im Deutschen viele Wörter, die eine Doppeldeutung (Polysemie = Mehrdeutigkeit von Wörtern)haben.
Meine Idee ist es, Doppeldeutungen in Geschichten zu verarbeiten. PUPPE trifft PUPPE ist meine erste Doppeldeutungsgeschichte.
Manfred Bieschke-Behm, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.08.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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