Marlene Remen

Herbst - Erinnerungen

Wenn am Morgen früher Nebel, von der Septembersonne aufgelöst,
wir wieder in den Garten gingen und blieben wie verzaubert stehn.
Es schien, als ob ein Maler, alles im Garten angemalt,
mit seinen allerschönsten Farben, wir glaubten kaum,
was wir da sahn.
Das Laub der Bäume und der Sträucher, in grün und gelb,
orange und rot, soviele schöne Farbnuancen, bis hin zu einem
tiefen Braun.
Und in den Blumenbeeten dort, nun Astern und die Dahlien blühten
und all die vielen Chrisanthemen, weißt du noch,wie die Farben glühten ?
Das lilablau, der vielen Früchte, drüben am großen Pflaumenbaum,
auch Winteräpfel waren bald reif, als Bratäpfel waren sie ein Traum.
Wo im Sommer Heckenrosen, unser Kinderherz erfreut, sah man
nun Hagebutten hängen, in gelb bis hin zu flammendrot.

Und überall ein Glitzern, Funkeln, so wie von tausend Diamanten,
wenn Sonnenstrahlen sich in Tautropfen brachen,
die an den Spinnen-Netzen hingen.

Ein paar Tage später dann, nahm Mama uns mit hinaus aufs Feld,
zu einem Bauern in der Nähe, die Kartoffelernte, sie begann.
An dem Felde angekommen, waren wir doch sehr enttäuscht,
dies sollte ein Garten sein, nur Erde soweit das Auge reicht.
Wo sind die Bäume und die Sträucher und wo die Blumen,
fragten wir, Mama lachte und erklärte :
Dies ist ein Feld und nur Kartoffel wachsen hier  !

Von dem Lohn, den sie bekam, gab Mama uns ein paar Groschen ab. Wie wir Beide uns da freuten, weil doch am Sonntag Kirmes war. Das Karusselfahren, ja, das mochten wir, doch viel lieber
noch die Bonbonbuden, soviel Leckeres gab es da,
wir konnten nicht genug von kriegen.
Wenn wir dann nach Hause kamen, brachten wir stets das
Gleiche mit, Bonbons, die wie kleine Brikett aussahen und
Anisbrocken mit silbernen Lakritzstreusel drauf, die waren
lecker, weißt du es noch ?
Doch eines, das vergaßen wir nie, von unseren letzten Groschen,
die wir hatten, kauften wir ein Stückchen Kokosnuß, weil Mama
sie so gerne mochte, brachten wir es ihr immer mit.

Dann kam für mich der große Tag, ich sollte in die Schule kommen.
Darauf freute ich mich schon sehr, ich wollte lesen, schreiben
und rechnen lernen. Dir aber hat das nicht gefallen, du weintest
nur :  Ach bleib doch hier !
Wenn Mittags ich nach Hause kam, wie war da die Freude groß,
etwas gegessen, Aufgaben gemacht und dann ging es auch wieder
los. Im Garten spielen, singen, lachen, ein Kind zu sein, wie war
das schön. Nur Dinge tun, die Kinder machen und sich an der
Natur erfreun.

Der Herbst mit seinen warmen Farben, er ist für mich die schönste
Zeit. Und eine Kindheit, so wie wir sie hatten, sie war für uns das
größte Glück.
Seh ich heute das erste Laub dann fallen, denk ich an diese
Zeit zurück.





 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.08.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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