Marlene Remen

M u c k i - kleiner Freund 2. Teil

Mein Mann holte den Vogelkäfig aus dem Abstellraum, säuberte ihn
noch ein wenig und füllte etwas Futter und Wasser in die Näpfe.
"Mama, sagte meine Tochter, darf ich den Sand reinmachen ?"
"Ja, antwortete ich und war ganz versunken in den Anblick , der sich
mir auf meiner Hand bot. Mucki war doch tatsächlich auf meiner
Hand eingeschlafen und ich fühlte die Wärme seines kleinen Körpers.
"Wo stellen wir denn den Käfig hin, fragte mein Mann, der immer
sehr praktisch dachte. Ja, das war eine Überlegung wert und ich
entschied mich für die Küche, auf den alten Kühlschrank, der bald
ausrangiert werden würde, da wir einen Neuen brauchten. Die
Futternäpfe kamen auf den Boden des Käfig, Mucki war ja noch zu
klein, um auf einer Sitzstange zu sitzen. Ganz vorsichtig, um ihn
nicht zu wecken, setzte ich ihn in den Käfig und deckte diesen mit
einem Küchentuch ab.

Am nächsten Morgen schaute ich direkt nach ihm, er fühlte sich
offensichtlich wohl bei uns. An den Futterschalen konnte ich sehen,
daß er gefressen hatte, auch war er dabei, sein Gefieder zu säubern.
Wie lustig das aussah, wenn er die kleinen Flügelchen hob und sich
darunter putze.  "Mucki, rief ich ihn, Mucki !" und blieb eine Weile
bei ihm und schaute ihm zu. Dann wurde es aber Zeit, die Hausarbeit
zu machen. Doch kaum war ich aus der Küche gegangen, ging ein
unglaubliches Gekreische los. Ich dachte, er hätte sich weh getan und
ging zurück zum Käfig. Sobald er mich sah, war Ruhe, das ging eine
ganze Weile so weiter. Ging ich raus, Gekreische, kam ich zurück,
war Ruhe.  "Was mach ich nur mit dir ?" fragte ich und er schaute
mich mit schiefgelegtem Köpfchen an.  "Du willst bei mir sein, ja ?",
sagte ich und nahm ihn aus dem Käfig heraus, setzte ihn auf meine
Schulter und nahm ihn bei meiner Arbeit einfach mit.

So wurde er mein ständiger Begleiter bei der Hausarbeit, er hielt sich
immer prima auf meiner Schulter fest, knabberte an meinem Ohr-
läppchen oder zupfte an meinen Haaren. Ich redete viel mit ihm,
oder genauer gesagt, ich redete und er gab ganz leise, lustige Töne
von sich. Ein einziges Mal ist er doch heruntergefallen und ausgerechnet
in der Toilettenschüssel gelandet, die ich gerade reinigen wollte.
Zu seinem Pech war auch noch Scheuermilch an sein Gefieder
gekommen und so war er fällig für ein Bad im Waschbecken.
Er hat das lauwarme Wasser richtig genossen, war aber danach so
erledigt, daß er sich ohne zu Kreischen in ein kleines Handtuch hat
einpacken lassen und dann eingeschlafen ist. Er war nun schon ein
paar Wochen bei uns und so langsam bekam er einen Schwanz und
und auch die Flügelchen waren ganz schön gewachsen.

Wenn er im Käfig war, machte er immer öfter die Flügel weit ausein-
ander und dann war es soweit. Von meiner Schulter aus hat er seinen
ersten Flug gemacht, eine Runde durch das Wohnzimmer und ist dann
auf meinem Kopf gelandet. Von da an war der Käfig tagsüber immer
offen und wohin ich ging, er flog mir hinterher.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.10.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Mit dem Schreiben und Dichten, ist das so eine Sache.So war ich oft der Meinung, nur lyrisch Schreiben zu können, falls ich mich in einem annähernd, seelischen Gleichgewicht befände, erkannte aber bald die Unrichtigkeit dieser Hypothese.Wichtig allein, war der Mut des Eintauchens.Das Eins werden mit dem kollektiven Fluss des Ganzen. Meine Gedanken, zärtlich zu Papier gebrachten Gefühle,schöpfte ich stets aus diesem Fluss.

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