Irene Beddies

Überraschung im Sommerhaus



Kommt meine Tochter vom Wochenende in ihrer Hütte im Wald zu mir zu Besuch und fragt verschmitzt: „rate mal, wer am Samstag zu Besuch bei uns war?“
Ich denke an ihren alten Liebhaber, an ihren Chef, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass der in den Wald fährt, um zu sehen, was seine Angestellte am Wochenende treibt. Ihre Schwester aus Darmstadt vielleicht? All das wird verneint, die Tochter grinst nur: „viel aufregender!“

Und dann sprudelt es aus ihr heraus: „Wie sonst kamen wir um die Mittagszeit im Häuschen an, packten aus und rissen alle Fenster auf.
Auf dem Tisch lagen wie üblich tote Fliegen, auf der Erde kringelten sich Wollmäuse.
Wir wärmten schnell eine Dose Erbensuppe auf und ließen uns draußen nieder. Da lief eine Maus am hellichten Tag an uns vorbei. So etwas Freches!
Als ich den Abwasch fertig und Klaus die Betten bezogen hatte, setzten wir uns zu einer gemütlichen Tasse Kafee an den Eßtisch, denn draußen zog ein Gewitter auf. Ich wippte ein wenig mit dem Fuß. Da stieß ich an etwas Weiches. Es war nicht Klaus‘ Bein, das kenne ich. Ich war an etwas wirklich Weiches gestoßen.“
Meine Tochter macht eine Kunstpause. Ich kann es nun vor Neugier nicht aushalten und platze los: „sag, was war es denn nun?“
„Warte doch Mama…Also ich bewegte mich nicht mehr unter dem Tisch und befahl Klaus, ebenfalls ganz ruhig zu sitzen. Langsam beugte ich mich nach unten und schaute unter den Tisch. Da lag doch tatsächlich..“. „Ein Hund!“, rufe ich, denn ich kenne die Sehnsucht meiner Tochter, einen Hund zu besitzen.
„Nein, Mama, da saß … ein Fuchs! Ein echter, lebendiger Fuchs. Der schaute zu mir auf, rührte sich aber nicht vom Fleck.
> Was ist denn los?<, fragte Klaus. Ich bedeutete ihm, ebenfalls unter den Tisch zu schauen.“
„Und? Was habt ihr gemacht?“
„Erst einmal haben wir gelacht, und zwar ziemlich laut. Das mochte der Fuchs wohl nicht und ist geflohen.“
„Dann wart ihr ihn ja los“, kommentiere ich.
„Das dachten wir auch. Als das Gewitter kam und wir gerade die Tür schließen wollten, war er plötzlich wieder im Zimmer. Nun jagten wir ihn mit dem Besen zu Tür und hinaus. Wir verriegelten sie, aßen unser Abendbrot und gingen schlafen.“
„Habt ihr von ihm geträumt?“
„Nein, denn lange konnten wir nicht schlafen, Geräusche weckten uns. Wir stellten fest, dass wir eine Mäusefamilie mit vielen Verwandten im Haus hatten. Daher also der Fuchs. Da das Gewitter vorbei war, machten wir die Tür wieder auf.“
„Ist der Fuchs wiedergekommen, um die Mäuse zu jagen?“
„Nein, nicht in der Nacht. Aber am Nachmittag, als wir unsere Sachen zusammenpackten, sahen wir ihn in der Nähe. Wir wissen jetzt, an welcher Stelle unter dem Schrank der Fußboden ein großes Loch hat. Ein Schreiner will nächstes Wochenende kommen, und das Loch zumachen. Bis dahin kann der Fuchs die Mäusefamilie dezimieren und auf dem Teppich schlafen.“



© I. Beddies

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.08.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Buch von Irene Beddies:

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Irene Beddies hat in diesem Band ihre Märchen für Jugendliche und Erwachsene zusammengestellt.
Vom Drachen Alka lesen wir, von Feen, Prinzen und Prinzessinnen, von kleinen Wesen, aber auch von Dummlingen und ganz gewöhnlichen Menschen, denen ein wunderlicher Umstand zustößt.
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