Dagmar Grigat

Ein Alien beschreibt den Planeten Erde


Es
ist ein kleiner Planet mit viel Land und vor allem viel Wasser. Die Spezies,
die ihn bevölkern, leben und sterben auch. Es gibt viele nieder entwickelte
Spezies und eine hoch entwickelte. Die hoch entwickelte Spezies nennt sich
Mensch. Sie hält nieder entwickelte Spezies in Käfigen oder Ställen mit
Gitterstäben, bis auf die ganz wilden, die leben frei. Andere niedere
Subspezies haben sie im Haus, spielen oder schmusen mit ihnen und gehen mit
ihnen spazieren.
Sie
kommunizieren über kleine digitale Apparate, in die sie sprechen oder tippen.
Auch sitzen sie oft vor rechteckigen schmalen Bildschirmen und tippen hinein
oder sprechen über eine eingebaute Kamera miteinander.
Wenn
am Menschen etwas kaputt geht, kommt er in ein großes Gebäude, in dem andere
Menschen in weißen Kitteln ihn aufschneiden, wieder zunähen und an Schläuche
hängen. Manchmal auch nur eins davon. Ist im oberen Teil des Menschen etwas
kaputt, kommt er in ein anderes großes Gebäude, wo er aber nicht aufgeschnitten
wird und frei herumlaufen kann. Ist es nicht ganz so schlimm, kann er auch in
ein anderes kleineres Haus gehen und eine Medizin bekommen. Das sind meist
kleine  runde Pillen.
Es
gibt auch Häuser extra für kleine Menschen und für alte Menschen. Die alten Menschen
haben das Verfallsdatum erreicht und müssen in absehbarer Zeit sterben, die
kleinen Menschen wachsen und werden zu erwachsenen Menschen. Sie kommen in
große Gebäude, die sie Schulen nennen. Dort müssen sie lernen, wie man
kommuniziert und sich auf dem Planeten zurechtfindet.
Wenn
die Menschen Junge kriegen, gehen sie meistens auch in so ein großes Haus. Dort
wird sowohl das Muttertier als auch das Junge sofort nach der Geburt betreut.
Die
Kommunikation ist trotz aller Technik fehlerhaft, denn es kommt dazu, dass
Menschen sich gegenseitig Leid zufügen und töten. Wenn sich massenhaft Menschen
töten, nennen sie das Krieg. Er entsteht, weil ein paar Menschen, denen sie
große Bedeutung beimessen, beschließen, dass gekämpft werden muss. Die Massen
machen einfach mit. Sie bringen sich nicht eigenhändig um, sondern benutzen
Feuerwaffen. Manche fahren in großen Maschinen und feuern laut, andere fliegen
in metallenen Flugmaschinen und lassen Bomben mit verheerender Wirkung auf die
Erde fallen.
Sie
haben Konstruktionen errichtet, die ihnen mehr schaden als helfen. So eine
ungetestete Bombe hat einmal eine Stadt ausgelöscht. Trotzdem wurden diese
Bombengebäude gebaut. Durch einen Unfall hat es wieder eine gefährliche
Strahlung gegeben und durch ein Erdbeben wurde ein anderes Gebäude beschädigt,
was wieder giftige Strahlung an das Wasser abgab. Nun werden diese Reaktoren
endlich abgeschaltet, aber die Menschen haben viele Regeln, um keine Fehler zu
machen, und machen sie trotzdem.
Vor
etwa 2000 Jahren hat ein weiser Mensch gelebt und die anderen gelehrt, es
richtig zu machen, aber keiner hat es getan. Die Menschen haben Gesetze und
Gebote, an die sie sich aber nicht immer, und auch nicht alle, halten.
Durch
die wachsende Automatisation und Technik haben die Menschen immer weniger
direkten Kontakt. Das beschränkt sich nicht nur auf den Krieg. Die meisten
Gespräche verlaufen entweder digital oder schriftlich. Selten kommen Menschen
durch direkte Anwesenheit in Kontakt, meist sprechen sie durch rechteckige
Kisten oder kleine ovale Sprechanlagen, oder sie schreiben sich damit
sogenannte Kurznachrichten.
Die
Kommunikation dieser Spezies findet hauptsächlich digital statt. Man arbeitet
an Maschinen, die die Menschen künftig auch aufschneiden und zunähen können
sollen. Selbst um die Maschinen zu bewegen, mit denen sie sich fortbewegen,
wird demnächst ein Autopilot eingesetzt, damit die Maschine problemlos in
Parklücken gelenkt wird.
Diese
Spezies ernährt sich auch nicht direkt. So werden Speisen aufwendig zubereitet,
es gibt sogar eigens dafür errichtete Häuser, in denen gegessen wird. Überhaupt
ist das Leben des Menschen kompliziert: Er braucht Maschinen, um sich
fortzubewegen. Er braucht Maschinen, um mit anderen Menschen zu kommunizieren,
er braucht Maschinen, um sein Essen zuzubereiten, und er braucht Maschinen, um
andere Menschen zu töten. Ja, sie schneiden sogar einander auf, wenn sie Junge
bekommen.
Das
Zusammenleben des Menschen ist auch kompliziert. So wird etwas unterschrieben,
wenn zwei Menschen zusammen leben wollen. Dann muss wieder etwas unterschrieben
werden, wenn diese zwei Menschen auseinander gehen. Es muss unterschrieben
werden, wenn ein Junges geboren ist, und es muss unterschrieben werden, wenn
das Junge woanders leben soll.
Die
Erde ist ein schwieriger Planet. Es gibt Umweltkatastrophen, im Winter muss
geheizt werden, manchmal geht das nicht, dann müssen ein paar Menschen
erfrieren. Die Menschen nehmen seltsame Dinge zu sich und kommen in ihren
Fortbewegungsmitteln um. Sie haben so ein rundes Ziffernblatt am Handgelenk,
nennen das Uhr, und fast alle Menschen haben meist keine Zeit. Sie haben
Termine und Fristen, die sie einhalten müssen, und es gibt eine Krankheit im
oberen Teil des Menschen, die nennt sich Stress. Der entsteht, wenn zu viel
innerhalb kurzer Zeit erledigt werden muss.
Ich
will nicht auf der Erde leben. Das ist mir zu kompliziert.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.09.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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